Wolfenbüttel. Wolfsburger des Jahres: Vivian Till-Geiser arbeitet mit psychisch kranken Patienten und engagiert sich auch in ihrer Freizeit.

Sie arbeitet im Beruf mit psychisch und suchtkranken Menschen und engagiert sich auch in ihrer Freizeit für andere. Vivian Till-Geiser ist Krankenschwester in der Psychiatrie.

Als wir die 27-Jährige Schöppenstedterin besuchen, kommt sie aus der Nachtschicht. Sie arbeitet als Gesundheits- und Krankenpflegerin im Maßregelvollzug im Awo-Psychiatriezentrum Königslutter. Dort betreut sie unter anderem Menschen, die unter Suchteinfluss Straftaten begangen haben und hier ihre Therapie absolvieren müssen. Das heißt auch, dass sie in der geschlossenen Abteilung arbeitet. „Da ist alles dabei, vom Dieb bis zum Mörder“, sagt sie.

Ihr Interesse daran, Menschen zu helfen, habe sie bereits zu Schulzeiten entdeckt. „Ich habe in einer Einrichtung für Demenzkranke mein Schulpraktikum gemacht und festgestellt, dass ich ganz gut mit diesen schweren Fällen umgehen kann“, erzählt sie. „Die Arbeit liegt mir“, ergänzt sie. Da fiel die Berufswahl leicht. „Während des Fachabiturs habe ich meinen fachpraktischen Teil in der Gerontopflege absolviert“, berichtet sie weiter. Dort hatte sie überwiegend mit demenzkranken Patienten zu tun.

„Da muss man ganz viel Geduld mitbringen und Spontaneität. Mitunter muss man sich auf ganz andere Dinge einlassen können, weil sich nicht alles so entwickelt, wie es geplant ist“, erzählt sie von ihrer Arbeit in der sogenannten „Geschlossenen“. Den Begriff mag sie nicht, beschreibt ihn lieber als einen „geschützten Bereich“. Egal, ob Suchtkranke im Maßregelvollzug oder Demenzpatienten: „Für mich sind das alles ganz normale Patienten“, sagt Vivian Till-Geiser.

In ihrer Freizeit bildet sie sich weiter, studiert Gesundheitswissenschaften. Oder trifft sich mit dem 21-Jährigen Nico, den sie seit inzwischen gut fünf Jahren kennt. Der junge Mann ist an spinaler Muskelatrophie erkrankt, sitzt im Rollstuhl und ist auf Hilfe angewiesen (wir berichteten). „Für Nico wurde damals eine Schulbegleitung gesucht“, erzählt sie. Sie betreute ihn während der Schulzeit, übernahm alle Dinge, die Nico wegen seiner Krankheit nicht mehr selbst erledigen konnte. Dazu gehörten für Gesunde so profane Dinge wie den Schulranzen zu tragen oder ihm Bücher aus der Tasche zu holen. Durch ihre Ausbildung hatte sie ihm auch nach der Schulzeit helfen und professionelle Pflege leisten können. Sie zog ihn an, schnitt das Essen, leerte den Katheter und wusste, welche Medikamente er brauchte. Sie traf sich mit ihm, organisierte Ausflüge und zwei Städtereisen nach Amsterdam und Kopenhagen, für die sie ihren Urlaub nutzte. Während der Reisen übernahm sie die Pflege des 21-Jährigen komplett. „Heute verbindet uns eine tiefe Freundschaft“, sagt sie.

Bleibt bei all dem Engagement überhaupt Zeit für Privates? „Ich mag die 60er-Jahre“, sagt sie, während zwei Katzen neugierig schauen, wer da zu Besuch am Tisch sitzt. Die Musik, Mode und Mobiliar der 60er-Jahre mag sie besonders. Ihr Mann teilt diese Vorliebe, steht hinter ihrem Engagement. „Ich finde es toll, den Menschen etwas Gutes mitzugeben“, sagt die sympathische junge Frau, als wir uns verabschieden.

Unsere Leser haben eine ganze Reihe von Kandidaten für den „Wolfenbütteler des Jahres“ vorgeschlagen. Gemeinsam mit der Curt-Mast-Jägermeister-Stiftung hat unsere Redaktion eine Vorauswahl getroffen. Zehn Kandidaten sind nun im Finale.

In den nächsten Tagen stellt die Redaktion die zehn Kandidaten im Wolfenbütteler Lokalteil in Wort und Bild vor.

Dann sind unsere Leser gefragt: Den Preisträger „Wolfenbütteler des Jahres“ bestimmen Sie mittels Abstimmung. Sie findet am Samstag, 5., und am Sonntag, 6. Oktober, im Online-Auftritt unserer Zeitung statt. Wer die meisten Stimmen hat, gewinnt. Es gibt einen ersten, zweiten und dritten Platz.

„Der Wolfenbütteler des Jahres“ wird am 28. Oktober bei einer Abendveranstaltung mit zahlreichen Gästen in Wolfenbüttel gekürt.