Wolfenbüttel. Bäckermeister Carsten Richter begrüßte 15 Kinder aus der Ukraine in seiner Backstube – und richtete deutliche Worte an die Politik.

Wegen der Corona-Pandemie war es schon eine Weile her, dass Carsten Richter zuletzt eine Gruppe von Kindern in die Backstube seiner Altstadt-Bäckerei eingeladen und zum Mitbacken aufgefordert hatte. Wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Wolfenbüttel berichtet, war es kurz vor Weihnachten nun aber wieder so weit.

Ab 2023 sollen die Gruppen nun wieder regelmäßig kommen, und als eine Art Vorhut gastierte jetzt eine Gruppe von 15 Flüchtlingskindern im Backhaus an der Dr. Heinrich-Jasper-Straße. Und auch das machte es zu einer ungewöhnlichen Veranstaltung: „Wir konnten etwa die Hälfte aller Kinder aus der Notunterkunft Schweigerstraße mitbringen“, sagte Maike Ränger. Sie hatte das Treffen für die DRK-Flüchtlingshilfe organisiert und freute sich sehr, wie locker und gelöst alle Teilnehmer an den Tischen standen, Teig ausrollten und die Plätzchen ausstachen. „Die Stimmung ist erstaunlich wenn man weiß, was diese Kinder teilweise hinter sich haben“, meinte auch Carsten Richter.

Ausgelassene Jungbäcker

Das Ziel der Organisatoren: Die Kinder sollten mal was anderes erleben, raus aus der Notunterkunft und ein Stück weit Normalität spüren. Für gute Laune sorgte Richters Produktionsleiter Conni Lehmann, der von DRK-Mitarbeiter und Übersetzer Daniel Krom unterstützt wurde. „Diese Ausgelassenheit in einer Backstube ist an der Schweigerstraße so nicht möglich“, sagte Maike Ränger. Sie arbeitet im Hauptberuf in der Buchhaltung der Lebenshilfe. „Aber als ich den Aufruf gelesen habe, dass das DRK ehrenamtliche Helfer sucht für die Flüchtlingshilfe, habe ich gleich gewusst: Das ist mein Ding.“

Seitdem trifft sie sich einmal pro Woche mit den Kindern, sorgt für Spiele, bastelt mir ihnen. Sie hat dabei ähnliche Erfahrungen gemacht wie Carsten Richter: „Die Flüchtlinge aus der Ukraine sind engagiert, interessiert, sie wollen was erreichen.“ Der Bäckermeister hat allerdings eine ganz klare Forderung an die Politik: „Bieten Sie mehr Sprachkurse an!“ Er fühle sich auf fatale Weise an die Flüchtlingswelle 2015 erinnert. „Bis es da losging, gab es unendlich viele bürokratische Hürden zu überwinden.“

„Schneller werden und unbürokratischer“

Er fordert ein Umdenken. „Wir müssen schneller werden und unbürokratischer. Sonst schaffen wir es nicht, den Menschen Deutsch beizubringen und sie zu integrieren.“

Zumindest die Kinder aber besuchen zu einem Großteil die Schule, und auch die Aktion im Backhaus Richter trug schon ein kleines bisschen zu diesem Ziel bei: „Guten Appetit“ konnten am Ende alle Kinder sagen – und eine ordentliche Tüte selbstgebackener Kekse mit in die Schweigerstraße nehmen.