Wolfenbüttel. Wie groß ist das Rassismus-Problem der Polizei – und was kann man dagegen tun? Auf dem Podium der Ostfalia sitzen am 23. Mai auch zwei Polizisten.

Die Polizei hat ein Problem, davon sind vier Studierende der Fachhochschule Ostfalia überzeugt. Ein Problem, an dem es nichts zu deuteln gibt. Zeit, darüber zu reden, finden Anastasia Anastasiadou, Seherzada Bajraktarevic, Olivia Garza Mendia und Rebecca Wisniewski. Die vier studieren „Präventive Soziale Arbeit“ mit Schwerpunkt Kriminologie und Kriminalprävention und haben ein öffentliches Podiumsgespräch organisiert. Es trägt den Titel „Die Polizei hat ein Rassismus-Problem. Punkt“ und findet am 23. Mai in Wolfenbüttel statt.

Es geht um Themen wie Racial Profiling

Der Titel ist Programm. „Wir wollen nicht darüber diskutieren, ob es Rassismus innerhalb der Polizei gibt“, erklärt Rebecca Wisniewski. Stattdessen wolle man darüber sprechen, wie sich das Problem äußert – und welche Lösungsansätze denkbar sind. Der Verlauf der NSU-Ermittlungen, immer noch ungeklärte Todesfälle in polizeilichem Gewahrsam oder auch die mittlerweile vielfältigen rassistischen Chats unter Polizisten sind den Studierenden Anlass genug.

Anregungen erhoffen sich die Studierenden von den Podiumsgästen, die das Phänomen aus verschiedenen Blickwinkeln angehen: dem kritischen Polizeiwissenschaftler Rafael Behr, der Landessprecherin der Grünen Jugend Pia Scholten und Vertreter einer Beratungsstelle für Opfer rassistischer Gewalt. Außerdem kommen zwei Vertreter der Polizei zu Wort. Es soll um Themen wie Racial Profiling – Kontrollen allein aufgrund des Erscheinungsbildes oder ethnischer Merkmale – und Gewalt durch Polizisten gehen.

Salzgitters Kripo-Chef mussten die Veranstalter nicht lange bitten

„Wir sind der Meinung, dass darüber immer noch zu wenig gesprochen wird“, erklärt Wisniewski. Sie bezieht sich auf Fälle wie den Tod von Oury Jalloh, der im Jahr 2005 in einer Zelle der Polizei in Dessau starb. Oder den regionalen Fall von „Johnson“, einem Schwarzen, der am Neujahrsmorgen von der Polizei Braunschweig festgenommen wurde und im Gewahrsam starb.

Ziel der Veranstalter ist es, unterschiedliche Positionen an einen Tisch zu bringen. Bei Salzgitters Kripo-Chef Alexander Uebel rannte man offene Türen ein. Was die Studierenden selbst überraschte. „Wir dachten, es würde schwieriger sein, jemanden von der Polizei zu gewinnen und freuen und umso mehr, dass man sich sofort bereit erklärte, am Gespräch teilzunehmen.“

Das Podiumsgespräch findet am 23. Mai im Hörsaalzentrum der Ostfalia, Am Exer 11, in Wolfenbüttel statt. Einlass: 17.30 Uhr, Beginn 18 Uhr.

Zu Gast sind: Rafael Behr (Professor für Polizeiwissenschaften), Pia Scholten (Sprecherin Grüne Jugend Niedersachsen), Arthur Huhn (Beratung für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt) sowie Matthias Pintak und Alexander Uebel von der Polizeiinspektion Salzgitter-Peine-Wolfenbüttel.