Braunschweig. In Braunschweig entstand ein loftartiges Wohnhaus, das sich wandelnden Anforderungen anpassen kann.

Nach einer loftartigen Wohnung haben die Bauherren lange gesucht, „schließlich haben wir uns entschlossen, selber zu bauen“, sagt Elektroingenieur Kai Sölter. Zusammen mit Freundin Louise Wetzig, Architektin im Städtebau, und mit Unterstützung zweier weiterer Architektinnen haben sie einen 28 Meter breiten, 8,50 Meter tiefen Neubau mit flexiblem Grundriss gebaut, den sie seit März 2018 mit ihrem Nachwuchs bewohnen.

Das Gebäude fällt in der Einfamilienhaussiedlung in Braunschweigs Norden auf, nicht nur wegen der unbehandelten Lärchenhausfassade, die im Laufe der Zeit grau verwittern wird, und der perlgoldfarbenen Holz-Aluminium-Fenster und Eingangstüren. Sondern auch wegen der langen, geraden Front zur Straßenseite mit fast durchgehenden, liegend angeordneten Fenstern im Erd- und im Obergeschoss. Türklinken werden Besucher vergeblich suchen, beide Eingänge werden digital geöffnet, so wie im Inneren auch die Grundbeleuchtung über Smartphone oder Tablet geregelt wird.

In einem intensiven Prozess mit den beauftragten Architekten und den Handwerksfirmen hat das Bauherren-Paar einige Ideen und Kniffe verwirklicht, die nicht üblich sind. „Wir wollten uns neben dem aktuellen Wunsch nach einem Loft schon im Vorfeld viele Optionen offen halten, wie das Haus später genutzt werden kann“, sagt Sölter. Weil die Innenwände nicht tragen, sind viele Grundrissvarianten auf den insgesamt 430 m² möglich Eine spätere Aufteilung in bis zu vier Eigentumswohnungen – davon zwei altersgerecht – bei dem in Holz-Tafelbauweise gebauten Haus ist vorbereitet.

Nur bei genauem Hinsehen sind an der Außenfassade noch drei weitere wandbündige Tapetentüren mit goldfarbenen Fenstern und Holzfassade erkennbar. Eine davon wird schon heute von den Bewohnern genutzt, um aus der Küche auf ihre nach Osten und zur Straßenseite hin ausgerichtete Frühstücksterrasse zu gelangen. Die anderen beiden Eingangstüren im Obergeschoss könnten später durch nachträglich anzubauende Außentreppen erreicht werden.

Das Haus hat kein klassisches Fundament, die Bodenplatte aus wasserundurchlässigem Beton „schwimmt“ auf einer Kiesschicht. Der Boden im Inneren besteht aus einer geglätteten Betonschicht mit eingelassener Fußbodenheizung.

Im Inneren herrscht industrieller Charme vor, die Küche mit langen Arbeitsplatten und das Wohnzimmer sind ein offener Raum. Mit Strom wird das Haus über unter der Decke angebrachte Kabelbühnen versorgt, Steckdosen und Kabelrohre sind markant auf Putz verlegt. Kinderzimmer, Schlafzimmer und Bäder haben schwere Holztüren mit Absenkdichtung, so dass der offene Bereich und die privaten Räume weitgehend schalltechnisch abgeschirmt sind.

Das Haus ist am Tag der Architektur am 30. Juni zu besichtigen.
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Der Autor schreibt im Auftrag der Architektenkammer Niedersachsen.