Hornburg. Die Arbeiten für Wiedervernässung einer Teilfläche des Großen Bruchs stehen kurz vor Abschluss. Ein Ortstermin gibt Einblick in das Vorhaben.

Zufrieden, so der Wasserverband Peine in seiner Mitteilung, blickt Andreas Memmert, Bürgermeister der Gemeinde Schladen-Werla und Sprecher der Flussgebietspartnerschaft Nördliches Harzvorland, auf die Baustelle im Großen Bruch bei Hornburg. Nach Ostern hatten demnach die Arbeiten für ein kleines, aber wichtiges ökologisches Projekt auf einer gemeindeeigenen Fläche begonnen.

„Wir stehen mit dieser Maßnahme kurz vor dem Abschluss. Die erfahrene Fachfirma Blümler leistet gute, strukturierte Arbeit und agiert umsichtig in dieser dem Naturschutz dienenden Fläche“, wird Memmert beim Ortstermin an der Baustelle zitiert. „Wir setzen uns hier mit der Wiedervernässung auf unserer Teilfläche für die naturnahe Moorentwicklung im Großen Bruch ein. Damit leisten wir einen Beitrag zur Verbesserung der Biodiversität sowie zum Klimaschutz – und den Hochwasserschutz haben wir ebenfalls mit betrachtet.“

Das Land fördert

Das Land Niedersachsen fördert laut Wasserverband diese Maßnahme mit rund 76.500 Euro aus dem GAK-Programm (Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes – hier im Bereich nicht-produktive investive Maßnahmen des Naturschutzes). Der Förderbescheid sei im Herbst 2021 erteilt worden. Insgesamt erfordere dieses Projekt im großen Bruch knapp 78.000 Euro Baukosten.

Für die Wiedervernässung dieser Teilfläche im Großen Bruch seien anteilig Drainagen gekappt worden. „Ein wichtiger erster Schritt, um das Niederschlagswasser nicht mehr abzuleiten, sondern in der Fläche zu halten und so zur natürlichen Wiedervernässung zu nutzen. Damit kann sich hier vor Ort die moorige Landschaft wieder nachhaltig ausbilden und damit einen Lebensraum für Insekten und weitere Arten schaffen – ein wichtiger Beitrag zum Insektenschutz und zur Biodiversität“, so Beatrice Kausch, Leiterin des Flussgebietsmanagements beim Wasserverband Peine, eine Zielstellung des Projekts. „Wir haben uns bei der Planung der Arbeiten eng mit dem Wasserverband Hornburger Bruch sowie der Feldmarkinteressenschaft abgestimmt. Das war ein sehr praxis- und zielorientiertes Vorgehen und hat zur schnellen Umsetzung beigetragen, dafür ein herzliches Dankeschön.“

Diese gemeinsamen Planungen stellten sicher, dass die Interessen von Naturschutz und Landwirtschaft bei dieser Maßnahme berücksichtigt würden. Es gibt Pufferzonen, um eine Vernässung landwirtschaftlich genutzter Nebenflächen zu vermeiden. Zudem werde die Befahrbarkeit von Randstreifen erhalten, die der Gewässerunterhaltung dienen.

Wichtige Bausteine des Projekts sind nach Angaben des Wasserverbandes drei neue Mulden, die in diesen Tagen auf dem Gelände angelegt werden. Die westlich gelegene Mulde sei mit 1620 Quadratmetern flächenmäßig die größte, im östlichen Flächenteil entstünden zwei Mulden mit 1040 sowie 1270 Quadratmetern Fläche. Alle drei Mulden sind durchschnittlich bis zu 70 Zentimeter tief.

Bodenschicht abgetragen

„Der Bagger hat dafür die obere Bodenschicht abgetragen. Sie besteht weitestgehend auf Torf, den wir hier in der Fläche so verteilen, dass er seine CO-speichernde Wirkung weiter erhält“, so Kausch. Die Mulden, in denen sich das Niederschlagswasser sammeln werde, würden sich zu Feuchtbiotopen weiterentwickeln. Sie leisteten damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität.

„Besonders für Insekten wie heimische Libellen, aber auch für Amphibien und kleine Säugetiere wird das Niedermoor einen attraktiven Lebensraum bieten. Ihre Vielfalt dürfte mit der Feuchtbiotopausgestaltung des Terrains zunehmen.“ Störche seien schon jeden Tag an der Fläche zu sehen, ergänzt Ingenieurin Kausch. Eine insektenfreundliche Saatgutmischung werde ausgebracht werden, ansonsten entwickele sich die umgestaltete Fläche natürlich ohne menschlichen Einfluss weiter.

Blick auf den Torf

Rund 2100 Kubikmeter Boden wurden zur Herstellung der drei Mulden bewegt, heißt es weiter. „Sie verbleiben auf dem Gelände. Sowohl bei der Zwischenlagerung wie auch bei der späteren Verteilung auf der Fläche rund um die Biotope ist darauf geachtet worden, dass der Torf nicht mineralisiert. Dabei würden durch eine stärkere Belüftung des Torfs natürliche Umbauprozesse ablaufen, die unter anderem gebundene Mineralstoffe und auch CO oder Lachgas in die Umwelt abgeben könnten“, werden die Planer des Wasserverbands Peine in der Mitteilung zitiert.

Damit wäre der klimaschützende Effekt verloren. „Ihn wollen wir mit dem sorgsamen Umgang mit dem Erdaushub erhalten. Die Wiedervernässung dient der Rückgewinnung eines Niedermoors, das dann langfristig und nachhaltig Biodiversität und Klimaschutz befördert“, fasste Memmert zusammen. Er freue sich, dass die Gemeinde Schladen-Werla mit dieser Maßnahme auf den gemeindeeigenen Flächen zu einem Vorreiter des Moorschutzes in der Region geworden sei. „Wir begrüßen die Diskussionen um weitere Wiedervernässungsprojekte im Großen Bruch wie auch landesweit. Die Moor-Pflege ist eine der wichtigen ökologischen Aufgaben der kommenden Jahre.“

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Im östlichen Teil der Fläche, an der Grenze zu Sachsen-Anhalt werde im Zuge der Arbeiten nun auch die sogenannte Uferrehne auf einem Teilstück auf niedersächsischer Seite abgesenkt. „Die Rhene ist ein kleiner, durch die Gewässerunterhaltung entstandener Wall, der auf der niedersächsischen Seite etwas höher liegt“, so Kausch. „Mit dem Absenken sorgen wir dafür, dass im Hochwasser-Fall Wasser aus dem Graben wieder leichter auch auf die niedersächsische Fläche strömen kann. Dort kann es dann auf der Fläche des Niedermoors natürlich versickern und verdunsten.“

Bauschutt entdeckt

Bei den Arbeiten an dem Uferwall sei Bauschutt entdeckt worden. Dieser habe zunächst entfernt und fachmännisch entsorgt, der Bereich mit mineralischem Gemisch aufgefüllt werden müssen. Das habe zu einer verlängerten Bauzeit geführt. Leider entstehe durch diesen Fund und dessen fachgerechte Entsorgung auch Mehraufwand, so Kausch.