Berlin. Soldatenfliegen finden bisher höchstens als Futtermittel Verwendung. Jetzt haben Wissenschaftler revolutionäre Pläne mit dem Insekt.

Die Idee klingt so irre wie genial: Wissenschaftler der Texas A&M University arbeiten daran, aus toten Fliegen biologisch abbaubares Plastik zu machen. Ihre Pläne stellten die Forscher beim jüngsten Treffen der American Chemical Society (ACS) vor. "Meine Kollegen und ich arbeiten seit 20 Jahren daran, in der Natur vorkommende Materialien zu natürlich abbaubaren Polymeren zu verarbeiten", erklärt Karen Wooley, wissenschaftliche Leiterin des Projekts.

Ihrer Meinung nach böten sich tote Soldatenfliegen besonders an, da sie keine andere Verwendung als die Transformation zu Plastik hätten. Andere natürlich vorkommende Materialien oder Lebewesen würden dagegen meist für andere Zwecke benötigt, etwa um Nahrungsmittel oder Treibstoffe herzustellen.

Soldatenfliegen sollen Bio-Plastik-Reste auch wieder fressen

Die Wissenschaftler sind besonders an Chitin interessiert, einem auf Zucker basierendem Polymer, das vor allem im Panzer von Insekten oder Krustentieren vorkommt. Wie die Forscher betonen, sei das aus den Fliegen gewonnene Chitin noch reiner als das bei Krustentieren. Daraus haben die Wissenschaftler bereits ein Hydrogel entwickelt, das extrem viel Wasser binden kann – nämlich das 47-fache seines Eigengewichts. Und das in nur einer Minute. Das Gel könne bei Überschwemmungen eingesetzt werden, um Wasser förmlich aufzusaugen. Später könne es die Feuchtigkeit in Trockenperioden in Form wieder abgeben und so zur Bewässerung beitragen.

Nun wollen die Wissenschaftler auch Bioplastik aus toten Sodatenfliegen herstellen. Polycarbonat und Polyurethan werden bisher durch petrochemische Prozesse hergestellt. Das Problem: So gewonnenes Plastik ist nicht abbaubar und stellt ein erhebliches Umweltproblem dar. Als zusätzlichen Clou stellen sich Wooley und ihre Kollegen vor, dass die Soldatenfliegen Bioplastik-Abfälle wieder fressen, nur um später als tote Fliegen selbst wieder zum Ausgangspunkt für Bio-Plastik zu werden. (tok)