Schöppenstedt. Auf knapp 17 Kilometern erleben geübtere Radfahrer viel Schelmisches bei Schöppenstedt – und können ihre Geschichtskenntnisse auffrischen.

Wer mit dem Regionalexpress nach Schöppenstedt reist, der kann kurz vor der Endstation schon einmal einen Blick auf die Herausforderungen dieser Radtour werfen: Denn ohne für niedersächsische Flachländer knackige Anstiege geht es heute nicht. Diese Route ist daher für geübte Radfahrer oder für Radler mit E-Bikes geeignet.

Los geht es am 1843 eröffneten klassischen Bahnhofsgebäude in Schöppenstedt. Das erste Ziel ist die eigentlich nicht zu übersehende St.-Stephanus-Kirche mit ihrem leicht schiefen Turm. Ob einst wirklich ein Ochse an seiner Spitze hing, um die Dach-Begrünung abzuweiden, wie die Legende sagt? „Sie müssen sich auch die heidnischen Zeichnungen anschauen“, sagt eine nette Dame aus der Kirchengemeinde. Es dürfte in der Tat wenig evangelische Kirchen geben, deren Grundmauern mit der Darstellung germanischer Gottheiten geschmückt sind.

Nützliche Informationen zur Eulenspiegel-Radtour.
Nützliche Informationen zur Eulenspiegel-Radtour. © Jürgen Runo

Nächster Halt: das Till-Eulenspiegel-Museum in Schöppenstedt

Vieles in Schöppenstedt erinnert an den bekanntesten Schelm, den legendären Till Eulenspiegel. Der nächste Halt der Radtour ist daher das nahegelegene Museum, das die Schöppenstedter für ihn gebaut haben. Es hätte dem großen Spaßvogel sicher gefallen, dass es da in der Nordstraße 4a ein ganzes Haus voller Erinnerungen und Darstellungen seiner Figur gibt. Die Museumsleiterin Charlotte Papendorf und ihr zu großen Teilen ehrenamtlich tätiges Team entwickeln mit viel Liebe zum Detail immer wieder neue Sonderausstellungen. Das Museum ist auch ein beliebter Veranstaltungsort in Schöppenstedt. Für die jüngsten Besucher gibt es das Eulenspiegel-Erlebnisland zum Toben, aber auch für Schulklassen ist viel Interessantes dabei. Sie haben dort mitunter buchstäblich den Schalk im Nacken.

In der Rezeption des Museums gibt es einige Faltblätter für diejenigen, die Till Eulenspiegels Heimat weiter erkunden wollen. Egal ob mit dem Auto oder als Wanderer – oder eben auf dem Rad. Der Kulturradweg zwischen Wolfenbüttel und Schöppenstedt ist uns mit seinen 60 Kilometern heute etwas zu lang, wir klappern aber einige Stationen rund um Schöppenstedt ab.

Auf den Spuren Eulenspiegels - die Radtour ab Schöppenstedt

Bahnhof Schöppenstedt: Start und Ziel der Radtour.
Bahnhof Schöppenstedt: Start und Ziel der Radtour. © Udo Starke | Udo Starke
Ist der Kirchturm wirklich schief? Der Autor Jörg David an der St. Stephanus-Kirche in Schöppenstedt.
Ist der Kirchturm wirklich schief? Der Autor Jörg David an der St. Stephanus-Kirche in Schöppenstedt. © regio-press | Jörg David/ regio-press
Der Autor vor dem Schöppenstedter Eulenspiegel-Museum.
Der Autor vor dem Schöppenstedter Eulenspiegel-Museum. © regio-press | Ulrich Schubert/ regio-press
Zwiegespräck mit dem Schalk im Eulenspiegel-Museum.
Zwiegespräck mit dem Schalk im Eulenspiegel-Museum. © regio-press | Jörg David/ regio-press
In Barnsleben erfährt man, wie Till Eulenspiegel einst in Bamberg geld verlangte, weil er gegessen hatte.
In Barnsleben erfährt man, wie Till Eulenspiegel einst in Bamberg geld verlangte, weil er gegessen hatte. © regio-press | Jörg David/ regio-press
Historische Werbung in Ampleben für das Eulenspiegel-Museum in Schöppenstedt.
Historische Werbung in Ampleben für das Eulenspiegel-Museum in Schöppenstedt. © Regio-Press/jwd | Jörg David/ regio-press
Der Autor im Gespräch mit dem Besitzer des Schlosses und des Ritterguts Sambleben, Ernst-August Reinersmann (links).
Der Autor im Gespräch mit dem Besitzer des Schlosses und des Ritterguts Sambleben, Ernst-August Reinersmann (links). © regio-press | Ulrich Schubert/ regio-press
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Romantisches Bansleben und Amplebener Berg

Entlang der Altenau geht es südlich der Bahnstrecke in Richtung Bansleben. Ein idyllisches Bauerndorf mit vielen schmucken Häusern, die sich um eine romanische Kirche scharen. Die teils prächtigen Bauernhöfe lassen erahnen, warum Till Eulenspiegel den Landleuten so manchen deftigen Streich spielte. Wie überall auf der Tour wird auch in Bansleben mit einer Skulptur an eine Anekdote des Schelms erinnert, die allerdings im fränkischen Bamberg spielte: Als die Wirtin ihm dort sagte, sie müsse für das Essen schon Geld bekommen, nahm Till das auch für sich in Anspruch. Sie aber meinte die Mahlzeit und der Sprachverdreher Eulenspiegel die Tätigkeit. Letztlich verzichtete er großzügig auf eine Entlohnung.

Zugegeben, den gleichnamigen Abschnitt des Radrennens rund um den Elm hat der Schreiber dieser Zeilen nicht bewältigt. Der Anstieg von der Altenau in das Elm-Dorf zehrt vor allem bei Gegenwind an den Kräften. Dafür entschädigt am Beginn der Elm-Straße der Blick auf das Schloss. Dem stehen allerdings die Fachwerk- oder mit Elm-Kalkstein gemauerten anderen Häuser kaum nach. Hübsch auch der Vorbau der romanischen Dorfkirche. Fast ebenso atemberaubend wie die Anfahrt sind die Ausblicke, die sich vom Elmrand bei guter Fernsicht bieten.

Der Eulenspiegel-Taufweg

Auf dem Eulenspiegel-Taufweg, der am nachgebauten Taufbecken in der Ortsmitte beginnt, geht es in Richtung Kneitlingen. Angeblich soll der Raubritter Till von Uetze den Narren getauft haben. Nach dem fälligen Gelage sei das Kind dann auf dem Heimweg nach Kneitlingen in einen Graben gefallen. Mit dem Bade im heimischen Kneitlingen wurde das Kindlein Till dann zum dritten Mal getauft.

„Wir wollen den Eulenspiegel mal nicht nur den Schöppenstedtern überlassen“, sagt Katrin Buchheister, die Ortsheimatpflegerin von Kneitlingen. Schließlich kam der Spaßvogel in Kneitlingen der Legende nach im Jahr 1300 als Sohn von Claus Ulenspiegel und Ann Witcken zur Welt. Aber in diese zog er schon bald hinaus – aus den unterschiedlichsten Gegenden sind seine Streiche überliefert und zum Weltbestseller geworden.

Ob es wirklich der Kneitlinger Till ist, der im holsteinischen Mölln begraben liegen soll? Die Kneitlinger jedenfalls hoffen noch auf seine Wiederkehr und haben auf dem Kirchhof eine alte Kapelle in einer enge Bauernstube verwandelt. In ähnlichen Verhältnissen dürfte Till aufgewachsen sein. Dort dürfte er auch wieder wohnen – wenn er denn noch heimkäme.

Rittergut Sambleben

Deutlich mehr Platz dürfte die Familie von Sambleben gehabt haben, die bis 1587 im gleichnamigen Nachbarort in einer Wasserburg lebte. Später ging das Rittergut in den Besitz derer von Cramm über. Die ließen um 1700 ein Schloss anstelle der Wasserburg errichten. Seit 1964 ist das Rittergut Sambleben nun schon in Besitz der Familie von Cramm. Der aktuelle Schlossherr Ernst-August Reinersmann erzählt uns, dass ihn die Heizungskosten trotz des riesigen Wohnhauses nicht belasten: „Wir erzeugen hier Fernwärme mit nachwachsenden Rohstoffen.“ Entspannt bergab rollend verlassen wir Sambleben.