Berlin. Ein Test zeigt: Geldinstitute lassen sich viele Dienste extra bezahlen. Doch es gibt noch Gratis-Modelle.

Die Zeit, in der Banken und Sparkassen Kunden mit einem kostenlosen Konto anlockten, scheint vorbei. In einer Untersuchung von 231 Kontomodellen von 104 Banken fand die Zeitschrift „Finanztest“ lediglich 23 Girokonten, die gratis und ohne Bedingung angeboten wurden. Viele Institute hätten neue Gebühren für Dienstleistungen eingeführt und sich bei der Begründung von Preiserhöhungen „erfinderisch“ gezeigt.

So habe die Frankfurter Volksbank etwa die Bargeldversorgung am Geldautomaten mit den Öffnungszeiten der Filialen verbunden, berichtet die Zeitschrift. Kunden, die ein Girokonto mit Einzelabrechnung hatten, müssten außerhalb der Öffnungszeiten 35 Cent pro Abhebung zahlen. Ein anderes Geldinstitut, die Salzlandsparkasse, stellt „Classic“-Kunden 50 Cent für jede Abhebung in Rechnung.

Mitunter würden Geldinstitute zwar mit einem kostenlosen Girokonto werben, dann aber für die Girocard eine Gebühr von zehn Euro pro Jahr verlangen. Das ist irreführend, befand die Wettbewerbszentrale und klagte vor dem Landgericht Düsseldorf. Mit Erfolg: Diese Form der Werbung erschwere für Kunden den Vergleich von Girokonten (Az.: 38 O 68/16). Die Werbung für das Kontomodell musste geändert werden.

Der Test zeigte aber auch: Es gibt noch kostenlose Girokonten, deren Modelle „ohne Wenn und Aber“ gratis sind. Die Tester fanden nicht nur Direktbanken, sondern auch Banken mit Filialen, die Kunden keine Gebühren in Rechnung stellen. Überregional seien das die Santander Bank, Santander Consumer Bank, Sparda Hessen und PSD Niederbayern-Oberpfalz. Regional würden einige PSD-Banken und die Sparda München ein Gratiskonto anbieten. Der vollständige Test kann unter www.test.de kostenpflichtig heruntergeladen werden.

„Gebühren für ein Konto sind durchaus in Ordnung“, findet Verbraucherschützer Thomas Mai, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bremen. Doch was darf ein Konto kosten? Einen festen Betrag gibt es nicht, aber eine Richtung: „Alles unter 100 Euro pro Jahr ist in Ordnung“, sagt Verbraucherschützer Mai. Die Stiftung Warentest, die „Finanztest“ herausgibt“, setzt die Grenze noch etwas niedriger an: „Wer mehr als 60 Euro im Jahr – die Kosten für die Kreditkarte nicht eingerechnet – für sein Girokonto ausgibt, sollte sich ein neues Konto suchen“, so „Finanztest“.

Geldinstitute können beim Kontowechsel helfen

Wer die Kosten für sein Girokonto senken will, muss nicht immer gleich das Geldinstitut wechseln. Man kann sich auch bei der eigenen Bank erkundigen, ob es nicht günstigere Kontenmodelle gibt, raten die Experten. Manchmal reicht es aber schon, sein Verhalten zu ändern, um Geld zu sparen. Online-Kunden etwa zahlen oft für jede Überweisung auf Papier Gebühren. Wer den Zahlungsauftrag am Computer eingibt, kann diese Kosten vermeiden.

Wer sein Konto wechseln will, kann die neue Bank die Arbeit erledigen lassen, erklärt die Verbraucherzentrale Bremen. Dafür müssten Kunden ein Konto eröffnen und das neue Geldinstitut zur Kontowechselhilfe ermächtigen. Das sollte sowohl online als auch in der Filiale funktionieren. Den Umzug übernimmt dann die neue Bank. Sie fordert innerhalb von zwei Geschäftstagen bei der alten Bank eine Liste der bestehenden Daueraufträge und der vorhandenen Informationen zu erteilten Lastschriftmandaten an.

Ebenfalls angefordert werden alle verfügbaren Informationen über eingehende Überweisungen und Lastschriften aus den vergangenen 13 Monaten. Die alte Bank muss innerhalb von fünf Geschäftstagen alle angeforderten Informationen liefern. Zugleich darf sie Daueraufträge nicht mehr ausführen und auch Lastschriften nicht mehr akzeptieren. Das Konto wird zu einem vom Kunden gewünschten Termin geschlossen. Restguthaben wird auf das neue Konto überwiesen. Die neue Bank richtet alle Daueraufträge ein und informiert auch Einzahler wie zum Beispiel den Arbeitgeber über die neue Kontoverbindung. „Alte und neue Konten sollten einige Zeit parallel laufen“, rät Thomas Mai. Auch sollten auf dem neuen Konto am Anfang die Buchungen kontrolliert werden.