Braunschweig/Wolfsburg. Sie berichten von wachsendem Kreditvolumen. Allerdings haben sie auch erhebliche Umstrukturierungen hinter sich.

Die Commerzbank hat bei ihrer Sanierung und Umstrukturierung das Gröbste hinter sich – und konnte im Februar dieses Jahres wieder gute Nachrichten verkünden: Die Rückkehr in den Dax, in dem die 40 größten deutschen Unternehmen gelistet sind. Den Commerzbank-Niederlassungen in unserer Region hat die Rückkehr, verbunden mit dem 1,4-Milliarden-Gewinn der Commerzbank im Geschäftsjahr 2022, „Rückenwind“ gegeben, wie die Verantwortlichen der Niederlassungen in Pressegesprächen erklärten. Der Zuspruch der Kunden sei wieder da. Sie blicken zuversichtlich auf das laufende Geschäftsjahr.

Für das vergangene Jahr berichten sie zudem von steigendem Kredit-, Einlagen und Geschäftsvolumen. Konkrete Angaben zu Ergebnissen macht die Commerzbank für einzelne Niederlassungen nicht. In der Niederlassung Braunschweig, zu der auch die Filialen in Peine, Wolfenbüttel, Salzgitter, Goslar und Wernigerode gehören, hat das Einlagevolumen leicht um 1,7 Prozent auf 307 Millionen Euro zugelegt. In der Niederlassung Wolfsburg, zu der auch Filialen in Helmstedt, Gifhorn und Celle gehören, stiegen die Einlagen um 6,7 Prozent auf ein Volumen von 188 Millionen Euro an.

Unternehmer investieren in Lagerhaltung

In Wolfsburg leiten Martin Mehrdorf (v.  l.), Kathrin Modrejewski und Hans Christian Kubatzki je Private Banking, Firmen- und Unternehmerkundengeschäft.
In Wolfsburg leiten Martin Mehrdorf (v. l.), Kathrin Modrejewski und Hans Christian Kubatzki je Private Banking, Firmen- und Unternehmerkundengeschäft. © Privat | Commerzbank

Das Kreditvolumen im Geschäft mit Mittelstandskunden mit einem Jahresumsatz von bis zu 15 Millionen Euro legte im Braunschweiger Bereich um 8,8 Prozent zu auf
225,5 Millionen Euro. In der Niederlassung Wolfsburg wuchs das Kreditvolumen der Mittelstandskunden hingegen nur um rund ein Prozent auf 130 Millionen Euro.

Die Unternehmer haben nach Angaben der Commerzbank vermehrt in Lagerhaltung investiert – eine Folge der Corona-Pandemie, die zu massiven Lieferkettenproblemen und Teilemangel geführt hat. Außerdem haben sie ihre Lieferketten „regionalisiert“, das heißt, sie haben den Fokus ihrer Beschaffung mehr auf Europa und die „westliche Welt“ gelegt. Ein weiterer Trend, den die Commerzbank in unserer Region bei ihren Firmen- und Unternehmerkunden beobachtete: Die Absicherung von Auslands- und Devisengeschäften. Außerdem steigt wegen der Energiekrise das Interesse an Investitionen in Photovoltaikanlagen. Von einem Boom könne man noch nicht sprechen, aber es gebe ein merkliches Anziehen der Nachfrage.

Wenig Baufinanzierungen

Im vergangenen Jahr hat die Commerzbank intern ihr Private-Banking- und Vermögensmanagement-Geschäft zusammengelegt. Im Bereich der Braunschweiger Niederlassung legte das Geschäftsvolumen bei Kunden mit mehr als 500.000 Euro Vermögen leicht auf 230 Millionen Euro zu. In Wolfsburg stieg es ebenfalls leicht, um 2,6 Prozent auf rund eine Milliarde Euro. Nach Angaben der Commerzbank haben zwei Drittel der vermögenden Privatkunden einen unternehmerischen Hintergrund.

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Steigende Zinsen haben das Neugeschäft mit Baufinanzierungen in den Niederlassungen allerdings einbrechen lassen. In Braunschweig ging es um 46 Prozent auf 108 Millionen Euro zurück, in Wolfsburg um 34 Prozent auf 98 Millionen Euro. Auch das Geschäft mit Bausparverträgen war 2022 auf dem absteigenden Ast und ging in Wolfsburg etwa um rund 30 Prozent auf 8,2 Millionen Euro zurück, in Braunschweig um knapp 2 Prozent auf 10 Millionen Euro. Allerdings: Die weiter ansteigenden Zinsen machen das Bausparen für die Kunden wieder interessanter, berichten etwa die Regionsleiter Private Banking und Vermögensmanagement Dirk Paliga aus Braunschweig und Martin Mehrdorf aus Wolfsburg.

Die Commerzbank hatte 2021 verkündet, bis Ende kommenden Jahres 10.000 Stellen abzubauen, 9000 Mitarbeitende waren bis Ende 2022 bereits aus dem Unternehmen ausgeschieden. Die Zahl der Filialen soll zudem von 790 auf 400 sinken. Im Geschäftsjahr 2022 wurden in unserer Region keine weiteren Filialen der Commerzbank mehr geschlossen.

Beratung nun auch in Beratungscentern per Videotelefonie

Die zweitgrößte deutsche Privatbank hat ihre Strukturen und Zuständigkeiten im vergangenen Jahr stark verändert. Angaben zur Kundenzahl der jeweiligen Niederlassung wie in den Vorjahren sind deshalb nach Angaben der Commerzbank für das vergangene Jahr nicht möglich.

Das Geldhaus hat zudem stark in die Digitalisierung investiert. In den zwölf neuen Beratungscentern, eines ist unter anderem in Hannover angesiedelt – allerdings arbeiten viele im Homeoffice –, wird etwa Kundenberatung per Telefon oder Videotelefonie von 8 bis 22 Uhr angeboten. Die Digital-Banking-Quote liegt in Braunschweig und Wolfsburg nach Bankangaben bei je rund 70 Prozent. Die Commerzbank will das weiter forcieren. In den Beratungscentern arbeiten teilweise auch Mitarbeitende aus den hiesigen Filialen.

In der gesamten Wolfsburger Niederlassung sind aktuell 46 Mitarbeitende beschäftigt, in Braunschweig sind es 80. Vor der Umstrukturierung waren es rund 100. Die Bank betont, dass es vor allem „Arbeitsplatzverschiebungen“ gegeben habe – in die Beratungscenter hinein. Die große Welle der Stellenstreichungen sei vorüber.