In diesem Zusammenhang sei erinnert, dass der frühere Schiller-Verehrer Hitler 1941 den „Wilhelm Tell“ für Schule und Theater verbieten ließ.

Wie katastrophal die Ernährungssituation 1946 war, zeigt ein Plakat „Bekanntmachung! Ausgabe von Eiern“ vom 7. März des „Bürgermeisters der Stadt Wolfenbüttel. Mull“, des späteren Stadtdirektors. Darin heißt es: „Nach Mitteilung des Oberpräsidenten der Provinz Hannover wird mit Genehmigung der Militär-Regierung an alle Verbraucher, mit Ausnahme der Selbstversorger in Eiern, in der 86. Zuteilungsperiode 1 Ei abgegeben …“ Auf dem Plakat war „1 Ei“ in großen Lettern, fett, mittig und mit Abstand zum übrigen Text gedruckt worden. Dass die Menschen bei dieser Ernährungslage auf „Hamsterfahrt“ gingen (Tausch von Wertgegenständen gegen Lebensmittel bei Bauern auf dem Land) und trotz drohender Bestrafung Schwarzhandel betrieben, ist verständlich, denn mit den Nahrungsmitteln über Lebensmittelkarten oder Bezugsscheine konnte man kaum oder gar nicht leben.

Die große Schriftstellerin Irina Korschunow (1925 bis 2013) hat eine Weile in dieser Zeit in Wolfenbüttel gelebt und darüber ihren Roman „Fallschirmseide“ geschrieben (Hamburg: Hoffmann und Campe 1990), in dem sich folgende Schwarzmarkt-Szene findet: „,Kann man die auch kaufen?‘ Der Mann griff sich einen der Eichendorffbände, blätterte, begann zu lesen, klappte das Buch wieder zu. ‚Es war, als hätt’ der Himmel…!‘, er lachte höhnisch. Scheiße.‘Vom Turm der Trinitatiskirche schlug es sieben, die Glocke am Kornmarkt stimmte ein … ‚Gib mir die Flaschen [alten Weines]’, sagte er, warf zwei Halbpfundpakete Kaffee in die Tasche und ging.“