Braunschweig. Silke Kleemann und Axel Moh haben sich auf der Singlebörse Flirt38 kennengelernt. Im Sommer läuten die Hochzeitsglocken.

Die Geschichte von Silke Kleemann und Axel Moh lässt sich so zusammenfassen: Auf der Singlebörse Flirt38 angemeldet, einen Tag miteinander geschrieben, am nächsten Tag zum Essen verabredet, eine Woche später in den Urlaub gefahren, am zweiten Reisetag einen Heiratsantrag gemacht und vier Wochen später zusammengezogen.

Das ist doch irre, sagen die einen. Wenn’s passt, warum nicht?, sagen die anderen. Bei Silke Kleemann und Axel Moh ging es vielleicht etwas schneller, aber die Liebesgeschichte des Paares ist darum nicht weniger romantisch.

Juli 2013: Axel Moh ist 44, ein halbes Jahr zuvor trennt sich seine Frau von ihm. Er zieht mit Kumpels um die Häuser, recht schnell hat er sich allerdings ausgetobt. Im Radio wird er auf Flirt38 aufmerksam – Singles aus der Region. Er meldet sich an.

„Frauen zwischen 43 und 47, Nichtraucher, das waren meine Suchkriterien“, sagt der Wirtschaftsinformatiker. „Mir wurden um die 70 Mädels angezeigt, die darauf passten. Das ist schon faszinierend.“

Die erste Frau, die er trifft, „war nichts für mich“. Die zweite, „ganz nett, aber irgendwie hat es nicht gefunkt“. Immer wieder klickt er auf Silkes Profil, aber „ihre Bilder haben mir einfach nicht gefallen“, gibt er zu und schaut lächelnd zu Silke, seiner Verlobten.

Silke Kleemann, geschieden, zwei erwachsene Söhne, zwei weitere gescheiterte Beziehungen hinter sich, mag eigentlich keine Singlebörsen. „Viele sind nur auf eine schnelle Nummer aus und viele Männer haben mir auch nicht gefallen“, sagt die 45-Jährige. „Aber unsere Disco-Zeit ist vorbei und wo soll man sonst jemanden kennenlernen?“

Dann sieht sie Axels Profil und findet ihn „ganz passabel“. Also schickt Silke ihm einen Smiley. „Doch der Blödmann hat nicht darauf reagiert. Das hat mich echt geärgert, also habe ich ihn angeschrieben.“

Zu dem Zeitpunkt wohnen die beiden Braunschweiger nur fünf Straßen auseinander, haben sich aber noch nie gesehen. Ein paar Mails werden ausgetauscht und für den nächsten Tag verabreden sie sich zum Essen. „Als ich ihn sah, groß, gut aussehend, dachte ich: Kannst du ja mal machen“, sagt Silke Kleemann. „Als ich sie sah, dachte ich: Das ist nicht die Frau von den Fotos“, sagt Axel Moh.

Silke Kleemann lernt die direkte Art ihres zukünftigen Ehemanns gleich beim ersten Date kennen – und schätzen. „Er hat mich gefragt, ob ich in der kommenden Woche mit ihm zu den Wagner-Festspielen fahre und gesagt, dass er Parkinson hat“, sagt sie. „Da habe ich erstmal geschluckt.“

Am nächsten Morgen setzt sie sich an den Rechner, recherchiert über die Krankheit, telefoniert mit ihren Freundinnen, berät sich. Fahr, sagen ihre Freundinnen, schließlich habe sie nichts zu verlieren. Silke willigt letztlich ein. Für acht Tage geht es nach Bayreuth. „Die meisten unserer Freunde hielten uns für völlig bekloppt“, sagt Axel Moh. Am zweiten Tag in Bayreuth fragt er Silke, ob sie ihn im nächsten Jahr heiraten will. „Ja, warum nicht, habe ich gesagt“ erinnert sich Silke. „Ich dachte ja, der macht Witze.“