Wolfenbüttel. Eine offene Tür für die von Gewalt betroffenen Frauen ist das Frauenschutzhaus. Das unterstreichen die Fotos - und auch das internationale Mahnen.

Die UN-Kampagne „orange the world“ findet jährlich zwischen dem 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, und dem 10. Dezember, dem internationalen Tag der Menschenrechte, statt. Weltweit wird an diesen Tagen mit Aktionen auf Gewalt an Frauen aufmerksam gemacht, berichtet das Frauenschutzhaus Wolfenbüttel. Die Farbe Orange wurde demnach von den Vereinten Nationen als Symbol für eine gewaltfreie Welt für Frauen eingeführt und soll ein sichtbares Zeichen setzen, um auf dieses weiter tabuisierte Thema aufmerksam zu machen.

Frauenbündnis beteiligt sich

Auch in diesem Jahr beteiligt sich das „Frauenbündnis 8. März Wolfenbüttel“ aktiv an dieser Kampagne. Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Wolfenbüttel, Simone Reese, sammelte Fotos für eine Collage. Die Mitarbeiterinnen des Frauenschutzhauses fotografierten 51 Paar Damenschuhe symbolisch im leuchtenden Orange. Die Schuhe stehen für die 51 Frauen, die dort mit ihren insgesamt 71 Kindern im vergangenen Jahr Zuflucht vor häuslicher Gewalt fanden.

Die Bedrohung ist da

Die Bedrohung durch geschlechtsspezifische und sexualisierte Gewalt gehört noch immer für viele Frauen und Mädchen zum Alltag, so die Mitteilung. Und weiter: Weit häufiger als jeden zweiten Tag bezahlt eine Frau in Deutschland die Folgen männlicher Gewalt mit ihrem Leben. Dabei werden etwa 2 von 3 dieser Taten durch den eigenen Partner oder Ex-Partner verübt. „Die Tötung einer Frau ist ein Femizid, und gefährliche Körperverletzung ist ein schweres Verbrechen. Bezeichnungen wie ,Tragödie’ oder ,Beziehungsdrama’ relativieren die Verantwortung der Täter. Männliche Gewalt ist in unserer Gesellschaft strukturell verankert und kein dramatischer Einzelfall.“

Belästigung im Internet und Cyberstalking

Jede Frau, jedes Mädchen unabhängig von Alter, Kultur, sozialer Herkunft oder Lebensweise könne betroffen sein. Gewalt gegen Frauen und Mädchen finde zunehmend auch virtuell statt. Vor allem junge Frauen erlebten schwere Formen der sexuellen Belästigung im Internet und Cyberstalking.

Diese „Fakten 2019“ hat das Frauenschutzhaus zusammengetragen:

Mehr als 100.000 Frauen wurden Opfer von Partnerschaftsgewalt.

301 Frauen in Partnerschaften wurden Opfer von Mord und Totschlag.

Etwa 95 Prozent der Opfer sexueller Nötigungen, Übergriffe und Vergewaltigungen sind weiblich.

Mehr als 15.000 Kinder und Jugendliche waren von sexueller Gewalt betroffen, davon 75 Prozent weiblich.

Auf Grundlage eigener Statistiken (2018) schätzt die Frauenhauskoordinierungsstelle (FHK), dass bundesweit mindestens 18.000 Frauen mit 20.000 Kindern Zuflucht in Frauenschutzhäusern und Schutzwohnungen finden. In Zeiten des coronabedingten Rückzugs in das private Umfeld steigt die Dunkelziffer häuslicher Gewalttaten, während gleichzeitig Hilfesysteme wegbrechen oder nur eingeschränkt zur Verfügung stehen.

Aufgrund der gestiegenen Hygieneanforderungen können auch die Frauenschutzhäuser ihre Kapazitäten nicht voll ausschöpfen.