Wolfenbüttel. Wie denken die Wolfenbütteler Landtagskandidaten über die großen Themen der Mobilität? Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) fragte nach.

Der hiesige Kreisverband des Verkehrsclubs Deutschland e.V. (VCD) hat vier Wolfenbütteler Kandidaten für die Landtagswahl (9. Oktober) um die Beantwortung von Fragen aus dem Bereich Verkehrspolitik gebeten. Die Antworten von Björn Försterling (FDP), Jan Schröder (SPD), Nico Söhnel (Grüne) und Holger Bormann (CDU) wurden in Interviews an den Wahlkampfinfoständen in der Fußgängerzone gegeben.

Zum Punkt Anschlussangebot für das 9-Euro-Ticket gab es von allen Kandidaten grundsätzlich eine Befürwortung. Wie dieses Ticket ausgestaltet werden soll, darüber gab es unterschiedliche Vorschläge für den Preis – auch noch abhängig von der Gültigkeit in Region, Bundesland oder auf Bundesebene: die FDP hält einen Betrag von monatlich 39 bis 59 Euro für realistisch und verweist auf die Kosten für das Land Niedersachsen von 300 Millionen Euro. Die SPD könnte sich mit einem Jahresticket für 365 Euro oder 49 Euro monatlich anfreunden.

Die Grünen unterstützen ebenfalls einen jährlichen Betrag von 365 Euro für Niedersachsen (im Wahlprogramm für den Landtag) bzw. von 29 Euro monatlich für Niedersachsen und 49 Euro monatlich bundesweit. Auch die CDU könnte ein 365-Euro-Ticket für Niedersachsen unterstützen. Holger Bormann kann sich auch ein kostengünstiges Familyticket vorstellen.

Beim Thema Stärkung der Schiene gibt es von allen Kandidaten Unterstützung. Björn Försterling bringt außer dem überfälligen Haltepunkt Wendessen noch Groß Stöckheim ins Gespräch und kann sich zum Punkt Elektrifizierung mit Wasserstoff betriebene Züge der Firma Alstom vorstellen. Jan Schröder möchte stillgelegte Bahnstrecken reaktivieren und vor allem den ländlichen Raum mit Schiene und Bus stärken. Nico Söhnel befürwortet die Reaktivierung und Elektrifizierung von Strecken und möchte mehr Direktverbindungen schaffen, zum Beispiel zwischen Wolfenbüttel und Baddeckenstedt. Holger Bormann kann sich Beschleunigungen durch Digitalisierung vorstellen.

Der Weiterbau der Autobahn A39 wird von allen Parteien außer den Grünen unterstützt, die als Alternative die Heidebahn (Braunschweig-Gifhorn-Uelzen) leistungsfähig ausbauen möchten. Einen Ausbau der Bahnverbindungen schließen die anderen Parteien zwar nicht aus, sehen das aber nicht als Priorität an. Die Notwendigkeit, den Güterverkehr stärker auf die Schiene zu verlagern, wird von allen Parteien betont, wobei Björn Försterling und Holger Bormann auf die aktuell bevorstehenden verstärkten Kohletransporte per LKW hinweisen.

Zum Fahrradschnellwegenetz gibt es grundsätzlich von allen Seiten keine Ablehnung, wobei Jan Schröder anmerkt, dass für ihn der Ausbau von Radwegen entlang sämtlicher Landstraßen Vorrang vor Fahrradschnellwegen hat. Die überregionale Verknüpfung der Radwege – koordiniert vom Land Niedersachsen – wird überwiegend für sinnvoll gehalten. Nico Söhnel weist auf den Landkreise übergreifenden Innerste-Radweg als positives Beispiel hin. Der Verlauf des geplanten Radschnellwegs zwischen Wolfenbüttel und Braunschweig wird in der Politik noch kontrovers diskutiert.

Zur Beschleunigung bei der Realisierung von Projekten des Öffentlichen Verkehrs wird von allen Kandidaten auf die fehlenden Planungskapazitäten hingewiesen. Beim Projekt Bahnhaltepunkt Wendessen ist dafür hauptsächlich die DB verantwortlich. Dass Wendessen – seit 2016 im Gespräch – jetzt erst frühestens Ende 2027 zum Haltepunkt werden soll, wird von allen Parteien bedauert.