Berlin. Start-ups können bei ökologischer Transformation Deutschlands eine wichtige Rolle spielen. Doch eine Sache macht Sorge.

Die schleppende Wirtschaftsentwicklung in Deutschland hat Folgen für die Entwicklung von Jung-Unternehmen, die nachhaltige und ökologische Ziele verfolgen. Das geht aus dem „Green Start-up Monitor 2024“ des Bundesverbands Deutsche Start-ups hervor. Die Auswertung lag dieser Redaktion exklusiv vor.

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Demnach lässt sich zwar fast ein Drittel aller deutschen Start-ups als „grün“ einstufen. Der Anteil der jungen Firmen, die nachhaltige Lösungen wie den Klimaschutz oder das Schonen von Ressourcen verfolgen, ist jedoch innerhalb eines Jahres von 35 auf 29 Prozent gesunken. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass für einen Teil der Start-ups ökologische Ziele im aktuell schwierigen Markt- und Finanzierungsumfeld an Wichtigkeit verlieren, hieß es. Möglicherweise sei deshalb bei einigen jungen Firmen die Strategie kurzfristig angepasst worden.

In welchem Bereich die nachhaltigen Jung-Firmen große Herausforderungen sehen

„Nachhaltigkeit und Klimaneutralität sind nur dann erreichbar, wenn es gelingt, den Ressourcenverbrauch massiv zu reduzieren und Systeme neu zu denken“, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Start-ups-Verbands Helmut Schönenberger. Start-ups würden dabei als Innovationstreiber und Brückenbauer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft eine herausragende Rolle spielen, so Schönenberger weiter. Gleichzeitig verwies er auf Herausforderungen für die Firmen: „Um im internationalen Wettbewerb mitzuhalten, brauchen unsere Greentech-Start-ups jedoch bessere Förder- und Finanzierungsbedingungen.“

Der Befragung zufolge sieht mehr als die Hälfte der „grünen“ Start-ups derzeit Herausforderungen bei der Kapitalbeschaffung. Jung-Unternehmen, die nicht primär ökologische Ziele verfolgen, nannten hingegen nur zu 40 Prozent Probleme in dem Bereich. Dabei könnten die „grünen“ Firmen gesamtwirtschaftlich perspektivisch sogar einen größeren Einfluss haben.

„Grüne“ Start-ups kooperieren häufiger mit Hochschulen und etablierten Firmen

Denn mehr als die Hälfte der „grünen“ Start-ups kooperiert der Auswertung zufolge mit Hochschulen und wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen. Bei Start-ups insgesamt seien es hingegen nur 38 Prozent. Diese Zusammenarbeit belege die Bedeutung der grünen Start-ups als Brücke zwischen akademischer Forschung und praktischer Anwendung, wodurch neueste Forschungsergebnisse in nachhaltige Geschäftsmodelle umgewandelt würden, hieß es.

Jung-Firmen mit nachhaltigen und ökologischen Zielen sind zudem besonders häufig Partner von bereits etablierten deutschen Unternehmen. Das mache sie zu einem Impulsgeber für Innovation und Wandel. Gleichzeitig würden damit Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland gestärkt. Bemerkenswert ist der Analyse zufolge, dass der Anteil grüner Start-ups in Kooperationsprojekten mit der etablierten Wirtschaft im Vergleich zum Vorjahr zugenommen hat. Unter allen Start-ups habe die Bereitschaft, Erkenntnisse und Ideen mit bereits länger bestehenden Firmen zu teilen, hingegen eher abgenommen, so die Studienautoren.

Start-up-Auswertung: „Grüne“ Jung-Firmen etwas widerstandsfähiger

Nicht nur „grüne“ Start-ups, sondern die gesamte Gründerszene sah sich in den vergangenen Jahren mit zunehmenden Herausforderungen konfrontiert: Vor allem gestörte Lieferketten, zurückhaltende Kundinnen und Kunden sowie das neue Zinsumfeld setzten viele Firmen unter Druck. Zuletzt ging deswegen auch das von deutschen Start-ups eingesammelte Risikokapital zurück. „Grüne“ Start-ups zeigten sich aber etwas widerstandsfähiger als Jung-Firmen insgesamt: Lediglich 21 Prozent der Unternehmen mit nachhaltigen Zielen gaben an, Kostensenkungsprogramme durchgeführt zu haben. Bei nicht-grünen Start-ups waren es 28 Prozent.