Wolfenbüttel. Schiffsverrückt sei er, sagt Simon Lane, während er in seinem Bastelraum letzte Hand an sein neuestes Modell Mein Schiff 1 anlegt.

In den vergangenen fünf Monaten hat er täglich drei bis vier Stunden in den Bau dieses Kreuzfahrtschiffes im Maßstab 1:175 gesteckt. Es ist das 28. Schiff, das der 51-Jährige in den vergangenen
22 Jahren gebaut hat.

Zeit, sein Hobby voll auszuleben, hat der gebürtige Engländer inzwischen: Seit eineinhalb Jahren ist der einstige Post-Zusteller im Vorruhestand. „Die ersten Modelle habe ich seinerzeit kostenlos Reisebüros als Leihgabe zur Verfügung gestellt, die damit ihre Schiffstouren beworben haben.“ Inzwischen verkauft er die Werke aus Holz, Karton, Plastik und mindestens 25 Tuben Bastelkleber an andere Schiffsverrückte.

Für das jüngste, zirka 40 Kilogramm schwere und 1,80 Meter lange Modell erhofft er sich mindestens 500 Euro. „Das Geld investiere ich dann in das Material für ein neues Schiff“, erklärt Lane, der seit 1978 in Wolfenbüttel lebt. Der Grundstock des neuen Modells steht bereits im gleichen Maßstab neben dem Kreuzfahrtriesen Mein Schiff: Es ist die Deutschland, die im Vergleich ein wenig verloren wirkt.

Lane bastelt fast ausschließlich Kreuzfahrtschiffe. Nur wenige Fähren sind zudem entstanden. Das Interesse daran, so sagt er, hat seinen Ursprung in den Überfahrten von und nach England. Auch vier Kreuzfahrten im Mittelmeerraum habe er schon gemacht: „Gerne jederzeit wieder, da es eine angenehme Art ist, Urlaub zu machen – und ich bin lieber bei Windstärke 8 auf hoher See, als in der Luft.“

Die Herausforderung, die großen Pötte auch im Kleinen gut wirken zu lassen, liege zum einen in den Maßstabsberechnungen und zum anderen in kleinen Details. Immerhin soll auf den ersten Blick erkennbar sein, um welches Schiff es sich handelt, sagt Lane. Wer eins seiner Modelle erwerben will, muss es selbst abholen. „Ich verschicke sie nicht, obwohl man mit dem Hammer draufhauen kann, ohne es zu zerstören.“

Die Vorlagen für seine Modelle zieht er übrigens aus handelsüblichen Prospekten, die jedes Reisebüro vorhält. Einmal im Jahr fährt der Wolfenbütteler nach Kiel, um dort liegende Kreuzfahrtschiffe zu fotografieren. „Ich bin neugierig auf jedes Schiff, aber ich baue nur die nach, die mir auch gefallen.“

Dafür nutzt er weder Rechner noch Tablet: Lane berechnet die Proportionen mit einem alten Taschenrechner. Dass er dafür schon mal sechs Wochen braucht, schreckt ihn nicht ab. Im Gegenteil: Rechnen und basteln entspannen den 51-Jährigen – so sehr, dass er dabei sogar noch den einen oder anderen Songtext für sein Gesangsduo Simon & Frank entwirft. Ihren ersten Auftritt in Wolfenbüttel haben die Musiker am 6. Juli, 21 Uhr, im Irish Pub an der Kommiss-Straße. Bis dahin ist dann vielleicht auch schon die Deutschland fertig.