Friedland (ots) - Ob Heimatvertriebene nach dem zweiten Weltkrieg, Boatpeople am Ende der 1970er-Jahre oder ganz aktuell Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine - Menschen aus verschiedenen Generationen und unterschiedlicher Herkunft haben die Erfahrung der Flucht nach Deutschland gemacht. Sie als Zeitzeug:innen von Flucht und Neuanfang miteinander in Austausch zu bringen und ihre Erfahrungen anderen Menschen zugänglich zu machen, ist Ziel des neuen Projekts "Was uns verbindet. Erfahrungen von Zwangsmigration gestern und heute," das vom Museum Friedland ins Leben gerufen wurde.

Im Austausch mit dem Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung in Berlin und der Stiftung Berliner Mauer wird das Museum Friedland Bildungsformate und Angebote für den generationsübergreifenden Dialog zwischen Betroffenen von Flucht und Vertreibung entwickeln. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Erinnerung, Begegnung und kultureller Teilhabe. Die Angebote werden in den Institutionen vor Ort in engem Austausch mit den Zeitzeug:innen erarbeitet, erprobt und ergänzt. "Das Projekt dient nicht nur der Erweiterung des Bildungsangebots im Museum Friedland, sondern möchte durch die Einbeziehung von Zeitzeug:innen und Engagierten auch neue Formen kollaborativen Arbeitens im Kulturbereich ausloten. Dabei geht es uns in Friedland besonders darum, das Museum für diverse Perspektiven zu öffnen und Raum für Dialoge zwischen Menschen zu schaffen, die einander sonst nicht begegnen könnten," betont die Museumsleiterin Anna Haut. Zeitgleich werden andere Formate und Angebote auch in den Kooperationsinstitutionen entwickelt und umgesetzt. Die Stiftung Berliner Mauer erprobt mit der Methode des Curatorial Dreamings eine Ausstellungsintervention zum Projektthema für die Dauerausstellung in der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde. Hierbei werden in mehreren interdisziplinären Workshop-Runden gemeinsam mit Expert:innen mit Bezügen zu Fluchtgeschichten neue Blickwinkel und narrative Anknüpfungsmöglichkeiten im Ausstellungsdisplay erarbeitet.

Das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung in Berlin wird in neuen Veranstaltungs- und Workshop-Formaten die gegenseitigen Anknüpfungspunkte von deutschen Vertreibungsgeschichten nach dem Zweiten Weltkrieg und den Erfahrungen heutiger Flüchtlinge in Deutschland fruchtbar machen.

Ein wichtiges Projektziel ist neben der Umsetzung von Bildungsformaten die nachhaltige Vernetzung von Zeitzeug:innen aus unterschiedlichen Herkunftskontexten. Das kann die Ausbildung lokaler Strukturen bedeuten oder im Zusammenhang des Grenzdurchgangslagers Friedland den Aufbau eines Ehemaligen-Netzwerks, das die ganze Bundesrepublik überspannt. Projektleiterin Anna Louise Weßling ergänzt: "'Was uns verbindet' wird hier in der Region dazu beitragen, geflüchteten Menschen kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen und gleichzeitig einen Raum für ihre Perspektiven und Erfahrungen eröffnen."

Ein Netzwerk von Partner:institutionen wird das Projekt "Was uns verbindet" begleiten, beraten und daran mitwirken, die Ergebnisse und Erkenntnisse für die Museumslandschaft und andere Träger kultureller Bildung aufzubereiten.

Das Projekt, das auf eine Laufzeit von zweieinhalb Jahren angelegt ist, wird durch die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien gefördert. Weitere Förderer sind die Niedersächsische Lotto Sport-Stiftung, die VGH-Stiftung, der Landschaftsverband Südniedersachsen und die Gemeinde Friedland.

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Christian Blohm, 05504 8056-203, blohm@museum-friedland.de

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