Berlin. Galeria Karstadt Kaufhof ist Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern. Nun hat das Unternehmen einen Insolvenzantrag gestellt.

Bereits zum dritten Mal innerhalb von weniger als vier Jahren hat Galeria Karstadt Kaufhaus einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Essen gestellt. Das teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Vorangegangen waren diesem Schritt finanzielle Probleme beim Mutterkonzern Signa.

Wie die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“, die wie diese Redaktion zur FUNKE Mediengruppe gehört, berichtet, nennt Galeria als Grund für den Antrag eine „negative Fortführungsprognose“. Das bedeutet in der Regel, dass dem Unternehmen die Überschuldung droht.

Galeria Karstadt Kaufhof stellt Insolvenzantrag: Das sagt der Deutsche Städtetag zu einzelnen Standorten

Laut der Deutschen Presse-Agentur sucht die Warenhauskette derzeit einen neuen Eigentümer. Gespräche dazu sollen bereits laufen. Das Ziel sei es, das Bestehen von Galeria zu sichern. Was mit den gut 90 Filialen und den mehr als 15.000 Beschäftigten passiert, ist dennoch unklar.

Der Deutsche Städtetag hat sich aber bereits hoffnungsvoll mit Blick auf den Erhalt einzelner Standorte geäußert. „Die Insolvenz kann auch eine Chance für einen Neustart außerhalb der Signa-Gruppe sein. Gute, zukunftsfähige Konzepte für die Häuser finden sich am besten gemeinsam mit den Städten“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Städtetags, Helmut Dedy, dieser Redaktion. Dedy forderte, die Städte frühzeitig miteinzubeziehen, auch in Gespräche mit möglichen Investoren. „Die Städte sollten so früh wie möglich erfahren, was in ihren Innenstädten mit den Warenhäusern passiert. Schließlich geht es darum, jede Chance zu nutzen, die Häuser zu halten“, sagte er weiter.

In der Mitteilung zum Insolvenzantrag betont das Unternehmen selbst, die Geschäfte würden sich derzeit gut entwickeln. Man habe „das erste Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 über dem Vorjahresquartal abgeschlossen“. Galeria-Chef Olivier van den Bossche erklärte: „Galerias operativer Erfolg wird durch die Rahmenbedingungen der alten Eigentümerstruktur belastet. Wir sehen in dem heutigen Tag ausdrücklich einen Befreiungsschlag.

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Signa-Pleite wirkt sich auf Galeria Karstadt Kaufhof aus

Weiter heißt es in der Mitteilung: „Die Insolvenzen der Signa-Gruppe schädigen Galeria massiv, behindern das laufende Geschäft und schränken durch hohe Mieten und teure Dienstleistungen die künftige Entwicklungsmöglichkeit stark ein.“

In den vergangenen Wochen hatten mehrere Unternehmen aus der Handels- und Immobiliengruppe des österreichischen Unternehmers René Benko Insolvenz angemeldet – darunter die Signa Retail Selection AG, zu der Galeria Karstadt Kaufhof gehört. Die AG hatte Ende November angekündigt, ihr Geschäft geordnet abzuwickeln, was einen Verkauf der Warenhauskette bedeutet.

Galeria Karstadt Kaufhof fehlt Geld. Nun sucht der Konzern einen neuen Eigentümer.
Galeria Karstadt Kaufhof fehlt Geld. Nun sucht der Konzern einen neuen Eigentümer. © DPA Images | Soeren Stache

Signa hatte 200 Millionen für die Kaufhof-Sanierung eingeplant

Für deren Sanierung hatte Signa eigentlich 200 Millionen Euro zugesagt. Eine erste Zahlung war für Februar geplant. Ob es zu ihr kommt, ist derzeit unklar. Nach der vergangenen Insolvenz hatte die Kette etwa 40 Filialen schließen müssen – die letzten davon erst im Laufe dieses Monats.

Als Insolvenzverwalter soll nun der Hamburger Anwalt Stefan Denkhaus agieren. Er hat damit das Sagen bei Galeria, aber Geschäftsführer Olivier van den Bossche und Finanzchef und Arbeitsdirektor Guido Mager bleiben mit an Bord. „Die wesentlichen Leistungsträger aus Galerias Führungsteam haben erklärt, den gemeinsamen Weg weiter mitzugehen“, erklärt das Unternehmen.

Denkhaus betonte, die Insolvenzen der Signa-Gruppe hätten die zuletzt gute Entwicklung von Galeria konterkariert und bedrohten das Unternehmen. „Dem Management blieb deshalb kein anderer Weg, als das Unternehmen im Zuge einer Insolvenz aus dieser Umklammerung zu befreien. Wir werden gemeinsam mit aller Kraft daran arbeiten, den begonnen Weg unter besseren Rahmenbedingungen weiter fortzusetzen und Galeria als Unternehmen zu erhalten.“ Eine Zerschlagung des Konzerns sei ausdrücklich nicht das Ziel.

Galeria Karstadt Kaufhof meldet erneut Insolvenz an

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    Galeria-Insolvenz: Handelsexperte Berentzen sieht „Ende deutscher Warenhausgeschichte“

    Handelsexperte Johannes Berentzen von der BBE Handelsberatung sagte dieser Redaktion jedoch, er gehe davon aus, dass mit der erneuten Insolvenz „ein Stück deutscher Handelsgeschichte zu Ende“ gehe. „Es werden nicht viel mehr als 20 Häuser als Warenhausstandorte bestehen bleiben. Und auch an diesen wird sich einiges ändern müssen“, erklärte er. Aus seiner Sicht seien größere Veränderungen am Geschäftsmodell nötig. Allein auf eine deutliche Mietreduzierung insbesondere in den circa 20 Signa-Immobilien zu setzen, helfe für die Profitabilität auf Sicht nicht.

    Dass der Staat erneut rettend einspringe, hält Berentzen für unrealistisch, ebenso die Übernahme des kompletten Konzerns durch einen Investor. „Filetstücke könnten für Breuninger, die Central Group oder die oben erwähnten strategischen Investoren interessant sein. Mit der Droege Group wurde ein weiterer, finanzkräftiger potenzieller Interessent ins Spiel gebracht“, sagte Berentzen weiter.