Lucklum. . Eins wurde in der Vergangenheit immer deutlicher: Der Dornröschenschlaf, in dem sich das Rittergut Lucklum jahrzehntelang befand, ist beendet.

„Dornröschen macht gerade die Augen auf“, sagt Helmut Gockel, Geschäftsführer der für die historischen Gebäude zuständigen Güterverwaltung Reinau. Gastronomie, klassische und zeitgenössische Konzerte, Hochzeiten – das lange gut verschlossene Rittergut hat sich für die Öffentlichkeit geöffnet. Und nun das: Ins Rittergut ziehen auf Zeit junge Künstler ein, genauer: 29 Kunst-Studenten der Meisterklasse von Professor Thomas Rentmeister von der Hochschule für Bildende Künste (HBK) in Braunschweig.

In diesem Tagen bauen sie in der ersten Etage des Gutshauses in 20 Räumen – Rittersaal, Badezimmer, Abstellkammern und andere unbewohnte Zimmer – die Ausstellung „Interiora Patent“ auf, was soviel heißt wie „Das Innere liegt offen“. Eröffnet wird die Ausstellung, die sich über 700 Quadratmeter erstreckt, am Dienstag, 6. November, 19 Uhr. Weder der morbide Charme des Rittergutes noch die defizitäre Elektrik, die Patina, die den alten Räumen teils anhaftet, oder die mitunter schummrige Beleuchtung schreckte die 29 Studenten zu Beginn ihres zweiwöchigen Arbeitsaufenthaltes in Lucklum. Im Gegenteil. Spuren der Vergangenheit wie Wandverkleidungen, Ritteröfen oder altes Mobiliar, auch Architektur, Interieur und Dekoration werden hier und da in die künstlerischen Arbeiten integriert. „Die Studenten werden durch die Arbeit außerhalb der Museen und Galerien herausgefordert und nicht zuletzt für solche Aufgabenfelder für die Zukunft qualifiziert“, so Thomas Rentmeister. „Die jungen Künstler setzen sich an einem Ort mit einem Ort auseinander“, betont Elisabeth Vorderwülbecke, im Rittergut beschäftigte Kunsthistorikerin. Denn: Die meisten Kunstwerke, die bis 2. Dezember zu sehen sein werden, entstehen erst in den Gutsräumen. „Es gibt keine Vorgaben der Gutsverwaltung“, betont die Kunsthistorikerin. „Nur die Denkmalpflege muss beachtet werden, es darf nicht überall gebohrt werden.“