Berlin. Smart Home: Was taugen Technik-Sets für Einsteiger? Vier Systeme im Alltagstest.

Technik-Hersteller möchten unser Zuhause schlauer und effizienter machen. Große Unternehmen wie Telekom oder RWE-Tochter Innogy bieten zwar eigene Plattformen mit reichlich Zubehör an – für die Steuerung via Internet aber verlangen sie monatliche Gebühren. Doch es gibt Smart-Home-Systeme ohne Zusatzkosten, die erstaunlich einfach einzurichten und zu bedienen sind. Unsere Zeitung hat vier verschiedene Systeme auf ihre Alltagstauglichkeit hin getestet.

Elgato Eve

Die deutsche Firma Elgato ist eines der wenigen Smart-Home-Unternehmen, die bei der Steuerung der Komponenten komplett auf Apples Plattform Home-Kit setzen. Das heißt, dass sich
Heizungsthermostat, schaltbare Mess-Steckdose, Fenster- und Türsensor, Bewegungsmelder, der Raumluftsensor und ein Außenthermometer nur per iOS-Gerät, also iPhone, iPad oder iPod Touch, bedienen lassen. Eine Basisstation benötigt man nicht, die Geräte kommunizieren per Bluetooth direkt mit dem iOS-Gerät. Gesteuert wird wahlweise über die sehr übersichtliche Eve-App oder über Apples Home-Kit-App.

Einrichtung: Das ist vorbildlich einfach. Batterien einlegen, mit der App einen Sicherheitscode vom Gerät per Kamera einscannen – fertig. Die Montage des Thermostats ist übrigens – wie auch bei allen anderen Sets – sehr einfach und ohne Werkzeug zu erledigen, Wasserschäden drohen hier nicht.

Bedienung: Unter Home-Kit ordnet man die Geräte einzelnen Räumen zu und kann außerdem sogenannte Szenen erstellen. Eine „Gute Nacht“-Szene etwa könnte alle Lichter löschen und die Heizungen herunter regeln. Alle Geräte können auch per Sprachbefehl an Siri gesteuert werden – „Siri, stell die Temperatur im Wohnzimmer auf
20 Grad“ – das fühlt sich schon nach Haus der Zukunft an. Um die Geräte von überall via Internet steuern zu können, muss wahlweise ein AppleTV dritter oder vierter Generation oder ein iPad mit iOS 10 zu Hause vor Ort bleiben. Bei Bedarf kann man die Hauskontrolle auch anderen iOS-Nutzern übertragen.

Fazit: Für Apple-Nutzer ist Elgato Eve eine sehr attraktive und vor allem sichere Lösung, die sich zusammen mit anderen Home-Kit-Geräten, etwa Philips Hue, nutzen lässt. Wie bei allen Funk-Systemen kann die Kontrolle in großen Häusern über mehrere Etagen schwierig werden – für das kommende Jahr hat Elgato ein Gerät zur Erweiterung der Reichweite angekündigt. Preis: 40 bis 70 Euro pro Komponente.

Medion Smart Home

Der Essener Konzern Medion hat gerade ein eigenes, sehr umfangreiches Smart-Home-Sortiment auf den Markt gebracht: Neben den üblichen Komponenten wie Thermostat, schaltbare Steckdose und Fenstersensor gibt es hier Rauch-, Bewegungs- und Erschütterungssensor sowie schaltbare, weiße LED-Birnen. Im neuen Jahr kommen außerdem eine Außensirene, eine Fernbedienung und LED-Birnen mit wählbarer Farbe dazu.

Einrichtung: Für die Nutzung ist zwingend eine Basisstation erforderlich. Sie und die Einzelkomponenten werden per App eingerichtet – nicht ganz so elegant wie bei Elgato, aber ohne technische Kenntnisse machbar.

Bedienung: Über die Smart-Home-App lässt sich alles gut steuern. Via „Szenarios“ können einfache Regeln erstellt werden, etwa, dass ein Licht angeht, wenn der Erschütterungssensor etwas registriert.

Fazit: Wer sich für ein Medion-System entscheidet, ist darauf festgelegt, hat aber eine recht große Auswahl an
vergleichsweise günstigem Zubehör. Die Fernsteuerung läuft via Basisstation über einen Medion-Server. Preis: 20 bis 50 Euro
pro Komponente, Basisstation
50 Euro.

AVM Smart Home

Die Berliner Macher der Fritz!Box-W-Lan-Router bieten nun auch zwei Smart-Home-Geräte auf ihrer Website an: Eine schaltbare Messsteckdose und einen Thermostaten vom Dritthersteller Comet DECT. In den kommenden Tagen folgt noch eine Funksteckdose für den Garten, später ein eigener Thermostat. Das Besondere bei der AVM-Lösung: Die Kompo+nenten kommunizieren über den Funk-Standard DECT, den üblicherweise Schnurlostelefone nutzen.

Einrichtung: Fritz!Box-Nutzer müssen fast nichts tun. Ein Druck auf die DECT-Taste am Router verbindet diesen mit Funksteckdose und Thermostat – fertig.

Bedienung: Zugriff auf die Steckdose und den Thermostaten hat der Nutzer über das Fritz!-Interface im Browser oder per App. Die iOS-Version erlaubt aktuell noch nicht die Temperatursteuerung, das soll mit dem nächsten Update aber folgen. Einfacher geht es, wenn man ein schnurloses Fritz!Fon (C4/C5, ab 55 Euro)
besitzt, darüber lassen sich die Geräte auch bedienen. Die Steuerung von außen erfolgt genau wie die Fernwartung der Fritz!Box.

Fazit: Für Fritz!Box-Besitzer ist das eine interessante Alternative, aktuell ist der Geräteumfang aber noch klein. Preis: ca. 45 Euro pro Einzelkomponente.

Devolo Home Control

Das Aachener Unternehmen – vor allem für seine Powerline-Geräte bekannt, die ein Datennetzwerk über das heimische Stromnetz spannen – hat mittlerweile auch ein umfangreiches Sortiment an Smart-Home-Geräten. Sie kommunizieren im Funkstandard
„Z-Wave“ miteinander und benötigen zwingend eine Basisstation (130 Euro). Dafür lassen sich zahlreiche Geräte anderer Hersteller auf Z-Wave-Basis einbinden.

Einrichtung: Wer bereits Devolo-Powerline nutzt, kann die Basisstation direkt darüber mit dem Router verbinden, ansonsten muss das per Lan-Kabel bewerkstelligt werden. Die einzelnen Geräte werden schnell und einfach via Knopfdruck ins System aufgenommen.

Bedienung: Mit der ganz neuen App ist die Bedienung sehr komfortabel geworden – ein paar Details fehlen aber noch. Fazit:
Devolo bietet ein rundes, gut bedienbares System an. Die einzelnen Komponenten sind etwas teurer, aber dank Z-Wave-Standard kann man auch Geräte von (günstigeren) Drittherstellern einbinden. Preis: 50 bis 80 Euro pro
Einzelkomponente, Basisstation 130 Euro.