Wolfenbüttel. Seit vier Jahren trainiert die 19-Jährige im MTV Wolfenbüttel Nachwuchsturnerinnen. Ihre eigene Wettkampfkarriere an den Nagel gehängt

Einatmen, ausatmen, ein Moment der Ruhe, in dem sich jeder Muskel im Körper von Hannah Kahmann anspannt. Die Haltung und der präsente Ausdruck gehören für sie zu den Elementen des Geräteturnens, die sie am liebsten an ihre Schülerinnen weitergibt.

Seit vier Jahren trainiert die 19-Jährige im MTV Wolfenbüttel Nachwuchsturnerinnen. Die derzeit sieben bis acht Jahre alten Mädchen stehen nun neben ihr und sind fast aufgeregter als sie selbst. „Hannah kommt in die Zeitung!“, tuscheln sie aufgeregt.

Ähnlich wie Kahmann haben viele von ihnen schon im Kindergarten mit dem Turnen begonnen, allerdings beginnen Kahmanns Erinnerungen an Turnhallen sehr viel früher: „Meine Mutter ist ebenfalls Turnerin und Trainerin, daher war ich quasi schon als Baby mit der Halle“, so Kahmann.

Für den MTV trat sie auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene an. In besonderer Erinnerung sind ihr jedoch Wettkämpfe in Mexico geblieben: Als ihr Vater für seinen Arbeitgeber von 2011 bis 2013 ins Ausland ging, kam die Familie mit. „Eigentlich hatte ich nicht erwartet, mein Hobby dort weiterführen zu können. Aber in der Schule fiel auf, dass ich Turn-Erfahrung habe, da wurde ich in die Mannschaft aufgenommen“, erinnert sie sich. Der Sport half ihr dann dabei, Anschluss zu finden und Spanisch zu lernen: Beim Training waren, anders als in der Schule, die korrekte Grammatik und Aussprache nicht so bedeutend. Das gegenseitige Verstehen war wichtiger.

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So schwanden die Hemmungen zu sprechen: „Als wir Deutschland verließen, wusste ich, dass ich meine Freunde hier wiedersehen werde. Aber der Abschied dort war härter, es ist ja wahrscheinlich für immer.“

2015 begann die Wolfenbüttelerin, das Training der Jüngeren im Verein zu unterstützen, 2017 machte sie die Trainer-C-Lizenz sowie die Weiterbildung zur Wettkampfrichterin. Kurz darauf übernahm sie eine Gruppe mit 5-jährigen Anfängerinnen: „Es ist toll, die Kleinen zu begleiten, ihnen die Grundlagen beizubringen und Erfolge zu beobachten. Dieses Jahr wollen wir an Kreis- und Bezirksmeisterschaften teilnehmen sowie an den Mannschaftswettkämpfen auf Kreis- und Bezirksebene.“

Durch die Erfahrungen als Trainerin wusste die ehemalige Schloss-Schülerin, dass ihr die Arbeit mit Kindern liegt. Nach dem Abitur machte sie dann ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Kindergarten und gab Hausaufgabenhilfe. Spätestens da stand ihr Berufswunsch fest: Sie will Grundschullehrerin werden, in wenigen Wochen startet ihr zweites Semester in Braunschweig.

Ihre eigene Wettkamp-Karriere hat sie unterdessen in den Hintergrund geschoben, um sich auf ihre eigene Ausbildung sowie das Training ihrer Gruppe zu konzentrieren. „Ich hoffe, später eine Stelle an einer Grundschule in der Nähe zu bekommen, denn hier sind mein Verein und meine Freunde“, erklärt sie.