Wolfenbüttel. Erstmals sollen auch im Vorranggebiet zwischen Ahlum und Dettum 19 Anlagen gebaut werden.

Zwar hat der Regionalverband Großraum Braunschweig sehr lange gebraucht, ehe er das Regionale Raumordnungsprogramm so geändert hat, dass weitere Windkraftanlagen auch im Landkreis Wolfenbüttel aufgestellt werden können. Aber nun ist es soweit und der Landkreis Wolfenbüttel als Genehmigungsbehörde hat inzwischen fünf Anträge für den Bau von insgesamt 37 Windenergieanlagen von Investoren zur Bearbeitung erhalten. Raumordnerisches Planungsziel des Regionalverbandes war, Windenergieanlagen auf Vorranggebiete zu konzentrieren, um eine flächige und diffuse Verteilung dieser weithin optisch wirkenden Anlagen zu verhindern. Neben neuen Windenergievorranggebieten wurden vor allem bestehende Gebiete angepasst oder erweitert.

Der Windpark bei Uehrde soll durch fünf jeweils 245 Meter hohe Windkrafträder erweitert werden.
Der Windpark bei Uehrde soll durch fünf jeweils 245 Meter hohe Windkrafträder erweitert werden. © Karl-Ernst Hueske

Erstmals ist das Gebiet zwischen Ahlum und Dettum für Windkraftanlagen vorgesehen

Neben dem Ausbau bestehender Vorranggebiete wie etwa in Uehrde und Winnigstedt taucht im Raumordnungsprogramm für den Landkreis Wolfenbüttel erstmals auch das neue Vorranggebiet Ahlum/Dettum auf, wo ein örtlicher Investor 19 Anlagen errichten will. Gerade das letztgenannte Gebiet war in Teilen der Wolfenbütteler Bevölkerung heftig umstritten. In der Stadt Wolfenbüttel gab es zu diesem Thema sogar vor einigen Jahren eine Bürgerbefragung, die erste in der Geschichte der Stadt. Allerdings hatte das Ergebnis der Befragung wenig Aussagekraft, da je weiter die Befragten vom Vorranggebiet Ahlum/Dettum entfernt wohnten, desto größer war die Zustimmung für den Bau von Anlagen. In Ahlum selbst war dagegen die Zahl der kritischen Stimmen am höchsten. Dennoch gibt es inzwischen das Vorranggebiet Ahlum/Dettum, wo nun 19 Anlagen errichtet werden sollen, wie vom Landkreis zu erfahren war. Ab 20 Anlagen ist ein förmliches Verfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich, berichtete Kreis-Pressesprecher Andree Wilhelm auf Nachfrage unserer Redaktion.

Wo noch weitere Anlagen gebaut werden sollen

Anträge für weitere Windkrafträder liegen dem Landkreis für die Vorranggebiete in Haverlah (ein Antrag für sechs Anlagen), Flöthe (ein Antrag für vier Anlagen) sowie Uehrde/Winnigstedt (zwei Anträge für drei und fünf Anlagen) vor. Der Gemeinderat von Winnigstedt hat sich mit dem Antrag schon beschäftigt. Er ließ sich von Vertretern des Investors Landwind aus dem benachbarten Gevensleben informieren und fasste anschließend einen Aufstellungsbeschluss für die erforderliche Änderung des Bebauungsplans.

Wie Winnigstedt von den neuen Anlagen profitiert

In dem Vorranggebiet in der Nähe von Winnigstedt stehen derzeit schon 26 Anlagen, – allerdings kleinere Anlagen als nun beantragt. Drei weitere sollen nun hinzukommen, wobei sich der Rat dafür aussprach, dass diese drei Anlagen eine maximale Nabenhöhe von 163 Metern haben sollen. Die neuen hochmodernen Anlagen sollen, so Bürgermeister Michael Waßmann, zudem mit einer automatischen Schattenwurfreduzierung sowie einer Befeuerung ausgestattet werden, die nur angeht, wenn sich Flugzeuge den Anlagen nähern. Durch moderne Technik sollen auch Kollisionen von Vögeln wie Rotmilanen mit den Rotoren der Anlagen vermieden werden. Zum geplanten Bau der Anlagen gab es in der Ratssitzung weder von den Zuhörern noch von den Ratsmitgliedern kritische Anmerkungen. Der Ort selbst wird von diesen neuen Anlagen auch profitieren, etwa von der Akzeptanzumlage, die bis zu 30.000 Euro je Jahr und Anlage in die Gemeindekasse spülen wird und in einigen Jahren auch von Gewerbesteueranteilen des Investors dieser Anlagen.

Vorrangig für die Genehmigung der neuen Anlagen ist laut Landkreis die Prüfung und Feststellung, was auf dem Gelände gebaut werden darf. Die Gemeinden werden um eine Stellungnahme gebeten. In den förmlichen Genehmigungsverfahren, die zum Beispiel bei notwendigen Umweltverträglichkeitsprüfungen die Regel sind, wird zusätzlich auch die Öffentlichkeit beteiligt. Dann werden die Pläne ausgelegt und online veröffentlicht. Die Bekanntmachung erfolgt dazu in der lokalen Presse sowie im Amtsblatt.

Drei Prozent des Landkreis-Gebietes sind für Windkraftanlagen vorgesehen

Der Ende des Jahres ausscheidende Landkreis-Umweltdezernent Claus-Jürgen Schillmann bewertete den geplanten Bau weiterer Windkraftanlagen auf dem Gebiet des Landkreises als sehr positiv. Drei Prozent der Fläche des Landkreises sei laut Klimaschutzkonzept für Windkraftanlagen vorgesehen. Mit den jetzt beantragten Anlagen würde der Landkreis schon 2,8 Prozent erreichen.