Berlin. Elektronische Post abzusichern, gilt als kompliziert. Mit der „Volksverschlüsselung“ will eine Initiative von Fraunhofer SIT und Telekom das jetzt ändern.

Künftig soll die Verschlüsselung von E-Mails dank „Volksverschlüsselung“ für jedermann möglich sein.
Künftig soll die Verschlüsselung von E-Mails dank „Volksverschlüsselung“ für jedermann möglich sein. © IStock

Seit den Enthüllungen von Edward Snowden wissen die allermeisten Internetnutzer, dass elektronische Kommunikationsformen unsicher sind und potenziell mitgehört oder -gelesen werden können. Das betrifft auch eines der liebsten Medien: die E-Mail. Doch obwohl es kostenlose und sichere Möglichkeiten zum Verschlüsseln gibt, nutzt sie kaum jemand. Laut einer Umfrage im Auftrag des IT-Branchenverbands Bitkom gaben zum Jahresbeginn gerade einmal 15 Prozent der Nutzer an, E-Mail-Verschlüsselung zu verwenden. Als Grund für den Verschlüsselungsverzicht gaben knapp zwei Drittel der Befragten an, dass sie sich mit der Technik schlicht nicht auskennen.

Das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT will hier gemeinsam mit der Telekom nun Abhilfe schaffen. Ab Donnerstag starten sie ihre „Volksverschlüsselung“ für Privatpersonen. Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Können Mails einfach mitgelesen werden?

Das kommt darauf an: In einem offenen W-Lan-Hotspot kann das schnell passieren. Wichtig ist deshalb zunächst, dass man überprüft (oder beim Anbieter nachfragt), ob der Datenaustausch zwischen Mail-Anbieter und -Nutzer per „SSL“ beziehungsweise „TLS“ abgesichert ist. Damit wird die Verbindung zwischen Nutzer und Mail-Anbieter verschlüsselt, sodass Nachrichten, eingegebene Passwörter et cetera nicht abgefangen werden können. Die meisten großen Dienste bieten das mittlerweile standardmäßig. Im Browser erkennt man eine abgesicherte Verbindung am „https“ statt „http“ am Anfang der Adresszeile.

Doch selbst dann ist der Mail-Inhalt nicht sicher. Denn auf dem Server des Mail-Anbieters liegt dieser dann wieder unverschlüsselt und kann dort theoretisch von Geheimdiensten, Hackern oder auch dem Anbieter selbst eingesehen werden. Um auch dieses Risiko auszuschließen, muss der Mail-Text selbst – etwa mit einer Software wie PGP – verschlüsselt werden. Für Laien ist das nicht ganz trivial.

Was ist „Volksverschlüsselung“?

„Volksverschlüsselung“ ist die Initiative von Fraunhofer SIT und Telekom, um Verschlüsselung einfacher und bequemer zu machen. Sie nutzt das sogenannte S/MIME-Verfahren, um Mail-Inhalte zu verschlüsseln, es ist PGP zwar ähnlich, aber nicht dazu kompatibel. Ist die Volksverschlüsselung erst einmal im Mailprogramm eingerichtet, genügen wenige Klicks, um eine E-Mail verschlüsselt zu versenden beziehungsweise zu empfangen.

Kann ich damit dann ab sofort jede E-Mail verschlüsseln?

Ja und nein. Denn damit der Adressat die verschlüsselte Mail tatsächlich auch empfangen kann, muss dieser ebenfalls bei Volksverschlüsselung registriert sein. Andernfalls gibt es eine Fehlermeldung.

Wie richte ich die Software ein?

Unter volksverschluesselung.de kann man die Software herunterladen. Sie erläutert bei der Installation alle notwendigen Schritte. Zu Beginn ist eine Registrierung zwingend notwendig.

Wie registriert man sich?

Die Registrierung funktioniert über die Volksverschlüsselungssoftware. Beim ersten Einrichten muss man Namen und E-Mail-Adresse angeben und deren Echtheit bestätigen. Das klappt entweder per Online-Ausweisfunktion des neuen Personalausweises (ein entsprechendes Lesegerät für den PC wird dazu benötigt) oder – falls man Festnetzkunde der Telekom ist – mit den zugehörigen Zugangsdaten. Wer weder über das eine noch über das andere verfügt, kann sich auf Messen und Veranstaltungen des Fraunhofer SIT auch persönlich registrieren lassen. Künftig sollen aber noch weitere – unter anderem auch international nutzbare – Verfahren eingebunden werden.

Warum ist eine Authentifizierung

nötig?

SERVICE

Auf diesen Systemen läuft die Volksverschlüsselung: Derzeit ist die Software nur für Windows-PCs verfügbar. Sie lässt sich mit MS Outlook und Mozilla Thunderbird nutzen. Für die Zukunft seien aber auch Versionen fürMacOS und Linux sowie für Android und iOS geplant.