Hannover. Jedoch wachsen die Sorgen mit Blick auf die Gas- und Stromversorgung. Viele investieren in Energieeffizienz.

Die Industrie- und Handelskammern Niedersachsen bezeichnen die Stimmung in der Wirtschaft als „Unruhe vor dem Sturm“. So beurteilten zwar viele Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als „gut“ oder „zufriedenstellend“, wie aus einer Konjunkturumfrage zum dritten Quartal des Jahres hervorgeht. Doch gleichzeitig spiegeln sich die Unsicherheit der Betriebe im Stimmungsbarometer, dem Konjunkturklimaindikator: Der Wert rauschte von 80 auf 62 Punkte ab und lag nach Angaben der Kammern nur zu Beginn der Corona-Pandemie kurzzeitig noch tiefer.

„Vor vielen Unternehmen liegt ein harter Winter. Ganz entscheidend wird sein, dass eine Gasmangellage vermieden werden kann“, erklärte Maike Bielfeldt, die Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen. Die Vorschläge der Gaskommission gäben Zuversicht. Jetzt sei es aber wichtig, dass die Umsetzung schnell erfolge, damit die Unternehmen wüssten, woran sie seien und planen könnten. Laut den Kammern sorgen die noch nicht konkret absehbaren Entlastungen der Unternehmen für Unsicherheit und Existenzängste, genauso wie mögliche Versorgungsengpässe bei Erdgas und Strom.

Nur vier Prozent rechnen mit guten Geschäften

Schon die steigenden Energie- und Rohstoffpreise werden von den Unternehmen als Geschäftsrisiko Nummer eins genannt. „Viele Unternehmen haben noch gar keine Folgeverträge (für Strom, Anm. d. Red.) erhalten und wissen aktuell nicht, was auf sie zukommt. Grundsätzlich benötigen wir eine größtmögliche Angebotsausweitung, um den Preisdruck zu reduzieren“, sagte IHKN-Chefin Bielfeldt.

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Die Unternehmen versuchen den Kammern zufolge in allen Bereichen Energie zu sparen. Unrentable Produktion würde eingestellt werden. Außerdem planten Unternehmen mit Blick auf Investitionen und Neueinstellungen aktuell vorsichtiger. Der Umfrage zufolge gehen 66 Prozent der befragten Betriebe von einer ungünstigen Geschäftsentwicklung aus. 30 Prozent erwarten demnach gleichbleibende Geschäfte, vier Prozent rechnen mit einem günstigen Geschäftsverlauf.

Ein Blick in einige Branchen:

In der Industrie hat die Geschäftsentwicklung laut Umfrage deutlich an Schwung verloren, die Auftragslage sei aber noch ausreichend. Auch könne der überwiegende Teil der Unternehmen die Kostensteigerungen bei Energie an Kunden weitergeben. Zwei Drittel der Betriebe investierten angesichts der angespannten Situation außerdem in die Energieeffizienz. Sollten Gaslieferungen gedrosselt werden müssen, müssten aber laut IHKN 41 Prozent der befragten Unternehmen ihre Produktion einstellen.

Im Einzelhandel klagen ein Drittel der Unternehmer über eine schlechte Geschäftslage. Ausnahmslos alle Einzelhandelsbereiche rechnen zudem mit rückläufigem Umsatz, weil das Geld bei den Verbrauchern nicht mehr so locker sitzt und Preissteigerungen das für den Konsum verfügbare Einkommen schmälern.

Im Gastgewerbe waren die Unternehmer im dritten Quartal zufrieden, weil sie trotz steigender Preise mehr Gäste begrüßen konnten und die Umsätze in der Beherbergung und in den Restaurantbereichen stiegen. Allerdings seien die Perspektiven düster wegen der schwindenden Kaufkraft der Gäste düster, erklären die Kammern.

Die für gewöhnlich florierende Dienstleistungsbranche berichtet laut IHKN von einer weiterhin zufriedenstellenden Geschäftslage. Allerdings ziehen offenbar Wolken auf – das zeigten rückläufige Aufträge und Umsätze in der Branche.

An der Konjunkturumfrage von Ende September bis Mitte Oktober haben sich 1817 niedersächsische Unternehmen beteiligt.