Wolfenbüttel. Die Wechselkröte verlor in 100 Jahren rund 80 Prozent ihres Bestandes, betont Doktor Carsten Schütte von der Unteren Naturschutzbehörde Wolfenbüttel.

Der August war ein aufregender Monat für über 500 junge Wechselkröten. Die in menschlicher Obhut aufgezogenen Hüpferlinge wurden in die Freiheit entlassen: Marieke Neßmann, Leiterin der Ökologischen NABU-Station Aller/Oker (ÖNSA), und Dr. Carsten Schütte, Untere Naturschutzbehörde Wolfenbüttel, setzten die Jungkröten an geeigneten Gewässern im Landkreis Wolfenbüttel aus. Die Untere Naturschutzbehörde hatte die Aufzucht von Jungtieren dieser hochbedrohten Amphibienart in Auftrag gegeben.

Im Mai dieses Jahres hatten Neßmann und Schütte dazu gemeinsam ein Stück einer frischen Laichschnur aus einem Tümpel in einem Steinbruch bei Wolfenbüttel entnommen und zur Aufzucht in die Wildtierstation Sachsenhagen gebracht. Hier entwickelten sich aus dem Laich gesunde Jungkröten, die nun ihr neues Zuhause beziehen konnten. Beim Aufziehen der Kröten aus dem Laich ist der Erfolg deutlich höher als unter natürlichen Bedingungen, teilt der ÖNSA mit.

Die Auswilderung der Jungtiere erfolgte in mehreren Kohorten an Gewässern in Bodenabbauten. Auch am Entnahmestandort seien Individuen ausgesetzt worden, um den Verlust durch die Laichentnahme auszugleichen. Die Jungkröten wurden an diesen Stellen zur Stützung der lokalen Bestände ausgesetzt und sollen die Art vor dem kompletten Auslöschen bewahren. Dr. Carsten Schütte betont: „Die Wechselkröte hat in den letzten 100 Jahren rund 80 Prozent ihres niedersächsischen Bestandes eingebüßt. Die Sicherung der noch bestehenden Vorkommen, ist daher absolut entscheidend für den Erhalt der Art in Niedersachsen“.

Die Wechselkröte steht in Niedersachsen auf der Roten Liste als vom Aussterben bedroht. Sie kommt nur noch in den Landkreisen Wolfenbüttel und Helmstedt vor und selbst hier nur noch an wenigen Standorten. Sie ist auf rohbodenreiche Offenlandstandorte spezialisiert und besiedelt als Kulturfolgerin heutzutage vornehmlich sekundär entstandene Habitate wie Kies- und Tongruben, Tagebaue, Äcker, Brach- und Industrieflächen. Mitarbeiter eines Kieswerks ließen es sich nicht nehmen, bei der Aussetzung der Kröten in ihrem Werk dabei zu sein. „Es freut uns, dass unsere Werksflächen verschiedenen seltenen Tierarten ein Zuhause bieten“, sagt die Geschäftsführerin der Werke, Janna von Pupka. Die Naturschutzbehörde und die ÖNSA wollen spätestens im nächsten Frühjahr wieder zusammenkommen und gemeinsam mit dem Abbaubetrieb planen, wie der Betriebsablauf und die Ansprüche der Wechselkröte noch besser in Einklang gebracht werden können.