Wolfenbüttel. Wie man Wolfenbüttel fahrradfreundlicher machen kann: Auf Einladung von ADFC und VCD gastierte der Fahrradexperte Heiner Monheim im Rathaus.

Schon vor dem Rathaus wusste man am Donnerstagabend, um welches Thema es im Ratssaal gehen wird. Die Fahrradständer auf dem Stadtmarkt reichten nämlich nicht aus, um alle Fahrräder der Besucher im Rathaus aufzunehmen. Zu Gast war als Referent, ein Mann, der in Fachkreisen als „Fahrradguru“ gehandelt wird: Professor Dr. Heiner Monheim aus Trier. Er diskutierte mit den zahlreichen Radfahrinteressierten, wie sich die zertifizierte fahrradfreundliche Stadt Wolfenbüttel weiter positiv entwickeln könnte. Monheim gab dabei viele Anregungen und Tipps. Und er erzeugte eine regelrechte Aufbruchstimmung unter den Zuhörern, darunter auch viele Politiker und Verwaltungsvertreter sowie Vertreter der Veranstalter, Allgemeiner Deutscher Fahrradclub (ADFC), Verkehrsclub Deutschland (VCD) sowie die Privatpersonen Dr. Otmar Dyck und Michael Beck.

Monheim, auch Autor des Buches „Wege zur Fahrradstadt“, erste These lautete: „Radverkehr braucht mehr Platz.“ Gerade in Zeiten, wo zunehmend langsame und schnellere Radfahrer unterwegs seien, seien ausreichend breite Radwege erforderlich. Zu einer fahrradfreundlichen Stadt würden auch ausreichend Fahrradabstellanlagen, davon auch einige überdachte und abschließbare, gehören. Die Stadt plane eine derartige Einrichtung am Bahnhof, berichtete der Bauausschussvorsitzende Uwe Kiehne in seinem Grußwort, in dem er ADFC und VCD als wichtige Ratgeber und Partner zum Thema Verkehrssicherheit in Wolfenbüttel lobte. Kiehne wies zudem auf geplante Verbesserungen für Radfahrer wie den neuen Radweg am Teichgarten und den geplanten Radschnellweg nach Braunschweig hin.

Monheim, der das Rad als „wichtigen Hebel für eine Verkehrswende in Deutschland“ ansieht, empfahl zudem ein Netz von Fahrradstraßen in der Stadt zu schaffen. Auf Fahrradstraßen wie dem Alten Weg in Wolfenbüttel sind Autofahrer nur Gast, Radfahrer sind dort bevorrechtigt und können dort auch nebeneinander fahren. Zu einer fahrradfreundlichen Stadt gehöre auch mindestens eine Leihradstation am Bahnhof, aber noch besser wären Leihfahrräder, die über die ganze Stadt verteilt sind.

Der Stadt empfahl der Gast aus Trier zudem, die gesamte Innenstadt für Radfahrer und Fußgänger freundlicher zu gestalten und Autofahrer nur noch als Gäste in der Innenstadt anzusehen. Wolfenbüttel wäre gut geeignet als „Modellstadt Tempo 30 in der Innenstadt“. Mit einem Antrag zu diesem Thema war die Stadt allerdings schon einmal gescheitert, berichtete die Radverkehrsbeauftragte Valerie Dubiel. Monheim empfahl, den Antrag erneut zu stellen mit Hinweis auf zu hohe Lärm- und Abgaswerte durch Autos in der Innenstadt.

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Der „Fahrradguru“, so Martin Zimmermann vom VCD, bezeichnete gerade Mittelstädte wie Wolfenbüttel als besonders geeignet, die Radverkehrsanteile am Straßenverkehr auf bis zu 30 Prozent zu erhöhen. Dazu müsse aber auch ein Umdenken in den Verwaltungen stattfinden. So müssten eigentlich Im Winter erst die Radwege und dann erst die Straßen von Schnee und Eis befreit werden. Autofahrer müssten eher aus den Städten herausgedrängt werden, um mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer zu haben.

Alle Anregungen des Professors wurden von den Besuchern fleißig notiert, um sie eventuell auch einfließen zu lassen in das neue Radverkehrskonzept, das die Stadt erarbeiten muss, da das alte nächstes Jahr ausläuft, wie Thilo Neumann vom ADFC abschließend berichtete. Neumann erklärte: „Wir haben gute Chancen, Wolfenbüttel fahrradfreundlicher zu machen.“ Außerdem erfuhren die zahlreichen Gäste im Ratssaal, dass sich die Ostfalia-Hochschule um eine Stiftungsprofessur für Radverkehrsmanagement bewerben will. Über einen derartigen Studiengang könne man sich dann auch zahlreiche Anregungen für eine Verbesserung der Situation der Radfahrer in Stadt und Landkreis Wolfenbüttel erhoffen.