Hamburg. Wer schwanger ist, nimmt zwangsläufig zu. Doch wie ernährt man sich richtig? Dr. Matthias Riedl richtet deutliche Hinweise an Mütter.

Viele Hörerinnen und Hörerinnen des Podcasts „Dr. Matthias Riedl. So geht gesunde Ernährung“ nutzen den kurzen Draht zum Ernährungs-Doc, um Antworten zu bekommen. In der aktuellen Folge beantwortet Dr. Riedl ihre Fragen zu gesunden Lebensmitteln, Hilfe bei Schmerzen und gesundheitlichen Problemen – und wie man sie durch Ernährung verbessern kann.

Gemüse aus der Retorte

Vertical Farming (vertikale Landwirtschaft) ist die Produktion von Obst und Gemüse in mehreren Etagen übereinander. Aber wie gesund sind diese Lebensmittel eigentlich? „Es ist so, dass diese saubere Umgebung, also bakteriell cleane Lebensmittel, für uns eigentlich gar nicht so nötig sind. Wir brauchen für unser Immunsystem schon von Kind auf Bakterien“, sagt Dr. Matthias Riedl. „Wir wissen, dass Kinder, die weniger Kontakt mit Schmutz hatten, einfach mehr Allergien haben.“

Die Pflanzen seien total hygienisch, aber weil sie keine Umgebungsstressoren wie etwa Parasiten kennen, müssten sie auch weniger Abwehrstoffe gegen äußere Einflüsse bilden.

„Das heißt, solche Pflanzen bilden weniger sekundäre Pflanzenstoffe, und die sind wiederum bei uns total aktiv. Wir wissen, dass diese von der Darmflora als Nahrung mitbenutzt und zu richtigen bioaktiven Substanzen umgebaut werden“, so der Ernährungs-Doc.

Das führe zu einer geringeren Biodiversität. „Wir werden dann nur noch von bestimmten Pflanzen ernährt, das macht schon ein bisschen Monotonie. Das sind die Nachteile.“

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Wie gesund sind Sojaprodukte?

Wie gesund sind Räuchertofu als Fleischersatzprodukt, Sojagranulat, Seitan beziehungsweise Weizenglutenpulver? Hülsenfrüchte seien als Grundnahrungsmittel ein ganz wesentliches Element – beispielsweise in der traditionellen asiatischen Ernährung sei das ein Fundament, sagt der Ernährungs-Doc.

„Sojabohnen sind voll von sekundären Pflanzenstoffen und auch Phytohormonen – die ahmen zum Teil auch ein bisschen Östrogenwirkung nach. Das führt auch dazu, dass zum Beispiel Wechseljahresbeschwerden in asiatischen Ländern einfach sehr selten sind.“

Es gelte allerdings: Je weniger verarbeitet Soja sei, desto besser ist es. „Eine leichte Verarbeitung ist in Ordnung, denn diese Sojaprodukte liefern wirklich wertvolles pflanzliches Eiweiß. Sojageschnetzeltes ohne Gewürze und weitere Zusätze ist völlig in Ordnung. Aber wenn da noch was zugesetzt wird, dann lieber nicht“, sagt der Ernährungsmediziner.

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Schmerzen an den Gelenken

Schmerzen an den Gelenken können unterschiedliche Ursachen haben. Jede Gelenkerkrankung sollte aber unbedingt einmal beim Rheumatologen vorgestellt werden, sagt Dr. Matthias Riedl, um auszuschließen, ob eine rheumatische Erkrankung dahinter steckt, denn da gebe es viele Formen.

Reaktive Arthritis sei eine Reaktion auf eine Infektion außerhalb des Gelenks und diese Infektion könne im Darm oder Harnweg oder anderswo aufgetreten sein, und dieser Infekt sei meistens unbemerkt. Darum sei es wichtig, Entzündung zu vermeiden. „Das erreichen wir mit einer pflanzenbasierten, artgerechten Ernährung, mit vielen wertvollen Omega-Drei-Fettsäuren, wovon 90 Prozent der Bevölkerung viel zu wenig haben“, sagt Riedl. Gute Quellen seien zum Beispiel kaltgepresstes Leinöl, Walnussöl, Chiaöl, Fisch- oder Algenöl. Sie seien aber allesamt hitzeempfindlich und gehören in die kalte Küche.

„Man sollte, wenn man eine entzündliche Erkrankung hat, den Omega-drei-Index bestimmen lassen. Der sollte zwischen acht und 11 Prozent liegen. Der Deutsche liegt irgendwo bei vier, fünf Prozent, die Amis liegen bei vier Prozent.“ Westliche Ernährung sei arm an entzündungslindernden Lebensmitteln.

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Schwangere und ihre Ernährung

Ernährung in der Schwangerschaft ist deshalb ein wichtiges Thema, weil da „ein neuer Mensch entsteht, und unsere Krankheiten sind ja zu 75 Prozent genetisch“, sagt Riedl. „Aber mit der falschen Ernährung können wir bei den 25 Prozent, die die Lebensweise mitbestimmt, enorm viel Schaden anrichten.“

Wichtig sei, dass eine Schwangere nicht zu stark zunimmt, denn „das erhöht epigenetisch das Risiko fürs Kind für Krebs, für Übergewicht und Diabetes Typ zwei“. Allerdings sollte man in der Schwangerschaft auf keinen Fall eine Diät machen. „Eine gute Orientierung liefert die artgerechte Ernährung. Das heißt ausreichend Gemüse und Obst, Hülsenfrüchte, hochwertige Öle und sparsam bei kohlenhydratreichen Beilagen, dann lieber Vollkorn und eiweißreiche Produkte wie Linsen, Nudeln nehmen. Wenn man Sport treibt, darf man mehr Kohlenhydrate essen.“

Weißmehlprodukte, Kuchen und vor allen Dingen Fertigprodukte sollte Schwangere meiden „wie der Teufel das Weihwasser, weil da Chemie drin ist“, sagt der Ernährungsmediziner.

„Ich habe vor einigen Jahren ein Buch geschrieben über artgerechte Ernährung und geguckt, wie ernähren sich denn die Leute, die 100 Jahre alt werden? Die ernähren sich artgerecht – ob das jetzt in Asien ist oder in Europa oder in Amerika.“

Rezept: Pizza mit Käse-Quark-Boden

FÜR 2 PERSONEN | 15 MIN. ZUBEREITUNG | 30 MIN. BACKEN, PRO PORTION: CA. 555 KCAL | 39 G EW | 36 G F | 16 G KH

Pizza mit Käse- Quark-Boden aus „Dr. Matthias Riedl. Meine 100 besten Rezepte. Gräfe und Unzer.
Pizza mit Käse- Quark-Boden aus „Dr. Matthias Riedl. Meine 100 besten Rezepte. Gräfe und Unzer. © Graefe und Unzer Verlag

Zutaten:
Für den Pizzaboden: 120 g Emmentaler (am Stück, max. 45 % Fett i. Tr.), 150 g Quark (20 % Fett), 2 Eier (M), 3 EL Haferkleie, ½ TL Salz.
Für den Belag:1 EL Tomatenmark, 100 g passierte Tomaten (aus der Dose), ½ TL Pizzagewürz, Salz, Zucker, 1 Tomate, 30 g schwarze Oliven (entsteint), 2 Stängel Basilikum.

Zubereitung:
1. Den Backofen auf 200 Grad vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier belegen.

2. Für den Pizzaboden den Käse fein reiben, 70 g zum Bestreuen beiseitestellen. Den Quark mit den Eiern in einer Rührschüssel mit den Rührbesen des Handrührgeräts schaumig schlagen. Die übrigen 50 g Käse und die Haferkleie gründlich unterrühren. Die Käsemasse mit dem Salz würzen und auf dem Backblech gleichmäßig dünn zu einem Rechteck verteilen (dabei füllt die Masse das Blech nicht vollständig aus). Den Pizzaboden im Ofen (Mitte) ca. 15 Min. backen.

3. Währenddessen für den Belag das Tomatenmark mit den passierten Tomaten verrühren und mit Pizzagewürz, Salz und 1 Prise Zucker würzen. Die Tomate waschen und in dünne Scheiben schneiden, dabei den Stielansatz entfernen. Die Oliven halbieren. Das Basilikum waschen, trocken tupfen und die Blätter abzupfen.

4. Den Pizzaboden aus dem Ofen nehmen, sofort mit der Tomatensauce bestreichen und mit Tomatenscheiben und Oliven belegen. Mit dem beiseitegestellten Käse bestreuen und die Pizza im Ofen (Mitte) in ca. 15 Min. fertigbacken. Der Boden sollte dann knusprig und der Käse geschmolzen sein. Die Pizza herausnehmen, mit dem Basilikum garnieren und sofort servieren.

Dr. Matthias Riedl: „Meine 100 besten Rezepte“, Gräfe und Unzer, 28 Euro.
Dr. Matthias Riedl: „Meine 100 besten Rezepte“, Gräfe und Unzer, 28 Euro. © Graefe und Unzer Verlag