Lucklum. Wald und landwirtschaftliche Nutzfläche müssen kein Gegensatz sein. Das Rittergut setzt im Umgang mit Klimawandel und Artensterben auf den Agroforst.

Bereits im vergangenen Jahr hatte das Rittergut Lucklum rund fünf Hektar Ackerfläche zum sogenannten Agroforstsystem umgebaut. Jetzt ging das klimafreundliche Projekt in Lucklum in die zweite Runde. Auf weiteren 30 Hektar Fläche werden derzeit rund 9500 Pappeln, 130 Walnussbäume sowie rund 1700 Hecken, Büsche und Gehölze gesetzt. Beim Agroforst kombiniert man Gehölze mit Ackerkulturen und/oder Tierhaltung auf ein und derselben Fläche – ein Konzept mit vielen ökologischen und auch ökonomischen Vorteilen.

Zum Start im vergangenen Jahr waren 150 Pappeln, 20 Walnussbäume und viele andere Baumarten gepflanzt worden. „Von der Kombination aus Acker- und Grünlandnutzung sowie mehrjährigen Gehölzen versprechen wir uns langfristig eine nachhaltigere und in Summe auch wirtschaftlichere Nutzung der Flächen“, erklärt Helmut Gockel, Geschäftsführer des Rittergutes Lucklum. „Bei all unseren Aktivitäten in der Land- und Forstwirtschaft stehen zudem Nachhaltigkeit sowie Klima- und Artenschutz in der Region im Mittelpunkt. Das alles vereint das Agroforstsystem auf einer Fläche.“

Weniger Erosion, mehr Wasser in der Fläche

Baumreihen, Hecken und Büsche bieten unter anderen Schutz vor Wind und Erosion, minimieren die Austrocknung der Felder und helfen beim Hochwasserschutz. Das Mikroklima auf den Agroforstflächen ist deutlich besser, da die ganzjährig vorhandenen Hölzer unter anderem durch die Verdunstung die Fläche kühlen. Das Wurzelwerk sorgt zudem dafür, dass mehr Wasser in der Fläche bleiben kann. Darüber hinaus heizen sich bepflanzte Flächen nicht so schnell auf wie dunkle Ackerflächen. Agroforst kann außerdem die Auswirkungen von Extremwetterereignissen abmildern und so gleichzeitig zum Hochwasserschutz beitragen indem sie das Abschwemmen wertvollen Ackerbodens verhindern.

Weiterer wichtiger Punkt: Die Pflanzen sind Nahrungsquelle und Unterschlupf für viele Tiere sowie Insekten und unterstützen so auch die Artenvielfalt. „Die Gehölzstrukturen und Saumbereiche stellen für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten einen wertvollen Lebensraum dar. Sie schaffen Rückzugsgebiete für Wild, insbesondere Niederwild, und fördern Nützlinge im Ackernahbereich“ erklärt Hans-Frederik Berg, Leiter der Biolandwirtschaft auf dem Rittergut. Den Flächenverlust sollen unter anderem die Nutzung des Holzes etwa für die Hackschnitzelanlage des Rittergut ausgleichen. Angesichts des Klimawandels hofft das Rittergut aber auch, über Agroforstsysteme und ihre Auswirkungen etwa auf die Wasserwirtschaft der Flächen die Erträge konstant zu halten.

Testlabor und Vorreiter

„Wir denken bei unseren Projekten zudem immer generationenübergreifend. Wir müssen jetzt und hier bei uns in der Region handeln, um die Folgen des Klimawandels zu mildern“, betont Helmut Gockel. „Denn natürlich brauchen Umstellungen in der Landwirtschaft wie die auf das Agroforstsystem Zeit, um zu wachsen und sich zu entwickeln. Übrigens ganz ähnlich wie im Forstbereich, wo wir allerdings mit noch längeren Zeiträumen rechnen müssen“, so Gockel weiter. „Wir sehen uns in dieser Hinsicht auch ein bisschen als Testlabor und Vorreiter für andere Landwirte und Landwirtinnen in der Region. Und hoffen deshalb nicht nur, dass das Projekt die Erwartungen erfüllt, sondern auch, dass es viele Nachahmer findet.“