Im Pazifik haben Forscher ein völlig unbekanntes Ökosystem entdeckt. Risse in der Erdkruste machen das Leben in der Tiefsee möglich.

  • Im Pazifik haben Forscher eine Entdeckung gemacht, die für eine Revolution in der Meeresforschung sorgen könnte
  • In extremer Tiefe stießen sie auf ein bislang unbekanntes Ökosystem
  • Ein Roboter entdeckte Würmer, Schnecken und Bakterien – bei Wassertemperaturen von 25 Grad

Ein von der Meeresbiologin Monika Bright geleitetes internationales Forscherteam hat bei einer Expedition ein bisher unbekanntes Ökosystem in der Tiefsee aufgedeckt. Wie die Universität Wien im August bekanntgab, befand es sich unter der Oberfläche hydrothermaler Schlote eines bereits gut untersuchten Unterwasservulkans am Ostpazifischen Rücken vor Mittelamerika – in 2500 Metern Tiefe.

Während der 30-tägigen Forschungsreise auf dem Schiff Falkor des Schmidt Ocean Institute stießen die Wissenschaftler aus sechs Ländern auf die Entdeckung: Tiere, die Hohlräume im Gestein unterhalb der Hydrothermalquellen besiedeln.

Eine große Ansammlung von Röhrenwürmern in den Fava Flow Suburbs, einer Stelle am Ostpazifischen Rücken in 2.500 Metern Tiefe.
Eine große Ansammlung von Röhrenwürmern in den Fava Flow Suburbs, einer Stelle am Ostpazifischen Rücken in 2.500 Metern Tiefe. © Schmidt Ocean Institute | Schmidt Ocean Institute

Hydrothermalquellen sind heiße Unterwasserquellen, die durch Plattenverschiebungen entstehen. Das Wasser, das durch die Risse in der Erdkruste aufsteigt, kann dabei bis zu 380 Grad heiß sein. Es erwärmt somit auch das Wasser in der unmittelbaren Umgebung.

Meeresforschung: Wissenschaftler wollen Daten weiter auswerten

Dass an solchen Hydrothermalquellen Leben existiert, war bereits zuvor bekannt. Neu ist jedoch, dass Tiere Hohlräume im Gestein unter Hydrothermalquellen besiedeln. Dort fanden die Forscher mithilfe eines Roboters eine Vielzahl von Würmern, Schnecken und Bakterien, die sich im 25 Grad warmen Wasser tummelten.

Das Forschungsschiff Falkor (too) bei Sonnenaufgang bei der Arbeit über dem Tica-Vent auf dem ostpazifischen Höhenzug in 2.500 Metern Tiefe. In diesem Gebiet wurden Experimente durchgeführt, bei denen die Theorie der Ausbreitung von Arten durch Risse in der Erdkruste getestet wurde
Das Forschungsschiff Falkor (too) bei Sonnenaufgang bei der Arbeit über dem Tica-Vent auf dem ostpazifischen Höhenzug in 2.500 Metern Tiefe. In diesem Gebiet wurden Experimente durchgeführt, bei denen die Theorie der Ausbreitung von Arten durch Risse in der Erdkruste getestet wurde © Schmidt Ocean Institute | Schmidt Ocean Institute

"Mit dieser Entdeckung hat sich unser Verständnis des tierischen Lebens in den Hydrothermalquellen der Tiefsee erheblich erweitert", wird Forschungsleiterin Bright in der Mitteilung zitiert. "Es gibt zwei dynamische Lebensräume in den Quellen. Tiere oberhalb und unterhalb der Erdoberfläche gedeihen gemeinsam, abhängig von der Thermalflüssigkeit von unten und dem Sauerstoff im Meerwasser von oben."

Monika Bright untersucht Proben von Röhrenwurmlarven.
Monika Bright untersucht Proben von Röhrenwurmlarven. © Schmidt Ocean Institute | Schmidt Ocean Institute

Die Entdeckung gelang, nachdem das Team Experimente mit dem Roboter durchführte. Durch das Anbringen von Boxen über Rissen in der Vulkankruste und das spätere Umkehren dieser Gesteinsbereiche konnten bereits ausgewachsene Tiere gesichtet werden. Dies gibt Aufschluss darüber, wie sich solch ein Ökosystem schnell etablieren kann, wenn eine neue hydrothermale Quelle entsteht. Die Ergebnisse könnten das bisherige Verständnis dieser einzigartigen Lebensräume revolutionieren.

Die erhobenen Daten werden von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in den kommenden Monaten ausgewertet. (fmg/bekö)