Berlin. Eine britische Airline steht kurz vorm Erwerb des größten Passagierflugzeugs der Welt – weitere sollen folgen. Ihr Gründer ist kein Unbekannter.

Seit Monatsbeginn ist sie zurück: Die Lufthansa setzt ihre „Königin der Lüfte“ wieder ein – den A380, das größte Passagierflugzeug der Welt. Eigentlich hatte sich die Kranich-Airline von ihrem Riesen-Flieger bereits verabschiedet. Doch nun fliegt der Airbus wieder zwischen München und Boston. Der A380 erlebt damit ein unerwartetes Comeback – und soll bald sogar für eine neue Fluglinie abheben.

Man habe den ersten A380 erworben, teilte Global Airlines mit. Das britische Unternehmen bezeichnete sich selbst als die weltweit neueste Langstreckenairline und versprach Großes: Man wolle „das Reiseerlebnis für Passagiere aller Buchungsklassen neu definieren“, hieß es.

Gründer und Chef der neuen Fluglinie ist James Asquith. Der Brite schaffte es als Reisender in das Guinnessbuch der Rekorde. Am 8. Juli 2013 bereiste er als 193. Land die Föderierten Staaten von Mikronesien und war mit 24 Jahren und 192 Tagen der jüngste Mensch, der alle souveränen Staaten der Welt besuchte.

Airline-Gründer will den „besten Weg des Fliegens“ anbieten

Kurz darauf beschloss er, für die Menschen das Reisen einfacher und billiger machen zu wollen. Er gründete das Portal Holiday Swap. Nutzer der App können ihre Immobilien dort melden und selbst interessante Tauschdomizile auf der Plattform buchen. Holiday Swap erhält dafür eine Buchungsgebühr.

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Der Anspruch sei es, „den besten Weg des Fliegens“ anzubieten, sagte Asquith nun über die neu gegründete Global Airlines: „Und der A380 mit seinem unübertroffenen Maß an Platz, Komfort und Service wird für die Verwirklichung dieser Vision von entscheidender Bedeutung sein.“ Er sei bei Weitem das beste Produkt, das es für Passagiere gebe. Dass die Fluggesellschaft ausschließlich A380 einsetzen will, ist naheliegend, blieb aber offen.

Die ersten Transatlantikflüge von Global Airlines seien im Frühjahr 2024 geplant. „Der Kauf unseres ersten Flugzeugs zeigt, dass wir auf dem besten Weg sind, Global zu starten“, sagte Asquith. Die nächsten Schritte seien nun die Überholung und Umrüstung des Flugzeuges auf die eigenen hohen Qualitätsanforderungen, „um unseren Kunden heute das beste Erlebnis am Himmel zu bieten“.

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A380 soll von deutscher Fondsgesellschaft Doric gekauft werden

Man wolle die Passagiere in das Goldene Zeitalter der Luftfahrt zurückbringen. Aus der Branche hört man, dass dazu hochwertiges Essen und Wein sowie luxuriöse Annehmlichkeiten gehören. Die Reise solle ein digitales Erlebnis von der Buchung bis zum Boarding und der Zeit an Bord werden. Platz soll für 471 Fluggäste sein.

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Als einen „bedeutenden Schritt zur Revolutionierung der kommerziellen Luftfahrt“ bezeichnete die Airline den Erwerb der Maschine von dem Offenbacher Flugzeugfinanzierer Doric. Dank erheblicher Unterstützung von Investoren und der Muttergesellschaft Holiday Swap habe man sich im Gegensatz zu anderen neuen Fluglinien gegen das Leasen und für den Kauf des Jets entschieden.

„Wir sind stolz darauf, dieses schöne, moderne Flugzeug einer neuen Fluggesellschaft zur Verfügung gestellt zu haben, die bald in die Lüfte gehen wird“, wird Doric-Geschäftsführerin Sibylle Pähler in der blumigen Global-Airlines-Pressemeldung zitiert. Der Kaufpreis wurde nicht genannt. Er bewege sich im zweistelligen Millionenbereich, hieß es.

Fondshaus Doric bestätigt Letter of Intent

Ganz in trockenen Tüchern ist der Deal aber noch nicht. Es gebe einen Letter of Intent (Absichtserklärung) für den Kauf, sagte Pähler auf Anfrage unserer Redaktion. Auch eine substanzielle Anzahlung sei geleistet worden. „Der Verkauf ist noch nicht abgeschlossen“, so Pähler. Es werde jetzt noch über den Kaufvertrag verhandelt, das dürfte mehrere Wochen dauern. Grundsätzlich sei sie aber optimistisch, dass der Vertrag zustande komme.

Der offizielle Start von Global Airlines soll in diesem Sommer erfolgen. Dann würden das Passagierangebot, eine Reihe von Branchenpartnerschaften sowie das zukünftige Streckennetz und die Wachstumsziele im Detail erläutert. „Wir werden in den kommenden Wochen bekannt geben, was wir auf Lager haben“, teilte Asquith auf Twitter mit.

Global Airlines will bald Kauf von drei weiteren A380 vermelden

Man mache bereits Fortschritte bei der Erweiterung der Flotte um weitere A380-Flugzeuge, hieß es. In den kommenden Monaten sollen drei weitere Zukäufe vermeldet werden können. Mit wem man dabei spreche, ließ Global Airlines offen. Fragen unserer Redaktion wurden nicht beantwortet. Das Fondshaus Doric hat insgesamt gut ein Dutzend A380 im Portfolio. Führen die Offenbacher Gespräche mit Global Airlines über weitere Verkäufe? „Kein Kommentar“, hieß es von Geschäftsführerin Pähler.

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Auch Airbus verfügt bald über ein Reservoir an ausrangierten A380. Schließlich sicherte der DAX-Konzern zu, sechs von der Lufthansa ausrangierte Jets zurückzunehmen. Für das laufende Jahr war die letzte Rücknahme vorgesehen. Spricht der Flugzeugbauer selbst mit Global Airlines?

„Wir kommentieren keine Diskussionen, die möglicherweise stattfinden oder nicht stattfinden und in jedem Fall vertraulich bleiben“, sagte Airbus-Sprecherin Anne Galabert auf Anfrage. Mit seiner einzigartigen Kapazität biete der A380 auf dichten Strecken und insbesondere an überlasteten Flughäfen einen unschlagbaren wirtschaftlichen Mehrwert, hieß es weiter. Der Jet werde auch dank der Unterstützung von Airbus in den kommenden Jahrzehnten in der Flotte vieler Betreiber fliegen. Er werde von Passagieren favorisiert.

So soll das Design von Global Airlines künftig aussehen. Die britische Fluglinie steht kurz vor dem Erwerb des ersten A380.
So soll das Design von Global Airlines künftig aussehen. Die britische Fluglinie steht kurz vor dem Erwerb des ersten A380. © Global Airlines | Global Airlines

A380 – bei Passagieren beliebt, aber höhere Spritkosten

In der Tat schneidet der Riesen-Airbus bei Passagierbefragungen stets gut ab und ist sehr beliebt. Allerdings wird er auch mit vier statt der mittlerweile auch bei Langstreckenfliegern standardmäßig zwei Motoren angetrieben und ist daher im Verhältnis sehr kerosindurstig, emissionsreich und von den operativen Kosten her teuer.

Weil es den Fluggesellschaften schwerfiel, die für bis zu 853 Passagiere zugelassene Maschine auf vielen Strecken auszulasten, fehlte es an Neubestellungen. Airbus stellte daher im Jahr 2021 die Produktion des Jets nach 251 Auslieferungen ein. Kleinere Großraumjets wie der A350 oder der Dreamliner von Boeing, die auch als weniger wartungsintensiv gelten, gruben dem A380 das Wasser ab.

Global Airlines könnte 16. Betreiber von A380 werden

Der Gebrauchtmarkt für den vierstrahligen Flieger war bisher nahezu nicht existent. Erst einmal wechselte ein A380 zu einer anderen Fluggesellschaft. Die portugiesische Charterairline Hi Fly hatte sich im Sommer 2018 den größten Passagierjet der Welt gesichert. Er war zuvor von Singapore Airlines nach zehn Jahren in Betrieb ausgemustert worden. Kreuzfahrttouristen und Pauschalurlauber für Reiseveranstalter sollten mit ihm befördert werden.

Doch nach gut zwei Jahren war Schluss, der Leasingvertrag wurde nicht verlängert. Das sei eine Konsequenz aus der Corona-Krise, hieß es damals. Der Bedarf nach so großen Flugzeugen habe sich drastisch reduziert. Selbst ein Umbau zum während der Pandemie gefragten Frachter mit Unterstützung des Hamburger Unternehmens Lufthansa Technik verpuffte.

Mittlerweile zeigen aber auch auf Langstrecken die Passagierbuchungen schneller als erwartet nach oben. Weil Boeing mit massiven Lieferproblemen beim Großraumjet 777-X kämpft, herrscht Bedarf an großen Jets. Global Airlines schickt sich im nächsten Frühjahr an, 16. Betreiber in der Geschichte des A380 zu werden – und damit in einen Kreis vorzustoßen, in den die Lufthansa gerade erst zurückgekehrt ist.

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