Mallorca. Ein Arztbesuch auf Mallorca ist oftmals mit langen Wartezeiten und hohen Kosten verbunden. Was Urlauber im Vorfeld wissen sollten.

Spanien zieht jedes Jahr viele Touristen aus dem deutschsprachigen Raum an. Ein unvergesslicher Urlaub kann jedoch getrübt werden, wenn ein Arztbesuch notwendig wird. Auf Mallorca kann schon eine Erkältung teuer werden – vor allem, wenn man sich für einen deutschen oder spanischen Privatarzt auf der Insel entscheidet.

Das spanische Gesundheitssystem: Stärken und Schwächen

Anders als in Deutschland ist das Gesundheitswesen in Spanien zentral organisiert. Es wird aus Steuermitteln und nicht aus Sozialversicherungsbeiträgen finanziert. Insgesamt werden so landesweit rund 2.700 Gesundheitszentren unterhalten. Diese sind die erste Anlaufstelle für kleinere medizinische Probleme und Sitz von Hausärzten, Kinderärzten und Physiotherapeuten.

Die Regierung legt großen Wert darauf, dass das nächste Gesundheitszentrum für jeden Patienten innerhalb von 15 Minuten erreichbar ist, egal ob in Großstädten wie Madrid, Barcelona oder Málaga, auf Inseln wie Mallorca oder in ländlichen Gebieten.

Der Hausarzt überweist bei Bedarf an Fachärzte und entscheidet über die Dringlichkeit einer fachärztlichen Behandlung. Ohne Überweisung des Hausarztes können Fachärzte nur im Notfall aufgesucht werden. Eine Schwäche des spanischen Gesundheitssystems sind die langen Wartezeiten auf einen Facharzttermin.

Um Zeit zu sparen, können sich Urlauber aus anderen EU-Ländern auch in so genannten PACs (Punto de Atención Continuada) behandeln lassen. Diese Zentren sind rund um die Uhr geöffnet und verfügen über eine Notaufnahme. Die Ärzte dort überweisen die Patienten bei Bedarf in ein Krankenhaus, erklärt eine Sprecherin der balearischen Gesundheitsbehörde IBSalut gegenüber "Bild".

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Krank im Urlaub: Gesetzlich Versicherte sind gut abgesichert

Grundsätzlich sind gesetzlich Versicherte auf Mallorca im Krankheitsfall gut abgesichert. Wie in vielen anderen Ländern gilt auch in Spanien die Europäische Krankenversicherungskarte. Mit dieser Karte können EU-Bürger während ihres Aufenthalts in Spanien kostenlos einen Arzt in den öffentlichen Gesundheitszentren aufsuchen. Außerdem werden die Behandlungskosten für die meisten Krankheiten erstattet (eine Übersicht für Deutschland finden Sie hier). In einigen Fällen, wie bei stationären Krankenhausaufenthalten oder Medikamenten, ist eine Zuzahlung vorgesehen.

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Mallorca: Die Kostenfalle bei den privaten Arztpraxen

Anders sieht es bei Privatpraxen aus: Auf Mallorca gibt es keine Gebührenordnung, die die Honorare privater Kliniken und Ärzte begrenzt, so die Mallorca Zeitung. Oft müssen Patienten in Vorleistung gehen und versuchen, das Geld von ihrer heimischen Krankenkasse erstattet zu bekommen, was manchmal nur teilweise gelingt. Einige deutsche Krankenkassen kooperieren inzwischen mit spanischen Privatärzten, bei denen die Abrechnung direkt zwischen Privatarzt und Krankenkasse erfolgt. In diesem Fall ist keine finanzielle Vorleistung des Patienten erforderlich.

Wer die hohen Kosten nicht selbst tragen möchte, sollte sich vorher in einem öffentlichen Gesundheitszentrum behandeln lassen. Auch hier empfiehlt es sich, die Kostenübernahme vor Behandlungsbeginn zu klären und die Europäische Krankenversicherungskarte vorzulegen.

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Arztbesuch in Spanien mit Auslandskrankenversicherung: Diese Vorteile gelten

Wenn Sie eine gültige Auslandskrankenversicherung haben, können Sie in den meisten Fällen auch private Ärzte aufsuchen. Die Kosten müssen Sie jedoch zunächst selbst tragen. Gegen Vorlage der Originalrechnungen erstattet die Auslandskrankenversicherung die gezahlten Beträge. Dies gilt jedoch nur für akute Erkrankungen. Wenn sich bekannte Krankheiten im Ausland verschlimmern, übernimmt die Versicherung die Kosten für einen Arztbesuch in der Regel nicht.

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Notrufnummern und Wahl des Krankenhauses: Wissenswertes für medizinische Notfälle auf den Balearen

In absoluten Notfällen muss ein Krankenwagen gerufen werden. Unter der Nummer 061 erreicht man direkt die Leitstelle für medizinische Notfälle. Der Notarzt kann auch über die allgemeine Notrufnummer 112 alarmiert werden. In der Leitstelle wird in der Regel Deutsch oder Englisch gesprochen. Welches Krankenhaus angefahren wird, entscheiden die örtlichen Ärzte.

Wer ein Smartphone mit einer spanischen Telefonnummer besitzt, kann sich außerdem kostenlos die App My112 herunterladen. Im Notfall sendet das Handy per Knopfdruck den eigenen Standort an die Einsatzkräfte und ruft einen Krankenwagen.