Wolfenbüttel. Das Krankenhaus wird 2023 voraussichtlich ein Minus in Höhe von 2,6 Millionen Euro einfahren. Die Gründe dafür erfahren Sie hier.

Corona-Pandemie, Personalnot, Fachkräftemangel – nun stellt die steigende Inflation Krankenhäuser vor die nächste Herausforderung. In der Diskussion ist längst, dass sich vor allem die Versorgung von Schwangeren verschlechtern könnte, weil Geburtsstationen für Kliniken nicht wirtschaftlich zu betreiben sind. Die Bundesregierung will mit einer Reform und Millionenhilfen gegensteuern. Doch die reichen nach Ansicht von Axel Burghardt, Geschäftsführer des Städtischen Klinikums in Wolfenbüttel, nicht aus, um die Krise der Krankenhäuser zu überwinden. Nicht nur die Geburtshilfe, sondern nach jetzigem Stand werde die gesamte Krankenhauslandschaft sehenden Auges vor die Wand gefahren, kritisiert er.

„Gewaltige Kostensteigerungen, aufgrund hoher Energiepreise und einer enormen Inflationsrate, stehen einer gut vierprozentigen Erhöhung der Fallpauschalen in 2023 gegenüber“, erläutert er. Von der seien den Krankenhäusern aber mit einem gerade verabschiedeten Gesetz vorab 400 Millionen Euro entzogen worden.

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Das Fallpauschalen-System ist schon lange in der Kritik: Für Behandlungen bekommen die Kliniken von den Krankenkassen fixe Zahlungen pro Patient, abhängig von der Diagnose. Zum einen monieren Kritiker, dass dieses System für Krankenhäuser ein Anreiz ist, die Zahl gewinnbringender Operationen zu steigern und eher defizitäre Abteilungen wie die Kinder- und Jugendmedizin oder die Geburtshilfe abzubauen. Krankenhäuser warnen indes verstärkt davor, dass die Einnahmemöglichkeiten über die Fallpauschalen nicht reichen, um die Kostensteigerungen auszugleichen. Was außerdem auf die Häuser zukommt: Es stehen Tarifverhandlungen an und damit Lohnerhöhungen – aus Sicht Burghardts absolut gerechtfertigt. Aber auch das führe zu weiter steigenden Ausgaben.

„Wir planen deshalb für das kommende Jahr, trotz voraussichtlicher Ertragssteigerung, mit einem Minus in Höhe von 2,6 Millionen Euro – und das als grundsolides, wirtschaftlich gesundes Krankenhaus, welches noch nie rote Zahlen schrieb!“, sagt Burghardt. Für viele andere Häuser werde sich in naher Zukunft die Existenzfrage stellen, ist er überzeugt.

Darüber hinaus bleibt der Fachkräftemangel für die Kliniken ein Problem. Das St. Elisabeth-Krankenhaus in Salzgitter-Bad musste erst kürzlich die Geburtsstation aus Personalnot vorübergehend schließen. Auch das Klinikum in Wolfenbüttel stellt die Fluktuation in der geburtshilflichen Abteilung vor Probleme. Kurzfristig darauf zu reagieren beziehungsweise Personal zu finden, sei kaum möglich und werde in Zukunft noch schwieriger, so Burghardt. Derzeit befänden sich verhältnismäßig viele Kolleginnen der Geburtshilfe in Mutterschutz oder Elternzeit – „was zwar der schönste Ausfallgrund ist, uns aber auch vor zusätzliche Aufgaben stellt.“ Noch meistere das Team die Situation aber bravourös. Im Klinikum Wolfenbüttel werden rund 900 Kinder pro Jahr geboren.