Gifhorn. Hinter dem Schloss entstand ein Mehrfamilienhaus mit Anschluss an einen See.

Warme Materialien und eine Architektur, die sich mitten in der Stadt der Natur öffnet. Mit diesen Zutaten entwickelte Architekt Holger Hörmann in der Altstadt von Gifhorn ein Ensemble, das ganz zeitgemäß Funktionen wie Wohnen und Arbeiten vereint.

Es ist immer wieder erstaunlich, welche besonderen Orte der historische Kern von Gifhorn bietet: naturnah, am Wasser gelegen, idyllisch ruhig. Dazu Blicke auf von Grün eingefasste Windmühlen, die heute glücklicherweise als lautlose Nachbarn das Wohnen wie in einem Postkartenmotiv verschönern.

„Ein Haus sollte immer den Ort bewahren und respektieren“, meint Architekt Hörmann. „Wichtig sind das Feingefühl für Proportionen und Materialien“. Hier in dieser kleinen Straße hinter dem Schloss, umgeben von Mühlen-, Schlossteich und Ise, ergibt der Mix aus Ein- und Mehrfamilienhäusern, dazu aus öffentlichen Gebäuden eine heterogen gewachsene städtebauliche Struktur. „Dennoch passen diese unterschiedlichsten Gebäudeformationen und Dachlandschaften bestens zusammen“, erklärt Hörmann.

Umso überraschter waren Bauherr und Architekt von der Maßgabe der Baubehörde, das zum Wasser hin gelegene zweigeschossige Wohnhaus mit einem Satteldach zu versehen, geplant war es ursprünglich mit einem flach gedecktem Staffelgeschoss. Jetzt ist es als verschobenes steiles Satteldach wie ein eigenständiges Element ausgebildet und auf der Rückseite mit einer langgestreckten Dachgaube versehen. Der kleine kubische Bau zur Straße hin aber darf ein Flachdach tragen.

Seine Vorliebe für strukturierte Oberflächen und Naturmaterialien zeigt Architekt Hörmann durch das einheitliche Fassadenmaterial aus dunklem Muschelkalk, das das straßenseitige Bürohaus mit dem dreigeschossigen Wohngebäude optisch verbindet.

Betrachtet man das Wohnhaus von der Wasserseite, ist die ganze Front in Glas aufgelöst. Eine fast rahmenlose Glasfassade mit Einschnitten für Loggien holt die Landschaft ins Haus. Die Entmaterialisierung durch Glas erzeugt auch an den Giebeln eine optische Reduzierung des Bauvolumens. Natürlich kommt es ihm auf die Verbindung nach außen und die Blicke ins Freie an. „Wo steht die Sonne, was ist die schönste Aussicht bei welcher Tageszeit?“, das sind doch die alles entscheidenden Wünsche der Bauherren.

Im Innern sind die Materialien Holz, Sichtbeton, weißer Putz, dazu Bodenfliesen aus grauem Steinzeug und Stahl verwendet. Multifunktionalität, Praktikabilität mit freier und offener Wohlfühlatmosphäre zu kombinieren, das ist hier in einem puristischen Kanon gelungen umgesetzt.

Das Satteldach innen wirkt wie ein großes Zelt, die Oberflächen aus gekalkten, mineralisch gebundenen OSB-Platten wirken hell und klar, einfach cool komponiert. „Mir gefällt es, wenn die Struktur des Materials sichtbar bleibt“, beschreibt Hörmann seine Gestaltungsidee.

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Die Autorin ist Mitarbeiterin der Architektenkammer Niedersachsen