Wolfenbüttel. Urlaubsreisen sind teurer geworden. Doch das hält die Wolfenbütteler nicht vom Reisen ab, im Gegenteil, berichten die Reisebüros.

Was waren die beliebtesten Reiseziele 2023 und wo geht es in diesem Jahr hin? „Es drehte sich wieder alles – ganz klassisch – rund ums Mittelmeer. Da gab es kein Ziel, das besonders herausgestochen ist. Und das setzt sich auch in diesem Jahr so fort, was die Sommerziele anbelangt. Einen richtigen Trend gibt es nicht. Bei den Winterzielen jetzt im Frühjahr ist Thailand hervorzuheben“, sagt Ilka Friedrich vom Reisebüro am Elm in Cremlingen.

Leicht verstärkt habe es Nachholerreisen in Richtung der Fernziele USA, Kanada und Afrika gegeben, die nach Corona noch in der Pipeline waren. „In den sozialen Medien kursiert derzeit Albanien als Geheimtipp unter den Reisezielen. Dies können wir allerdings nicht unterschreiben. Eine Kollegin war privat in der Region im Urlaub und sagt, zwei bis drei Jahre sollte man dem Zielgebiet noch geben.“

Auch im Wolfenbütteler Reisebüro Werner gab und gibt es „keine großen Veränderungen bei den Reisezielen“, sagt Inhaber Olaf Werner. „Was bei uns eigentlich immer gut läuft, ist die Türkei. 2023 war auch Ägypten gut gebucht, das ist aufgrund des aktuellen Weltgeschehens etwas weniger geworden, aber wieder im Aufwind. Und was Spanien angeht, ist Mallorca nach wie vor unser Hauptziel.“

Urlabsplanung 2024: Geringeres Reiseangebot, mehr Frühbucher

„Wir haben grundsätzlich einen sehr starken Buchungsbeginn für 2024“, erklärt Philipp Cantauw vom Reisebüro Schmidt in Wolfenbüttel. Er ist Mitglied im Beirat der Tui. „Wir buchen in die Saison für dieses Jahr bereits seit September/Oktober 2023. Nach einem starken Vorjahr – wir lagen beim Umsatz in der Touristik insgesamt in 2023 etwa 11 Prozent über Vor-Corona-Niveau, also 2019 – liegen wir bereits zweistellig über dem Level vom vergangenen Jahr.“

Das habe den Hintergrund, dass es nach wie vor nicht die Kapazitäten gebe, die es vor Corona gab. „Es herrscht also eine Art Verknappungslage, die dazu führt, dass frühzeitige Buchungen getätigt werden. Hintenraus werden höchstwahrscheinlich nicht die Kapazitäten bestehen, um Last-Minute-Reisen tätigen zu können“, so Cantauw. Das Angebot sei noch nicht so groß wie vor Corona, die Auslastungsquote dafür umso höher.

Auch im Reisebüro Schmidt laufen alle Ziele rund ums Mittelmeer für die Sommersaison sehr gut, sagt der Geschäftsführer. Die Türkei sei wieder sehr stark, grundsätzlich auch Spanien und Portugal. Und Griechenland sei ein riesiger Trendsetter. Für Philipp Cantauw ist es eine Überraschung, dass sich Ägypten als Reiseziel im Winter schnell erholt hat: „Hier hatten wir weiter mit großen Einbußen gerechnet, das ist aber nicht der Fall gewesen.“ Nicht mehr wegzudenken seien zudem Kreuzfahrten. „Die Nachfrage ist dabei so groß, dass tatsächlich Schiffe mit über 100 Prozent Auslastung unterwegs sind“, weiß der Reiseexperte. Den starken Zuwachs in diesem Segment bestätigen auch Ilka Friedrich und Olaf Werner.

Reisen im Hoch: Preise, Qualität der Buchung und Umsätze gestiegen

Und wo liegen die Preise? „Die haben in diesem Jahr nochmal angezogen. Doch es wird einmal mehr geschluckt, weggenickt und gebucht. Es ist nicht so, dass die hohen Preise die Leute vom Reisen abhalten“, sagt Ilka Friedrich vom Reisebüro in Cremlingen. „Für den Sommerurlaub in Spanien oder der Türkei kann eine vierköpfige Familie in den Ferien bei gutem Hotelstandard für zwei Wochen etwa 5.000 Euro rechnen“, gibt sie als Richtwert an.

Nach den Coronajahren geben die Kunden mehr Geld für das Reisen aus, sind nicht sparsam dabei, buchen das bessere Hotel, das bessere Zimmer.
Olaf Werner vom Reisebüro Werner.

„Die gestiegenen Reisepreise sind – wie überall – bedingt diverse Faktoren: angefangen bei den Energiekosten über Verkehrsabgaben bis hin zu Personalkosten. Was auch zu einem überproportionalen Umsatzanstieg gegenüber den Personenzahlen führt. Aber auch in den Personenzahlen sind wir über Vorjahr“, erklärt Philipp Cantauw vom Reisebüro Schmidt.

Ähnliches berichtet Olaf Werner aus Wolfenbüttel: „Mit den Preiserhöhungen haben auch die Qualität der Buchung und damit die Umsätze deutlich zugenommen. Nach den Coronajahren geben die Kunden mehr Geld für das Reisen aus, sind nicht sparsam dabei, buchen das bessere Hotel, das bessere Zimmer.“ Und auch Philipp Cantauw bestätigt den Trend zu hochwertigen Buchungen: „Das 5-Sterne-Hotel vor dem 3-Sterne-Hotel.“ Die Kaufentscheidungen seien extrem schnell, es werde nahezu unmittelbar die Buchung vorgenommen – ohne langes Überlegen.

„Nach meiner persönlichen Einschätzung hat Freizeit an Wert gewonnen“, sagt Cantauw weiterhin. Das könne eine Nachwehe von Corona sein. „Wenn man zwei Jahre etwas nicht machen konnte, merkt man die Wertigkeit. Da gibt es ein Umdenken: Es wird sich mehr auf das Produkt konzentriert, anstatt auf die Preisebene.“

Hinzu komme, dass Urlaub in Deutschland extrem teuer geworden ist. Das Metier der Reisebüros sei alles, was aus Deutschland rausgeht. „Und man bekommt eine Urlaubsreise im 5-Sterne-Bereich im Ausland zu einem Preis, wo man in Deutschland vielleicht im 3-Sterne-Bereich liegt – und hier hat man nicht die Wettergarantie und meist nicht alles inklusive“, weiß der Reiseexperte. „Die deutschen Küsten haben zudem das Problem, dass es ein großes Angebot an Ferienwohnungen gibt, jedoch ein vergleichsweise geringes Angebot an entsprechenden Hotels.“

Urlaubsbuchung: Reisebüro versus Onlineanbieter

Und wie behaupten sich die Reisobüros gegenüber Onlineanbietern? „Mir persönlich macht das Internet gar keine Angst“, sagt Olaf Werner vom Reisebüro Werner. „Die Kundenfrequenz bei uns im Reisebüro hat deutlich zugenommen.“ Reisen bedeute auch Aufwand: Online-Check-in, Gepäckzubuchung.

Ganz ähnlich bestätigt dies auch Philipp Cantauw als Mitglied im Tui-Beirat: „Reisebüro wächst enorm in letzter Zeit – hier sind die Zuwachsraten stärker als bei Internetbuchungen. Je hochwertiger das Produkt, desto beratungsintensiver. Und diese Beratung wird gerne angenommen. Eine Onlineagentur gibt auch nur die Preise des Handelsherrn weiter, genau wie Reisebüros – da gibt es keinen Unterschied. Und die Beratung kommt bei uns noch kostenfrei obendrauf.“