Wolfenbüttel. Der Ortsheimatpfleger Adalbert Kursatzky erforscht die Geschäfte an der Langen Herzogstraße in Wolfenbüttel. Wer war wann wo?

Adalbert Kursatzky, Ortheimatpfleger in Salzdahlum, hat ein neues Projekt begonnen: Er erforscht die Häuser und deren Geschäfte an der Langen Herzogstraße in Wolfenbüttel. Welches Geschäft war wann und wo? Das sind die zentralen Fragen, denen er nachspürt.

„Meine Frau und ich sind treue Wolfenbütteler“, erzählt Kursatzky. Wenn sie einkaufen, dann am liebsten in Wolfenbüttel. „Und manchmal stehen wir dann in der Langen Herzogstraße und unterhalten uns mit Bekannten über die Geschäfte – wer war früher wo?“, erzählt Kur-satzky. Und weil das offenbar so viele Leute interessiert, habe er sich entschlossen, eine Dokumentation über die Geschichte der Häuser und der Geschäfte an der Langen Herzogstraße zu beginnen.

Abgesprochen habe er das Projekt mit Dieter Kertscher, dem Vorsitzenden des Altstadtvereins, und mit Dr. Sandra Donner, der Leiterin des Schloss-Museums in Wolfenbüttel.

Seine Forschungsergebnisse wolle Kursatzky dem Altstadtverein zur Verfügung stellen und im Bürger-Museum ist zum Schluss eine Ausstellung geplant. Die aber muss noch auf sich warten lassen, denn das Projekt „Lange Herzogstraße“ ist über einen längeren Zeitraum angelegt – und Kursatzky steht praktisch am Anfang seiner Forschungen.

Mehr als 130 Häuser gibt es an der Langen Herzogstraße. In der Ausstellung sollen einst Blatt an Blatt mit der Dokumentation über die Geschäfte in den Häusern gezeigt werden. „Der Betrachter soll auf historischen Fotos sehen, wie die Häuser und Geschäfte einst ausgesehen haben und wie sie heute aussehen“, erzählt Kursatzky.

Wer erinnert sich noch an das ehemalige Papierwarengeschäft von Heinz Bremer? Heute befindet sich in dem Haus das Schuhgeschäft Tamaris. „1904 hat es im Haus gegenüber von Bremer gebrannt“, erzählt Kursatzky. Zwischen dem Bremer’schen Haus und dem Haus von Behrens-Optik sei damals ein Stahlseil gespannt gewesen. „Heinz Bremers Vater versuchte damals, das Stahlseil durchzusägen, damit der brennende Giebel des gegenüberliegenden Hauses beim Herunterstürzen auf die Straße nicht das Bremer’sche Haus mitreißen würde. Aber er schaffte es nicht“, erzählt Kursatzky die Geschichte von damals. Der Giebel sei auf das Stahlseil gestürzt und habe das Bremer’sche Haus etwa zehn Zentimeter nach vorn gezogen. „Die Statik litt, an dem Bremer’schen Haus mussten Nachbesserungen gemacht werden“, so Kursatzky.

Solche Geschichten, aber auch Erlebnisse und Erfahrungen möchte Kursatzky gern in seine Dokumentation schreiben. Wer etwas erzählen möchte oder aber alte Fotos von den Geschäften an der Langen Herzogstraße hat, kann sich an den Ortsheimatpfleger wenden. „Alle Fotos bekommen die Besitzer unbeschädigt zurück. Ich scanne die Bilder für die Dokumentation nur ein“, verspricht Kursatzky.

Zu erzählen gibt es viele Geschichten über die Geschäfte an der Langen Herzogstraße: Wer erinnert sich noch an Feinkost Kleve, Salamander, Schuhhaus Wagener oder Hosen-Jonas, wo manch einer seine erste Jeans in seinem Leben kaufte und diese im Liegen im Geschäft anzog, weil die Hose ja unbedingt so eng sein musste? Oder an das Affencafé, in dem es Käfige gab, in denen Affen gehalten wurden. Das war damals ein beliebter Treffpunkt mit Livemusik in dem Haus Lange Herzogstraße/Ecke Am Alten Tore. Oder an das Eiscafé Toscani oder die Bäckerei Rupprecht? An Foto-Bornemann oder Lampen-Schrader, wo später ein kleiner Markt untergebracht war mit Früchteinsel, Käsegondel, Bäckerei Manig, Pizzeria Capri und Carl Schritte Fleisch- und Wurstwaren. Und heute ist da die Sparda-Bank.

Und wer weiß noch, wo „die Stange“ war? „Heute beim Eiscafé Roma“, sagt Kursatzky. Dort befand sich vorher die Schlachterei Kunath. Und davor das Eiscafé Debiasi. „Und davor gehörte die Immobilie dem jüdischen Pferdehändler Esberg. Dort gab es eine Halle, die bis zur Neuen Straße reichte, in der bis zu 68 Pferde untergebracht waren. Genau dort gab es eine Stange, an der die Pferde, wenn sie gewechselt wurden, angebunden wurden. Daher der Name ,Stange’“, erzählt Kursatzky. Der Ortsheimatpfleger erinnert aber auch an das Schuhhaus Berthold Moses. Es befand sich in den 30er-Jahren an der Ecke Lange Herzogstraße/Am Alten Tore, wo heute die Herzog-Apotheke ihr Domizil hat. Wenn Adalbert Kursatzky sein Projekt „Lange Herzogstraße“ abgeschlossen haben wird, will er weitermachen, denn schließlich gibt es ja noch mehr Straßen in der Wolfenbütteler Innenstadt, deren Häuser und Geschäfte der Ortsheimapfleger erforschen möchte.