Wolfenbüttel. In der Kirche St. Trinitatis üben die Schüler gemeinsam mit dem Chef des Leipziger Gewandhauschores Stücke von Johann Rosenmüller ein.

Ein cooler Typ ist das, der Gregor Meyer. Sportliche Figur, Drei-Tage-Bart, Kapuzenpulli. Jugendliche Ausstrahlung. Eine Identifikationsfigur für die rund 40 jungen Leute, die da in St. Trinitatis konzentriert vor ihm sitzen. Ein sympathischer Typ, wie viele? Ja, aber doch ein besonderer. Er ist Leiter des weltberühmten Gewandhauschores Leipzig und hat schon mit Stardirigenten wie Kent Nagano, Andrew Manze und John Eliot Gardiner gearbeitet. Nun probt er mit dem Orchester des Gymnasiums im Schloss (GiS) und der Bläser-AG des Theodor-Heuss-Gymnasiums (THG). Eine große Ehre.

Am Sonntag, 29. September, findet um 17 Uhr in der Wolfenbütteler Trinitatiskirche ein großes Festkonzert mit Musik des ehemaligen Wolfenbütteler Hofkapellmeisters Johann Rosenmüller statt. Die Idee für das außergewöhnliche Konzert ging vom „Leipziger Ensemble 1684“ aus. Markus Berger, Dramaturg und Sänger im Ensemble, freut sich auf die gemeinsame Arbeit: „Rosenmüller hat so wunderbare Musik geschrieben“. Und tatsächlich, der Choral, den die Orchester gerade proben, beeindruckt mit seiner innigen warmen Melodie, von den Bläsern kultiviert intoniert und zart grundiert von den Streichern. „Zwei Schläge vor“, sagt Meyer knapp. Mit links dirigiert er, die rechte Hand bedient die Orgel. Das Blech setzt mit sattem Klang ein. „Hallo, die Streicher, aufpassen, dass keiner hinten raushängt“. Alle lachen. Das Üben scheint Spaß zu machen. Seit einem halben Jahr bereiten die Musiklehrer Dirk Hahn vom THG und Cornelius Krause vom GiS das Konzert vor. Meyer hat zusätzliche Einzelproben abgehalten. Jetzt kommt der Feinschliff. Gleich stößt die Kantorei mit Almuth Bretschneider dazu. Chorsätze und Instrumentales stehen auf dem Programm. Über 100 Musiker werden am 29. September Rosenmüller zum Klingen bringen. „Achtet auf den präzisen Schluss“, sagt Meyer. „Das muss enden, als ob ihr auf einen CD-Player drückt“. Und tatsächlich, die Musik bricht effektvoll ab und verrauscht leise im weiten Kirchenrund. Berger: „Rosenmüller hat mehr Öffentlichkeit verdient.“ Sein Ensemble 1684 widmet sich speziell dieser Musik. „Und“, sagt er, „Wolfenbüttel als sein fürstlicher Arbeits- und Sterbeort ist geradezu prädestiniert für ein musikalisches Gedenken.“ Die beiden künstlerischen Leiter, Gregor Meyer und Markus Berger, freuen sich sehr über die tiefe Verankerung des Projekts in der Stadt und versprechen allen Beteiligten und Zuhörern ein mitreißendes Konzerterlebnis. „Der Kraft der Musik Johann Rosenmüllers kann man sich nicht entziehen, auch und gerade wenn man sonst wenig Berührung mit klassischer Musik hat, das erleben wir immer wieder“, so Markus Berger, der lange auf dieses „Herzensprojekt“ in Wolfenbüttel hingearbeitet hat.