Wolfenbüttel. Der Landkreis hat ein Klimaschutzkonzept vorgelegt, in dem mögliche Handlungsfelder, aber keine konkreten Maßnahmen aufgelistet sind.

Klimaschutz ist eine gesellschaftliche Daueraufgabe. Dies hat der Landkreis Wolfenbüttel erkannt und seit 2007 seinen Klimaschutzprozess verstetigt. Aber das reicht noch nicht aus, um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen, die auch immer wieder in jüngster Vergangenheit von örtlichen Mitgliedern der Fridays-For-Future-Bewegung angemahnt wurden.

Nun hat der Landkreis ein Klimaschutzkonzept vorgelegt, das in den nächsten Monaten sowohl in der Politik als auch in der Öffentlichkeit diskutiert werden soll. Erarbeitet wurde dieses Konzept von der Agentur Merkwatt und der Landkreisverwaltung, wobei in das Konzept Ergebnisse eines Workshops zum Klimaschutz sowie einer Akteursbefragung eingeflossen sind. Gefragt wurde nach: Was bedeuten die Erfahrungen der Corona-Krise für den künftigen Klimaschutz? Welche Erwartungen haben Sie an die Klimaschutzpolitik und die Klimaschutzaktivitäten des Landkreises? Welchen Stellenwert soll der Klimaschutz bei Ihnen persönlich beziehungsweise in Ihrer Institution in Zukunft einnehmen?

Rechts ist die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Finanzamtes zu sehen. Auf dem linken Gebäude, dem ehemaligen Jugendgästehaus der Stadt, wäre noch Platz für eine Photovoltaikanlage, wenn das Haus nicht unter Denkmalschutz stehen würde. Mehr Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden ist auch Teil des Klimaschutzkonzeptes des Landkreises.
Rechts ist die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Finanzamtes zu sehen. Auf dem linken Gebäude, dem ehemaligen Jugendgästehaus der Stadt, wäre noch Platz für eine Photovoltaikanlage, wenn das Haus nicht unter Denkmalschutz stehen würde. Mehr Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden ist auch Teil des Klimaschutzkonzeptes des Landkreises. © Karl-Ernst Hueske

Aktives Handeln beim Klimaschutz ist angesagt

Geantwortet wurde unter anderem: Eine Lebensstiländerung ist machbar. Sowie: Der Staat kann Änderungen erzwingen, wenn er will, und ist auch beim Klimaschutz gefragt. Damit wird auch deutlich, dass nicht so sehr neue Konzepte gefragt sind, sondern aktives Handeln. Aber die Benennung konkreter Maßnahmen des Landkreises zum Klimaschutz fehlten Olaf Dalchow, Bürgermitglied im Kreisumweltausschuss, im jetzt vorgelegten Klimaschutzkonzept des Landkreises: „Das Konzept ist ein gutes Leitbild, aber es ist ziemlich unkonkret geblieben.“ Dalchow ergänzte noch: „Ich hätte gern gewusst, was Fridays For Future zu diesem Konzept sagen würde.“

Umweltdezernent Claus-Jürgen Schillmann hielt dieser Kritik entgegen: „Wir wollten auch nur die Felder vorgeben, wo wir tätig werden wollen.“ Er bezeichnete das Klimaschutzkonzept als ein „übergeordnetes Konzept, das in vielen anderen Konzepten konkretisiert werden muss.“ Als Beispiel nannte er das Fahrradmobilitätskonzept, mit dem der Landkreis das Radfahren attraktiver machen will. Aber auch der geplante Breitbandausbau sei ein gutes Mittel, um unnötige Autofahrten zu vermeiden. Das Klimaschutzkonzept sei das „Dach für das, was wir alles im Bereich Klimaschutz unternehmen wollen“.

Welche „Felder“ beim Klimaschutz beackert werden sollen

Schillmann war sich dabei durchaus der Tatsache bewusst, dass der Landkreis beim Klimaschutz noch zulegen muss: „Wir haben zwar schon viel erreicht, müssen aber noch viel mehr erreichen.“ Es seien viele kleine Schritte notwendig, aber auch eine Vernetzung aller Menschen, die etwas für den Klimaschutz machen wollen. Zumindest welche Felder beackert werden sollen, dazu enthält das Konzept Anregungen, die Hilmar Nagel von den Grünen als „gute Ansätze“ bewertete.

Folgende Handlungsfelder sollen laut Workshop und Konzept beim Klimaschutz im Landkreis besonderes Gewicht erhalten: eine Kampagne für Solarenergie und Erdwärme/Wärmepumpen; öffentliche Gebäude flächendeckend mit Photovoltaik-Anlagen bestücken; die Chancen der Digitalisierung nutzen auf Basis der landkreiseigenen Gesellschaft; die Durchgrünung der Landschaft und Verkehrsräume vorantreiben; die Ansiedlung von Firmen mit klimaschutzrelevanten Geschäftsfeldern fördern; die regionale Vermarktung vorantreiben; das klimafreundliche Mitarbeiterverhalten in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen fördern; die CO2-Bindung in vernetzten Biotopen organisieren; die Akzeptanz der Waldfunktionen inklusive der Holznutzung fördern; eine Struktur für Bürgerenergieprojekte aufbauen.