Schwülper. Um Land- und Baumaschinenmechatroniker zu lernen, kam Alexander Rumpf aus Namibia nach Deutschland.

Mit dem Ausbildungsbeginn fängt für junge Menschen ein neuer Lebensabschnitt an. Für Alexander Rumpf bedeutete er gleichzeitig auch einen Umzug über eine Entfernung von rund 12 000 Kilometer. Der 19-Jährige ist auf einer Farm in Namibia aufgewachsen. Jetzt ist er bei Claas Braunschweig am Waller See, wo er zum Land- und Baumaschinenmechatroniker ausgebildet wird.

„Auf unserer Farm haben wir auch zwei Claas-Maschinen. Mit meinem Vater habe ich viel daran herumgeschraubt“, erzählt der Auszubildende in perfektem Deutsch. Seine Urgroßeltern sind einst aus der Region zwischen Hamburg und Kiel in das afrikanische Land ausgewandert. In seiner Familie werde deutsch gesprochen, berichtet Alexander Rumpf, der auf einer deutschsprachigen Schule seinen Realabschluss machte.

Angefangen hatte alles mit einem Praktikum bei Claas im Jahr 2015, das ihm ein Bekannter der Familie aus dem Raum Gifhorn vermittelt hatte. Nach seinem Schulabschluss in Namibia bewarb sich der 19-Jährige dann für einen Ausbildungsplatz – und bekam ihn. „Ein guter Eindruck beim Praktikum erhöht die Chancen, einen Ausbildungsplatz zu bekommen“, erläutert Claas-Geschäftsführer Dietrich Willeke. Durch die praktische Erfahrung könne man sehen, ob der potenzielle Mitarbeiter auch menschlich zum Betrieb passe.

Über die sozialen Aspekte hinaus ist technisches Verständnis wichtig. Die Wartung und Reparatur von Großmaschinen wie Traktoren, Mähdreschern oder Maishäckslern gehört zu den Hauptaufgaben. Neben mechanischem Geschick sind zunehmend Kompetenzen im elektronischen Bereich gefragt. Denn die Digitalisierung hat den landwirtschaftlichen Bereich fest im Griff. War es früher schon ein Fortschritt, die Bordcomputer der Landmaschinen zur Fehleranalyse per Notebook auslesen zu können, so hat jetzt die Telematik Einzug gehalten. Via Internet können Unternehmen die Daten der Fahrzeuge auch von ihrem Standort aus einsehen – die Einwilligung des Betreibers vorausgesetzt. Vorteil: Der Land- und Baumaschinenmechatroniker kann beim Besuch gleich mit dem richtigen Werkzeug und passenden Ersatzteilen anreisen.

Trotz aller Technik ist der Beruf körperlich fordernd. Schwere Ersatzteile müssen getragen werden. „Eine neue Hydraulikpumpe für einen Traktor wiegt dann schon mal 60 Kilo“, sagt Ausbilder Markus Meyer. Solche Teile müssten dann zu zweit bewegt werden. Und weil auch mal Karosserieteile geschweißt werden müssten, seien metallbauerische Fähigkeiten ebenfalls von Vorteil.

Für Alexander Rumpf war all das kein Problem. Die Arbeit auf der heimischen Farm hat ihn vieles gelehrt. Zusammen mit seinem Vater hat er dort sogar hobbymäßig alte VW-Käfer restauriert. Dennoch hat der Azubi in Deutschland schon viel Neues gelernt. Das erste Jahr hat er komplett mit Theorieunterricht an der Berufsschule verbracht. Jetzt hat die praktische Arbeit begonnen.

Was nach der insgesamt dreieinhalbjährigen Ausbildung kommt, ist ungewiss. Vielleicht ergeben sich hier Perspektiven, was nicht unwahrscheinlich ist. Die Übernahmequote bei Claas ist vergleichsweise hoch.

Aber auch eine Rückkehr nach Namibia ist denkbar. Vielleicht nicht auf die Farm mit bis zu 200 Schafen, mit einem Futterpflanzen-Anbau für rund 800 dort lebende Rinder. Aber vielleicht zu einer anderen Landmaschinen-Werkstatt in dem afrikanischen Land. „Die Betreiberfamilie hat keine Söhne, die den Betrieb übernehmen könnten. Das wäre dann eine Chance für mich“, sagt Alexander Rumpf.