Helmstedt. In Helmstedt entstehen in einem Gebäude aus dem Mittelalter moderne Wohnungen.

Noch wird der letzte Feinschliff in den Innenräumen ausgeführt, ab Mai aber sollen die ersten Wohnungen im sanierten und umgebauten Professorenhaus in der Kybitzstraße 24 mitten im Zentrum von Helmstedt bezogen sein.

Die Geschichte des Gebäudes geht weit ins frühe Mittelalter zurück. 1575 wurde der Ursprungsbau in großen Teilen abgetragen, nur die Kellergewölbe und die Kemenate blieben übrig und wurden mit Fachwerk überbaut.

Was im 16. Jahrhundert ein großer Wirtschaftshof war für die Professorenfamilie mit Angestellten und Studierenden als Untermieter, veränderte sich über die Jahrhunderte mit seinen Eigentümern: Brauer, Müller und Bäcker. Jeder hinterließ Spuren in diesem Haus. Veränderungen je nach Bedarf, der sich bekanntlich über die Jahre ändert.

Dieses Fachwerkhaus ist auf fast alles vorbereitet und erfreulicherweise auch auf die neue Funktion als Mehrfamilienhaus der Kreis-Wohnungsbaugesellschaft Helmstedt mbH mit sechs Wohnungen unterschiedlichster Größe und Ausgestaltung. Die auf Umbauprojekte spezialisierten Braunschweiger Architekten Gondesen und Wenzig haben den Umbau und die Sanierung gemeinsam mit Jan Faltz durchgeführt.

Mit viel Gespür und wirkungsvollem Eingreifen in die alte Bausubstanz gelang es ihnen, die Raumqualitäten zu betonen und diese den heutigen Erfordernissen auch in Sachen positiver Energiebilanz anzupassen. Die Böden wurden begradigt, vor allem mehr Licht in die Räume getragen. Wenige Farben, dafür gesunde Materialien wie Lehmputz an den Wänden und Linoleum für den Boden lassen das einst düstere Innere des Hauses hell und großzügig erscheinen.

Die raue sandfarbene Substanz der Seitenwände fügt sich bruchlos in das Innere ein und ist an vielen Stellen sichtbar gemacht. Der Eingang wurde von der Gasse wieder an die Straße verlegt, historische Türenelemente wiederverwendet. Jede Wohnung verfügt über eine Wohnküche, die als Kommunikationsraum mit unterschiedlichsten Sitz- und Leseecken gestaltbar sind.

Nähe und Distanz, das ist besonders im Obergeschoss spürbar. Von hier aus blickt man auf die gegenüberliegenden Häuser und hat gleichzeitig nach Westen Sicht über die Dachlandschaften und das Juleum. Altes und Neues so zu verknüpfen, dass den Interventionen weder der historische Charme noch die Ansprüche an zeitgemäßes Wohnen zum Opfer fielen, das sind die gemeinsamen Ansprüche, die die Architekten zusammen mit der Helmstedter Denkmalpflege gelungen verwirklicht haben.

Entstanden ist so ein modernes Ambiente mit historischem Charme und das mitten im Quartier.

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Die Autorin ist Mitarbeiterin der Architektenkammer Niedersachsen.