Wolfenbüttel. Texte, Tanzszenen, Musik, Kulissen und Kostüme haben die Schüler für das Stück nach dem Film „The Descendants“ selbst entwickelt.

Das war kein Musical von der Stange, keine Konfektionsware. Das Publikum in der Aula des Theodor-Heuss-Gymnasiums sah – um im Bild zu bleiben – feinste Maßschneiderei. So, wie die märchenhafte Geschichte vom Guten und vom Bösen über die Bühne ging, gab´s das bisher noch nicht. Die Vorgeschichte: Die Musical AG des THG hatte im letzten Sommer die Idee für eine neue Aufführung. Die machte sich an dem amerikanischen Fernsehfilm „The Descendants“ („Die Nachfolger“) fest. Da geht es um Märchenhaftes. Die frechen Sprösslinge aus der Disney-Zeichentrickfilmgeschichte leben gemeinsam mit ihren Eltern auf einer abgeschiedenen Insel. Als im Königreich Auradon ein Pilotprojekt zur Resozialisierung von Problemkindern eingerichtet wird, werden vier Teenager ausgewählt, um in dieses Märchenland zu ziehen. Eigentlich geht es der Mutter Maleficent nur darum, dass ihre Tochter Mal einen dort aufbewahrten Zauberstab raubt, der ihr die Weltherrschaft sichert. Wer hier Versatzstücke aus der Welt Harry Potters, Cinderellas (Aschenputtel), Snow-Whites (Schneewittchen), Beastly (Die Schöne und das Biest) zu erkennen glaubt, liegt richtig. Und da hier das jugendliche Lebensgefühl, garniert mit Pop-Elementen aus allen Genres transportiert wird, ist die Wahl dieses Stoffes nur allzu verständlich. Lea Klusmann, neben Wiebke Seifart, Lena Marken, Antonia Jünger und Senem Adak Mitglied des Leitungsteams, erzählt: „ Es war ein langer Weg bis zur Premiere. Wir haben alles selbst entwickelt. Texte, Tanzszenen, die Musik, Kulissen, Kostüme“. Dann das Casting. Wünsche wurden berücksichtigt. Aber Vorsingen und Vorsprechen gehörten auch dazu. Und – ganz neu – alles in Eigeninitiative. Kein Lehrer als oberste Instanz. So lernt man Verantwortung, Planung, Koordination, das Führen einer Truppe von Individualisten. Und dann ging der Vorhang hoch vor einem gespannten Publikum. Da waren die Bösen, die doch so viel Gutes in sich haben und die vermeintlich Guten, die auch ihre dunklen Seiten offenbaren. Und in einer mal berührenden, immer witzigen, im leichten Ton mit zügigem Tempo abrollenden Szenenfolge vollzieht sich die Erkenntnis: Der Mensch ist voller Schwächen, hat aber immer die Chance zur Umkehr und zum Dazulernen. Diese Einsicht transportieren die Mädchen und Jungen der Jahrgangsstufen 5 bis 10 mit einer ungeheuren Spielfreude. Gesungen, getanzt in fröhlicher, phantasievoller Choreografie, mit akrobatischen Tanzeinlagen, Bläsermusik und jeder Menge „zauberhafter Einfälle“. Da springt der Funke über. Man freut sich über so viel Begeisterungsfähigkeit. Und die Botschaft ist angekommen, auf unterhaltende, amüsante Weise. Empathie, die Bereitschaft, seinen Nächsten mit all seinen Vorzügen und Schwächen anzunehmen, ist die Voraussetzung für das Leben in einer Gemeinschaft. Bravos, Trampeln, Pfiffe. Mehr Zustimmung geht nicht.