Wolfenbüttel. Wie sich die Radverkehrsbeauftragte der Stadt, Valerie Dubiel, die Zukunft des Radverkehrs in Wolfenbüttel vorstellt.

. Die Stadt Wolfenbüttel ist seit diesem Jahr eine fahrradfreundliche Kommune. Diese Auszeichnung wurde ihr nach einer Evaluation vom Land Niedersachsen verliehen. Dieser Titel ist sogleich Auszeichnung für das bisher Geleistete als auch als Ansporn anzusehen, nicht nachzulassen, um Wolfenbüttel noch fahrradfreundlicher zu machen.

Handlungsbedarf gibt es noch reichlich. Das wissen sowohl die Kommunalpolitiker und die Radverkehrsbeauftragte der Stadtverwaltung, Valerie Dubiel, als auch die Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Wolfenbüttel.

Gemeinsames Ziel ist es, den Radverkehrsanteil in Wolfenbüttel zu erhöhen. Die denkbaren Maßnahmen für dieses Ziel sind umfangreich und reichen von verbesserten Radwegen über mehr Abstellanlagen bis hin zu einem Radschnellweg nach Braunschweig.

Wie der Radverkehr in zehn Jahren in Wolfenbüttel aussehen könnte, das fragten wir die städtische Radverkehrsbeauftragte Valerie Dubiel.

Grundlage für die weitere Entwicklung des Radverkehrs in der Stadt ist laut Dubiel ein Verkehrsentwicklungsplan, bei dem der Rad-, Fußgänger- und ÖPNV-Verkehr gewinnen sollen. Es könnte in Zukunft nur noch wenige Hauptverkehrsstraßen für die Autofahrer geben, zum Beispiel Neuer Weg, Adersheimer Straße, Halchtersche Straße.

Daneben könnte es ein Radverkehrsnetz geben, das hauptsächlich aus ausgewiesenen Fahrradstraßen besteht. Alle weiteren Straßen, die nicht zu diesen beiden Netzen gehören, würden als Tempo-30-Zonen oder verkehrsberuhigte Bereiche ausgewiesen, bei denen die Fußgänger bevorzugt würden.

Das Radverkehrsnetz setzt sich aus Fahrradstraßen zusammen, die entsprechend ausgebaut sind. Der Busverkehr hat auf Hauptverkehrsstraßen Vorrang, in Fahrradstraßen, Tempo 30-Zonen und Verkehrsberuhigten Zonen wird er gleichberechtigt mitgeführt.

Für überörtliche Fahrten mit dem Fahrrad ist ein durchgängiges, gut ausgebautes Radwegenetz vorhanden, das die Wohn- und Arbeitsschwerpunkte der Menschen verbindet.

Die Fahrradhauptverkehrsstraßen werden in den städtischen Winter- und Reinigungsdienst einbezogen. Ebenso werden sie wie die Hauptverkehrsstraßen des PKW-Verkehrs in Stand gehalten.

Der Rat der Stadt hat eine Stellplatzsatzung verabschiedet, in der die Stellplätze für Räder geregelt sind. Die Vorschrift bezieht sich nicht nur auf die Anzahl der Stellplätze, sondern auch auf die Qualität. Wenn weitere Stellplätze für Fahrräder benötigt werden, oder der ÖPNV und Sharing-Modelle Platzbedarf haben, dürfen dafür Autoabstellplätze reduziert werden. Auch wird in der Satzung geregelt, dass PKW-Stellplätze so gut es geht nicht im öffentlichen Raum sichtbar sind. Das kann zum Beispiel durch den Bau von Tiefgaragen oder begrünten Garagen/Carports erreicht werden. Denkbar wäre auch das „Verstecken“ von geparkten Autos hinter heimischen Büschen und Bäumen.

Es wird in der Innenstadt 30 Prozent mehr Radabstellanlagen in der Innenstadt geben als heute. Jährlich wird ein Prozent der PKW-Stellplätze eingezogen und entweder der gewonnene Platz als Lebensraum für den Menschen umgestaltet. Oder es werden Fahrradbügel dort aufgestellt. Die Stellplätze sind, soweit es der Standort zulässt, so konzipiert dass auch Lastenräder oder Räder mit Anhänger dort Platz finden. Darüber hinaus sind Schließfächer in der Fußgängerzone installiert worden, in denen zwischenzeitlich die Einkäufe verstaut werden können. Außerdem gibt es eine kleine Flotte an Lastenräder, die für größere Einkäufe ausgeliehen werden können.

Der Radverkehr und der ÖPNV sind eng mit einander verknüpft. An großen ÖPNV-Haltestellen sind die Abstellanlagen erweitert worden. Am Bahnhof sowie an der Haltestelle Mittelweg sind Fahrradparkhäuser entstanden. Die Mitnahme von Rädern im ÖPNV ist kostenlos möglich.

Bei Regionalbussen von der Stadt in das Landkreisgebiet und nach Salzgitter sind an den Bussen Anhänger zur Fahrradmitnahme vorhanden.

Kindergartenkinder und Grundschüler fahren gemeinsam mit ihren Eltern mit dem Rad. Dadurch können die Kinder unter Aufsicht der Eltern lernen, sich im Verkehr zurechtzufinden. Sie erlernen so die Regeln. Ab der fünften Klasse fahren die Kinder selbstständig mit dem Rad zur Schule. Dies gibt ihnen Selbstsicherheit und Verantwortung für das eigene Handeln. Durch das Fehlen des Hol- und Bringverkehr durch Autos, wird es vor den Schulen und Kindergärten sicherer und ruhiger. Fahrradfahrer und Autofahrer sehen sich als gleichberechtigte Teilnehmer im Straßenverkehr. Gegenseitige Rücksichtnahme, insbesondere gegenüber schwächeren Verkehrsteilnehmern, steht nicht mehr nur in der Straßenverkehrsordnung, sondern wird auf der Straße aktiv gelebt.

Die Arbeitgeber in Wolfenbüttel ermöglichen ihren Mitarbeitern, ein Rad oder E-Bike über ein Dienstrad-Leasingmodell zu kaufen. Es gibt ein Belohnungssystem für Menschen die mit dem Rad zur Arbeit kommen. Die Arbeitgeber richten Räume für ihre radfahrenden Mitarbeiter ein, in denen sie sich frisch machen können und ihre benötigten Utensilien wie Helme oder Regenkleidung in einem Spint einschließen können.