Wolfenbüttel. . Der Disput zwischen der Stadt Wolfenbüttel und der Planungsgruppe für ein Praetorius-Jahr im Jahr 2021 geht weiter.

Der Disput zwischen Stadt und Planungsgruppe über ein Wolfenbütteler Michael-Praetorius-Jahr 2021 zum 400. Todestag des Komponisten, der weit über Wolfenbüttel hinaus wirkte, geht weiter. Nachdem der Arbeitskreis über seinen Sprecher Professor Christoph Helm nach Ablehnung des Zuschussantrages in einer Gesamthöhe von 90.000 Euro mitgeteilt hatte, dass die Arbeitsgruppe weiter planen werde und er auf eine einvernehmliche Lösung mit der Stadt setzt, meldete sich jetzt Bürgermeister Thomas Pink zu Wort. Mit großem Erstaunen habe er die Anmerkungen des Vorsitzenden des Kulturstadtvereins, Christoph Helm, zur Kenntnis genommen. „Von einem ehemaligen Landesbediensteten sowie Kommunalpolitiker hätte ich dann doch deutlich mehr Sachkompetenz erwartet“, kritisierte der Bürgermeister. Natürlich sei der Verwaltung bewusst gewesen, dass der Antrag nicht alleine vom Kulturstadtverein komme. Dies sei auch nie behauptet worden. In der Begründung würden ja weitere beteiligte Institutionen aufgeführt.

Und natürlich wurde auch das Konzeptpapier, auf das sich Helm berufe, ausführlich und mehrfach in den Vorberatungen durch Verwaltung und Fraktionen behandelt, berichtete Pink. Dieses Papier liegt inzwischen auch unserer Redaktion vor. Darin schlägt die Planungsgruppe vor, dass die Stadt Wolfenbüttel als Wirkungsstätte des Hofkapellmeisters Michael Praetorius anlässlich des 400. Todesjahres im Jahr 20121 ein Gedenkjahr begeht. Leitend soll dabei der Gedanke sein, dass der Hofkapellmeister als Komponist, Organist, Gelehrter und Musikpublizist bisher im Gegensatz zu anderen Meistern der Zeit wie etwa Heinrich Schütz weder in der kulturinteressierten Öffentlichkeit noch in der Wissenschaft die Aufmerksamkeit hat, die laut Planungsgruppe „seiner epochalen musikhistorischen Bedeutung entspricht“.

Im Wolfenbütteler Schloss kann sich die Planungsgruppe Praetorius-Jahr ein Schlossfest mit Tanzworkshop vorstellen.
Im Wolfenbütteler Schloss kann sich die Planungsgruppe Praetorius-Jahr ein Schlossfest mit Tanzworkshop vorstellen. © Karl-Ernst Hueske

Um Praetorius wieder stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken, plant die Gruppe ein Praetorius-Jahr. Es soll in Kooperation mit regionalen und überregionalen Institutionen organisiert werden. Zum Beispiel wird sich auch die Herzog-August-Bibliothek mit einer Fachtagung einbringen. Das Jahr soll auch unter Einbindung der Musikschaffenden vor Ort sowie in Verbindung mit erfolgreichen Veranstaltungsformen wie Kulturnacht oder Eurotreff stattfinden.

Die Erschließung, Vermittlung und Aneignung des musikalischen Schaffens von Michael Praetorius soll im Praetorius-Jahr bei den geplanten Veranstaltungen im Vordergrund stehen. Dazu gehören neben diversen Konzerten auch Workshops wie beispielsweise ein Schlossfest mit Tanzworkshop. Für jede Veranstaltung gibt es im Konzept einen Finanzierungsplan.

Aus den Vorberatungen über das Konzept sei die Verwaltungsvorlage, die im Kulturausschuss diskutiert und zu einer Ablehnung der Bezuschussung geführt habe, entstanden, so Pink: „Nebenbei bemerkt erweist sich der Antrag handwerklich als sehr dünn. Allgemein bekannte Anforderungen wie ein detaillierter Finanzierungsplan oder klar formulierte Ziele fehlten in Gänze.“ Auch müsse der Antrag durch jemanden gestellt werden, der aus juristischer Sicht als Ansprechpartner für die Stadt erkennbar sei – eine lose Gruppe sei dies eben nicht, geht die Kritik der Stadt noch weiter.

Der Bürgermeister stellte zudem klar: „Die Stadt hat sorgsam und verantwortungsvoll mit Steuergeldern umzugehen und dabei auch Grundsätze wie die Gleichbehandlung aller Antragssteller oder Transparenz zu beachten.“ Auch der Einwand Helms, den Michael-Praetorius-Preis würde es nicht mehr geben, sei laut Pink so nicht ganz korrekt. Es stimme zwar, dass der Preis derzeit nicht mehr durch das Land in seiner alten Form verliehen werde. Allerdings habe das Land Niedersachsen wichtige Teile des Preises beibehalten und konzentriere sich jetzt auf die direkte, nachhaltige Förderung herausragender Einzelkünstler. „Wir können als Stadt nicht einfach den Namen ,Michael-Praetorius-Preis‘ an uns ziehen und plötzlich so einen Preis vergeben. Das steht uns einfach nicht zu.“ Zudem habe die Stadt mit dem Kulturvermittlungspreis nach langer politischer Diskussion schon einen Preis geschaffen, der Wolfenbüttel stärker als Kulturstadt verankere und die Kulturschaffenden in Stadt und Kreis wertschätze.