Wolfenbüttel. Die Geschichtswerkstatt um Heimatpfleger Rudolf Fricke hat eine Broschüre mit historischen Themen aus dem Wolfenbütteler Stadtteil herausgegeben.

Geschichtswissenschaft mit regionalem Bezug findet in der Lessingstadt nicht nur in den Museen statt. So legte die von Stadtheimatpfleger Rudolf Fricke initiierte Geschichtswerkstatt bereits im Dezember eine Broschüre vor, in der Themen aus der Juliusstadt behandelt werden.

Den Hauptteil bilden laut Fricke drei Erlebnisberichte zur Bombardierung der Juliusstadt am 29. März 1945, die seinerzeit die Wohnbebauung schwer beschädigte und mindestens sieben Menschen das Leben kostete. Ergreifend lesen sich beispielsweise die Erinnerungen der heute 87-jährigen Marianne Butschek, wie sie buchstäblich in letzter Sekunde Schutz im Bunkerkeller ihres Elternhauses fand und, obwohl das Gebäude völlig zerstört wurde, dennoch unversehrt blieb.

Bürger-Engagement zur Zeit der Herzöge

In einem anderen Beitrag der Broschüre beschreibt Hans-Joachim Kröger seinen Schulweg durch die Juliusstadt gegen Ende der 1950er Jahre. Dabei ruft er manche, früher dort angesiedelte, jetzt aber längst vergessene Geschäfte in Erinnerung und streut auch kleine Anekdoten mit ein. Tief in die Vergangenheit geht es mit zwei Beiträgen, in denen die Umbenennung von „Gotteslager“ in „Juliusstadt“ sowie die frühe Schulsituation in der Vorstadt thematisiert wird. Dabei tritt immer wieder eine „Bürgerinitiative“ hervor, die sich in der herzoglichen Zeit erstaunlich selbstbewusst für die Interessen der Bewohner des Stadtteils einsetzte.

In der Broschüre wird auch noch einmal das Geschehen um die 1993 erfolgte Aufstellung des Reiterstandbildes auf dem Juliusmarkt aufgegriffen. Das Kunstobjekt war damals so umstritten und die Aufstellung von solch heftigen Bürgerprotesten begleitet, dass sogar der NDR in einem Fernsehbeitrag darüber berichtete. Heute kann man hingegen sagen, dass der „Kleine Reiter“ zu einem Wahrzeichen der Juliusstadt geworden ist.

Nächstes Projekt: Auguststadt

Die Geschichtswerkstatt werde sich weiter mit Geschichte und Geschichten aus der Juliusstadt befassen, betont Fricke, denn es gebe noch viele Themen zu bearbeiten. Beispielhaft nennt er die Engel-Apotheke, die Konsum-Verkaufsstelle und die Schuhfabrik Leimbach & Kämpfe. Schwerpunktmäßig wolle man nun aber auf die Auguststadt blicken. Hier hofft Fricke für die jüngere Stadtteilgeschichte noch auf die Unterstützung alteingesessener Auguststädter.

Erhältlich ist die 48-seitige Broschüre zur Juliusstadt mit dem Obertitel „Erkundetes – Erzähltes – Erlebtes aus Wolfenbüttel“ für den Preis von 5 Euro bei der Theaterkasse (Stadtmarkt 7a) oder bei Stadtheimatpfleger Rudolf Fricke, Telefon: (05331) 32839, E-Mail: wf.heimatgeschichte@t-online.de. Auch wer Interesse an einer Mitarbeit hat oder einfach nur mehr über die Geschichtswerkstatt wissen möchte, kann sich an Fricke wenden.