Wolfenbüttel. Der Mann war wegen Suizidgefahr in das Landeskrankenhaus in Königslutter eingeliefert worden. Dort ist er inzwischen erneut geflohen.

Vor einigen Tagen meldete die Deutsche Presseagentur, dass ein 32-jähriger Mann, der in Hamm in Westfalen stark alkoholisiert herumgeschrien habe, aus der Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel entflohen sei. Bei der Überprüfung seiner Personalien hätten die Polizeibeamten festgestellt, dass er am selben Tag, am 9. November, in Wolfenbüttel einen Krankenhausaufenthalt dazu genutzt habe, zu fliehen. Nachdem er seinen Rausch im Polizeigewahrsam ausgeschlafen hatte, sollte er zurück in die JVA Wolfenbüttel gebracht werden, hieß es bei der Presseagentur. Allerdings war der Mann zum Zeitpunkt seiner Flucht gar nicht mehr Gefangener der JVA, wie jetzt Anstaltsleiter Dieter Münzebrock berichtigte. Wegen Suizidgefahr war die Haftstraße des Mannes von der Staatsanwaltschaft unterbrochen worden. Er war in das Landeskrankenhaus in Königslutter eingeliefert worden. Dort war er am 9. November entwichen und nach seiner Festnahme in Hamm wieder nach Königslutter zurückgebracht worden. Dort ist er inzwischen erneut geflohen.

Anstaltsbeirat beschäftigt sich mit der Situation der Gefangenen in der JVA Wolfenbüttel

Zwar nicht mit derartigen Fällen, aber schon mit der Situation der Gefangenen in der JVA Wolfenbüttel beschäftigt sich der Anstaltsbeirat der JVA, der zu Beginn des neuen Jahres neu zusammengesetzt wird. Deshalb musste sich der Kreistag auf seiner jüngsten Sitzung mit diesem Thema beschäftigen.

Gemäß Niedersächischen Justizvollzugsgesetz sind in den Justizvollzugseinrichtungen Beiräte zu bilden. Diese wirken bei der Gestaltung des Vollzuges und bei der Betreuung der Gefangenen mit. Sie unterstützen die Anstaltsleitung durch Anregungen und Verbesserungsvorschläge und helfen bei der Eingliederung der Gefangenen nach deren Entlassung.

Gefangene können Vorschläge per Brief einreichen

Die Mitglieder des Anstaltsbeirates können namentlich Wünsche, Anregungen und Verbesserungsvorschläge der Gefangenen entgegennehmen. Dazu gibt es in der JVA extra Briefkästen der Mitglieder des Anstaltsbeirates, in die Gefangene – ohne vorherige Kontrolle durch die Anstaltsleitung – ihre Briefe hineinstecken können. Die Mitglieder des Anstaltsbeirates können dann mit den Gefangenen in einem Dienstzimmer der JVA ohne Überwachung der Aussprache über deren Schreiben sprechen. Der Schriftverkehr zwischen Gefangenen und Mitgliedern des Anstaltsbeirates wird auch nicht überwacht.

Die Mitglieder des Anstaltsbeirates können sich aber auch von sich aus zum Beispiel über die Unterbringung, berufliche Bildung, Freizeitgestaltung, Verpflegung, ärztliche Versorgung, Betreuung, Förderung oder Therapie der Gefangenen unterrichten und die Anstalt und ihre Einrichtungen besichtigen. Ihre Erkenntnisse besprechen die Mitglieder etwa drei bis vier Mal je Jahr mit der Anstaltsleitung. Die Inanspruchnahme der Beiräte sei in den vergangenen Jahren weniger geworden, berichtete Münzebrock. Ob das ein Zeichen für weniger Missstände in der JVA sei, konnte er nicht beantworten.

Anstaltsleiter: Gefangene profitieren von der Arbeit des Beirats

Münzebrock lobte auf jeden Fall die Arbeit des Anstaltbeirats, der ein wichtiges Bindeglied zwischen Anstalt und normalem Leben darstelle. Die Gefangenen würden von der Arbeit des Beirates profitieren, weil in diesem Gremium „lebenserfahrene und gut vernetzte Menschen tätig“ seien.

Im Januar wird nun ein neuer Anstaltsbeirat gebildet. Im Beirat sitzen zwei Vertreter für den Anstaltshauptsitz in Wolfenbüttel sowie jeweils ein Vertreter für die Außenstellen in Braunschweig, Helmstedt und Goslar. Für die beiden Plätze in Wolfenbüttel hat der Kreistag folgende Vorschläge der JVA mitgeteilt: Heike Kanter (CDU, war schon Mitglied), Bernfried Keye (SPD) und Hilmar Nagel (Grüne). Das Justizministerium wird dann im Januar auf Vorschlag der JVA entscheiden, welche beiden Wolfenbütteler Kreistagsmitglieder im Anstaltsbeirat in den nächsten vier Jahren tätig sein werden.

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