Wolfenbüttel. . Wer Lust auf morbide, bitterböse Mordgeschichten hat, war Samstagabend in der Vita-Villa goldrichtig.

Der Braunschweiger Romancier Hardy Crueger las vor ausverkauftem Haus im Wechsel mit Gastgeber Thorsten Stelzner aus seinen Okergeschichten. Ihren besonderen Reiz haben die, weil der Leser die Handlungsorte kennt. In seiner Adaption einer Horror-Erzählung von Daphne du Maurier, die unter dem Titel „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ in den 70er Jahren legendär verfilmt wurde, verlegte Crueger die Handlung kurzerhand an die Oker-Talsperre und nach Wolfenbüttel, entführte seine Zuhörer in die nächtlich-gruseligen Kulissen von Klein Venedig und zelebrierte das tödliche Finale, einen satten Schnitt durch die Kehle, mit literarischer Lust wortgewaltig in den Kasematten unterhalb der Seeliger-Villa. Manch einer musste schlucken angesichts des örtlich so nahen Horrors.

Auch bei einer weiteren Geschichte, die einen niederländischen Handlungsreisenden mitten in einem Braunschweiger Park zur Reinkarnation von Peter Kürten werden ließ, der in den 20er Jahren als Vampir von Düsseldorf brutal mordete und schließlich unter dem Fallbeil endete, hingen die Zuhörer an Cruegers Lippen. Zwischendurch dann Stelzner. Bekannt als Lyriker und Satiriker kann er auch Bitterböses schreiben. Im Wechsel mit Crueger gab er Kostproben. Vieles davon hat er vor langer Zeit geschrieben, einiges bereits Ende der 80er Jahre. Das Publikum machte deutlich, dass es sich künftig mehr aus dieser früheren Schaffensphase wünsche. Die Vita-Villa ist offensichtlich angekommen in Wolfenbüttel. Gerne mehr davon.