Wolfenbüttel. In den vergangenen Monaten kam es in der Innenstadt zu zahlreichen Vorfällen mit Jugendlichen. Nun gab es eine Großkontrolle. Die Ergebnisse.

Es ist kurz vor 18 Uhr. Auf dem Kornmarkt werden gerade die letzten Backwaren verkauft. Im Buchladen nebenan ist auch bald Feierabend. Die Busse fahren den Knotenpunkt an. So ist die Lage am Kornmarkt in aller Regel an einem Abend in der Woche. An diesem Dienstag aber ergibt sich zwei Stunden später ein ganz anderes Bild. Die Polizei ist in großer Stärke vor Ort. Sie hat den Kornmarkt abgeriegelt, um Jugendliche und junge Erwachsene, die meisten mit Migrationshintergrund, zu kontrollieren.

Denn seit geraumer Zeit kommt es hier rund um die Hauptkirche, den Kornmarkt, die Fußgängerzone immer wieder zu Vorfällen, begründet die Polizei Wolfenbüttel. „In den vergangenen Monaten sorgt eine Gruppe aus Minderjährigen und jungen Erwachsenen beinahe täglich für Ärger“, berichtet Andreas Twardowski, Leiter des Wolfenbütteler Polizeikommissariats, während des Einsatzes. Ruhestörungen, Pöbeleien sind das auf der einen Seite.

Polizeieinsatz: Anwohner fühlen sich von Gruppe eingeschüchtert

Auf der anderen Seite soll es zu Straftaten gekommen sein. Konkret heißt das: Verstöße gegen das Waffengesetz soll es gegeben haben, sexuelle Belästigung, Bedrohungen. Schlagringe sollen die Jugendlichen teils bei den Treffen dabei gehabt haben, Böller sollen mitten in der Nacht gezündet worden sein. „Die Anwohnerinnen und Anwohner werden eingeschüchtert“, berichtet der Leiter unter anderem. Erst am Dienstagabend selbst soll eine Gruppe bei einer älteren Dame geklingelt haben, als die Wolfenbüttelerin schließlich die Tür öffnete, sollen die Jugendlichen obszöne Gesten gezeigt haben.

Hier wird eines der Gruppenmitglieder zum Polizeibus geführt.
Hier wird eines der Gruppenmitglieder zum Polizeibus geführt. © FMN | Rudolf Kaliczek

Es kam wohl häufiger zu Auseinandersetzungen, in denen auch die Anwohner eine Ansage machten, beziehungsweise es versuchten. Doch die Gruppe habe uneinsichtig reagiert, auch erste Maßnahmen der Polizei fruchteten nicht, berichtet die Polizei. „Das subjektive Sicherheitsgefühl, insbesondere der Anwohner, aber auch der Besucher der Fußgängerzone und der reisenden Gäste am Kornmarkt, wird durch das gruppendynamische Verhalten beeinträchtigt und gestört“, erklärt Twardowski.

Großkontrolle am Dienstagabend an zwei Standorten der Stadt

Viele Vorfälle, immer wieder – und eine steigende Anzahl von Straftaten. Aus dem Grund sagt der Leiter auch: „Eine Situation, die wir als Polizei Wolfenbüttel so nicht hinnehmen können.“ Die Folge: Am Dienstag zog die Polizei also mehr als 50 Kräfte zusammen, um in einer großangelegten Maßnahme in der Innenstadt die Personen zu kontrollieren. 33 junge Menschen, die überwiegend in Stadt und Landkreis Wolfenbüttel leben, nahmen die Beamten schließlich mit auf die Polizeiwache, um die Personalien aufzunehmen und Lichtbilder anfertigen zu können. „Diese wollen wir den Tatzeugen bestimmter Straftaten zeigen“, erklärt Twardowski.

Die persönlichen Sachen liegen in Beuteln auf dem Boden.
Die persönlichen Sachen liegen in Beuteln auf dem Boden. © FMN | Rudolf Kaliczek

An zwei Standorten im Stadtgebiet kontrollierten die Beamten die jungen Menschen schließlich. In einer Reihe stehen sie an einer Hauswand am Kornmarkt. Die Beamten nehmen ihnen die persönlichen Gegenstände ab, verstauen sie in Beutel. Sie werden ab und an laut und deutlich ermahnt, nicht miteinander zu reden, sich nicht umzudrehen. Manch einer tut es trotzdem und grinst. Immer wieder klingelt mal ein Handy im Beutel. Dann werden sie auf die Polizeibusse verteilt und zur Dienststelle gebracht.

Hier beginnt gleich nach dem Einsatz die Auswertung, die Ergebnisse teilte die Polizei am Mittwoch mit: So konnten, teilt die Polizei mit, mehrere der Jugendlichen zu bereits aufgenommenen Straftaten zugeordnet werden. „Es wurden diverse Platzverweise erteilt“, berichtet Polizeisprecherin Carolin Spilker.

Die Kontrolle fand unter anderem am Wolfenbütteler Kornmarkt statt.
Die Kontrolle fand unter anderem am Wolfenbütteler Kornmarkt statt. © FMN | Katharina Keller

Es soll aber nicht bei diesem großen Einsatz bleiben. Twardowski kündigt an, dass die Polizei in der kommenden Zeit Präsenz zeigen wird, im Fall der Fälle immer wieder Platzverweise aussprechen wird. In diesem Punkt sind sich der Kommissariatsleiter und Wolfenbüttels Bürgermeister Ivica Lukanic offensichtlich einig. „Auf Hinweise aus der Wolfenbütteler Bevölkerung an den Bürgermeister und den Leiter des Polizeikommissariats sind die Polizei Wolfenbüttel und Mitarbeitende der Stadtverwaltung aktiv geworden. Neben den erforderlichen repressiven Maßnahmen muss auch die Präventions- und Integrationsarbeit verstärkt werden“, teilt der Bürgermeister mit. Hierbei sei ihm insbesondere die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt des Landkreises wichtig, heißt es. „Wir müssen alternative Angebote schaffen“, macht auch Twardowski an dieser Stelle noch einmal deutlich.