Wolfsburg. Die Veranstaltung im Kunstverein findet während der Ausstellung „Einfache Handlungen“ statt. Sie dauert 4 mal 1,75 Stunden.

Bum! Bum! Stille. Bum! Bum! Bum! Mit ihrem Besen stößt Tarabea Guastavino San Martin gegen die weißen Sockel der beweglichen Ausstellungswände des Kunstvereins auf Schloss Wolfsburg. Zu sehen ist zunächst nichts. Sie reinigt den Boden. Aufmerksam achtet Lisa Tschorn auf die Handlungen ihrer Kollegin. Sie ruft ihr zu: „Noch 48 Minuten!“ Tschorn protokolliert und korrigiert. Sie passt auch auf, auch wenn sie das gar nicht gerne hört: „Ich helfe ihr“, definiert sie ihre Aufgabe, „die richtige Haltung einzunehmen, den Rücken zu schonen“. Die gepflegte Frau sitzt auf einem Sockel der mobilen Elemente – mit Block und Bleistift.

San Martin kommt in gebeugter Haltung hinter einer anderen Ausstellungswand hervor und setzt ihre Arbeit mitten im Raum des Kunstvereins fort. Mit einem Feudel wischt sie über den Fußboden. „Achte auf den Abstand“, sagt Tschorn, „um ein Kunstwerk herum bitte einen Meter nicht feudeln“. Tschorn nickt, hält sich aber augenscheinlich nicht korrekt daran. Sie schätzt den Abstand nur. Für eine genaue Messung hätte sie ohnehin keine Zeit. Reinigungskräfte arbeiten in minütlich getakteten Zeiten. Dabei gilt es zwischen Ungelernten, die überwiegend knapp über dem Mindestlohn bezahlt werden, und ausgebildeten Gebäudereinigern zu unterscheiden, die Tariflohn erhalten. San Martin zieht Handschuhe über, wringt den Feudel im Wassereimer aus und setzt ihre Arbeit fort. „Aus den Knien heraus aufstehen“, rät ihr Tschorn. Das sei wichtig, um den Rücken zu schonen. So wie die Handschuhe die Haut vor Verunreinigungen und möglichen Chemikalien schützen. Das schütze vor berufsbedingten Erkrankungen. Schleife für Schleife wird der Fußboden feucht und sauber.