Berlin. Viele Paare kehren nach einer Trennung zu ihrem Ex-Partner zurück. Was macht eine On-Off-Beziehung mit der Psyche und ist sie toxisch?

  • Jede Beziehung ist anders, doch bei bestimmten Paaren wiederholen sich die Muster
  • Zur emotionalen Achterbahnfahrt kann besonders die On-Off-Beziehung werden
  • Psychologen warnen davor, dass diese Art der Beziehung schnell toxisch werden kann

Es gibt kein Allheilmittel gegen gebrochene Herzen. Aber Strategien, die den Schmerz lindern können – wie zum Beispiel On-Off-Beziehungen. Vergleichbar mit Lichtschalter werden Beziehungen quasi an- und ausgeschaltet. Paare trennen sich, um kurz darauf wieder zusammenzukommen. Welcher psychologische Mechanismus steckt hinter einer On-Off-Beziehung und wie schädlich ist sie für die Betroffenen? Eine Paar- und Sexualtherapeutin gibt Antworten.

Bedeutung: Was ist eine On-Off-Beziehung?

Eine On-Off-Beziehung beschreibt eine Art der Partnerschaft, die durch wiederholte Trennungen und Versöhnungen gekennzeichnet ist. Diese Beziehungsform ist oft von intensiven Emotionen, Leidenschaft und Konflikten geprägt. Während solche Beziehungen für die Beteiligten emotional sehr aufgeladen und herausfordernd sein können, spiegeln sie zugleich ein Muster von Bindung und Distanzierung wider, das durch verschiedene Faktoren wie Kommunikationsprobleme, Unvereinbarkeiten oder externe Stressfaktoren beeinflusst sein kann.

Warum gehen Paare eine On-Off-Beziehung ein?

Man verliebt sich, trennt sich, vermisst sich, kommt wieder zusammen – der endlose Kreislauf von Trennung und Versöhnung kann für die betroffenen Paare sehr kräfteziehend sein, schon allein wegen des wiederkehrenden Trennungsschmerzes. Diplom-Psychologin und Sexual- und Paartherapeutin Nele Sehrt sieht den Hauptgrund darin, dass sich Paare dennoch darauf einlassen, dass Menschen oft Abstand suchen, um schwierige Situationen wie Partnerschaftskonflikte zu verarbeiten.

„Im Beisein des Partners oder der Partnerin kann es sehr schwer sein, sich emotional zu distanzieren, deshalb kann eine Trennung für manche Paare den nötigen Abstand schaffen,“ so die Hamburger Expertin. Manchmal sei die Distanz in einer Beziehungspause sogar hilfreich, um sich über die eigenen Gefühle klar zu werden und zu erkennen, wie viel einem der andere Partner noch bedeute.

Andere Paare, so die Psychologin, gingen eine On-Off-Beziehung ein, weil sie Angst vor dem Alleinsein oder festen Bindungen hätten. Und wieder andere Paare würden sich trennen, weil sie konfliktscheu seien oder Kommunikationsprobleme hätten. Ihre Erfahrung zeigt: Die Gründe für eine On-Off-Beziehung können von Paar zu Paar unterschiedlich sein. Oft entstehe diese aber aus der Dynamik von beiden – etwa einem oder einer, die Verlust- oder Bindungsangst habe, und einem oder einer, die fast schon süchtig sei nach Liebe.

Hat eine On-Off-Beziehung eine Chance?

Das Problem bei On-Off-Beziehungen ist, dass sich die Partner meist immer noch lieben – und trotz aller Differenzen nicht voneinander lassen können. „Meist haben sich die Paare so aneinander gewöhnt, dass sie es immer wieder versuchen, auch wenn es regelmäßige Trennungen erfordert“, erklärt Paar- und Sexualtherapeutin Sehrt. Da sich schwerwiegende Probleme aber nicht von selbst in Luft auflösen, bleiben sie oft bestehen – und führen zu neuen Konfliktsituationen. Die Folge: Ein erneuten Liebesaus auf das ein romantisches Comeback folgt. Ein Teufelskreis.

Worum es in einer Paartherapie geht – und woran Paare merken, dass sie reif dafür sind

weitere Videos

    Wie lange dieser Kreislauf anhält, hängt von der jeweiligen Partnerschaft selbst ab. Meist sei die Beziehung aber dann zu Ende, wenn der Partner oder die Partnerin, von der oder dem sich ständig getrennt werde, nicht mehr nach dem „Warum“ suche, sondern die Entscheidung zur Trennung selbst treffen wolle, sagt die Paartherapeutin.

    Sind On-Off-Beziehung gesund?

    Unsicherheit, Frustration, Eifersucht, Depressionen, Angstzustände – die Folgen von On-Off-Beziehungen sind vielfältig. „Je stärker die Paare mit ihren Gefühlen involviert sind, desto schmerzhafter ist die Trennung“, sagt Paartherapeutin Sehrt. Vor allem, wenn es etwas Fremdbestimmtes sei, werde es für den anderen schmerzhafter, so Sehrt weiter. Man habe keinen Einfluss darauf, ob und wann sie der Partner oder die Partnerin wieder trenne und fühle sich hilflos.

    „Eine derart instabile Form des Zusammenlebens kann auch zu Schamgefühlen führen“, sagt Sehrt. Freunde und Bekannte, die den Betroffenen trösten und gemeinsam durch den Liebeskummer gehen, zeigten mit der Zeit weniger Verständnis. Die mögliche Folge: Der Betroffene verschließt sich immer mehr, schweigt aus Angst, kritisiert oder ausgelacht zu werden. Im schlimmsten Fall isoliert er sich.

    Ist eine On-Off-Beziehung toxisch?

    Manchmal ist eine toxische Dynamik der Grund für das Auf und Ab in der Beziehung. „Wenn das Paar so zerstritten ist, dass es in einen destruktiven Kreislauf von Vorwürfen und Rechtfertigungen gerät, kann es in toxische Verhaltensweisen verfallen“, sagt Paartherapeutin Sehrt. Die Beziehung ist dann durch extreme Hoch- und Tiefphasen gekennzeichnet.

    Wie kommt man aus einer On-Off-Beziehung heraus?

    Wenn Paare merken, dass die Liebe mehr Kraft kostet als sie gibt, kann eine Trennung sinnvoll sein. „Das geht mit Konsequenz“, erklärt die Paar- und Sexualtherapeutin Nele Sehrt. Gerade, wenn der Partner es gewohnt sei, dass der andere nach einem Streit verspricht, alles zu ändern, um die Liebe zurückzugewinnen, sollte man der Versuchung nicht nachgeben. Hilfreich kann es laut der Expertin auch sein, die Nummer des (Ex-)Partners zu sperren sowie den Kontakt privat und über soziale Medien zu vermeiden, bis man das Gefühl hat, über die Beziehung hinweg zu sein.

    Nele Sehrt rät zudem, dass insbesondere die Person, die immer wieder eine Trennung vorschlägt, sich mit sich selbst auseinandersetzen sollte – egal ob vor oder nach dem Beziehungsaus. Mögliche Fragen könnten sein: Was macht mir wieder Angst? An welcher Stelle fliehe ich aus der Beziehung? Und warum ziehe ich die Trennung immer wieder vor? „Beziehungen sind generell immer eine Einladung zur Selbstreflexion“, betont die Paartherapeutin.