Wolfenbüttel. Cosima Soulez Larivière und Natsumi Ohno treten in der Augusteerhalle auf.

Warum das Konzert in der Augusteerhalle mit dem Titel „Soiree mit Cosima“ überschrieben war? Es war wohl die beabsichtigte Doppelbedeutung. Cosima als die Muse und Ehefrau eines der größten Romantikers, Richard Wagner, dessen Einfluss sich alle Komponisten nach ihm kaum entziehen konnten. So auch die Komponisten des Programms, das Cosima Soulez Larivière, Violine, und Natsumi Ohno am Flügel auf Einladung der Freunde der Herzog-August-Bibliothek zum Klingen brachte. Zuvor gab es die gewaltige, immer mehr als Bearbeitungsvorlage benutzte Toccata und Fuge d-moll für Orgel von Johann Sebastian Bach in einer Fassung für Violine solo. Erstaunlich, dass Polyphonie und Klangfülle des Originals nicht tot zu kriegen sind, wenn der Geist des Werks erhalten bleibt.

Natürlich zeigt die Solistin hier auch ihre Virtuosität vor. Wie aber die 1996 in Paris geborene Larivière in der Toccata die Spannung aufbaut und die Fuge wie einen unaufhaltsam fließenden Bach gestaltet, dynamische Abschattungen, Ruhepunkte, dialogische Sequenzen einbaut und in einer fulminanten Kadenz endet, das ist schon große Kunst. Dann aber die Welt der Subjektivität, der Beschwörung eines Augenblickes. Claude Debussys Sonate für Violine und Piano g-moll ist ein sensibler Dialog, der sich wie erzählend vor einem dunkel-melancholisch gefärbten Hintergrund vollzieht. Beeindruckend ist die Balance, die die beiden Künstlerinnen halten und im Satzablauf immer wieder die Zeit anzuhalten scheinen. Das erzeugt meditative Momente, wenn kurze Motive aufspringen und in einem opulenten Aussingen in flirrenden Licht verlöschen. Debussy wollte es den formverliebten Deutschen zeigen und zelebriert den schönen Moment. Wie im „Intermède“. Da lassen die beiden Solistinnen nach selbstvergessener Betrachtung einen Tanz hören, fantastisch und léger, und im Finale herrscht mit ständigem Wechsel der Themen französisches Lebensgefühl. Als ob ein Dandy über die Pariser Boulevards schlendert. Und das Sonnenlicht durch die Blätter der Platanen funkelt.