Wolfenbüttel. Heute Kultgetränk und früher schon in aller Munde. Auch Jägermeister hatte einen Pfefferminzlikör im Sortiment, der urplötzlich von der Bildfläche verschwand.

Pfefferminzlikör ist in den Clubs und Diskotheken derzeit eines der gefragtesten Getränke. Meist knallgrün, manchmal auch klar und geschmacklich wie Zahnpasta. Doch was derzeit Trend ist, ist so neu eigentlich gar nicht. Auch bei Jägermeister gab es einst ein Pfefferminzlikör. Sein richtiger Name „Pfefferminze – Petri Heil“. Angelegt an den geläufigen Anglergruß. Schon bald nach der Entwicklung des Jägermeisters 1934 führte Curt Mast 1939 sieben weitere Spirituosen ein. Darunter einen Bonekamp und ein Mandel-Kirschlikör. Genannt wurden diese Getränke „Die sieben Aufrechten“. „Jägermeister fungierte als Kernmarke. Die weiteren Spirituosen positionierte Curt Mast als dessen Trabanten“, erklärt Florian Eisenblätter, Jägermeister-Archivar. All jene Erzeugnisse wurden in der charakteristischen Vierkantflasche mit dem Jägermeister-Schriftzug verkauft, die Erfinder Curt Mast der Legende nach auserwählt hatte, weil sie die einzige war, die beim Fallen auf einen Eichenboden nicht zu Bruch ging. Allerdings war die Flasche des Pfefferminzschnapses nicht grün sondern klar. Auf dem Etikett ist ein Angler zu sehen, der seine Rute auswirft. Ebenso wie der Jägermeister besaß auch das Etikett des“ Pfefferminze – Petri Heil“ einen umlaufenden Etikettenspruch. „Die Angler schon vor 100 Jahren, meist klüger nach dem Umtrunk waren. Dies wird, tritt nichts Besonderes ein, in tausend Jahren noch so sein“, stand darauf geschrieben. Dem Likör wurde eine „erfrischende belebende Wirkung“ nachgesagt, die laut der Aufschrift „neben allerfeinsten Kräuter-Auszügen seiner durch überaus lange Faßpflege erzielten Harmonie“ zu verdanken sei. Doch bis in die Gegenwart konnte sich die Spirituose, die wie 18 andere zum Jägermeister-Konzern gehörte, nicht retten. In einer Preisliste aus dem Jahr 1957 findet „Pfefferminze – Petri Heil“ seine letzte Erwähnung. Der genaue Grund für die Einstellung ist nicht bekannt. Ein Motiv war, dass sich Curt Mast als Perfektionist lieber auf die Qualitätssicherung eines Produktes konzentrieren wollte. „Darüber hinaus begann unter Günter Mast die Fokussierung auf die Kernmarke Jägermeister“, sagt Eisenblätter. Aus gutem Grund. Seinerzeit erzielte der Jägermeister etwa 92 Prozent des Absatzes. Den Rest machten die „Aufrechten“ und ihre Nachfolger unter sich aus. Das war zu wenig für den späteren Mäzen von Eintracht Braunschweig, der ein findiger Unternehmer war und in der Folge mit spektakulären Werbeaktionen auf sich aufmerksam machte. Der Pfefferminzlikör verschwand von der Bildfläche. Noch genau eine Flasche gibt es davon heute – und die steht in Wolfenbüttel.