Die Experten sind sich einig: Nur die richtige Behandlung verhindert eine Entwicklung zum Dauerleiden

Ich leide seit Jahren unter Kopfschmerzen, seit vier Wochen sind sie akut. Mein Hausarzt und der Neurologe haben mir aber keine Medikamente verschrieben, weil ich herzkrank bin. Was kann ich tun?

Dr. Thomas Korol: Wann immer Sie Schmerzen haben, belastet das ihren Körper und auch ihr Herz. Auch wenn Sie Tabletten gegen ihr Herzleiden einnehmen, können Sie parallel etwas gegen die Kopfschmerzen tun, zum Beispiel, sollten die Schmerzen entsprechend heftig sein, mit Opiaten. Wenden Sie sich an einen Schmerztherapeuten. Vielleicht müssen Sie ja auch nur für eine kurze Zeit Medikamente einnehmen, um ihre Kopfschmerzen in den Griff zu bekommen. Darum brauchen Sie davor keine Angst zu haben.

Ich bin 85 Jahre alt und habe Rückenschmerzen, meine Wirbelsäule ist verkrümmt. Ich nehme Opiate, Schlafmittel und wenn die Schmerzen unerträglich werden Notfalltropfen. Ich bin ständig müde, das stört mich. Was kann ich ändern?

Gesine Arnold: Im hohen Alter verändert sich der Körper. Es kann sein, dass eine medikamentöse Einstellung, die einmal für gut befunden wurde, den Körper inzwischen zu sehr belastet, beispielsweise weil die Nierenfunktion schlechter geworden ist. Darum sollten Sie die Einnahme Ihrer Medikamente vom Hausarzt überprüfen lassen.

Meine Tochter ist 15 Jahre alt und hat seit zwei Jahren Kopfschmerzen. Sie bekommt aber keine Medikamente vom Hausarzt. Ist das richtig?

Dr. Gerd Kury: Ihre Tochter sollte sich von einem Spezialisten, in dem Fall von einem Neurologen, untersuchen lassen und sich dann an einen Schmerztherapeuten wenden.

Seit Jahren leide ich unter Migräne. Bei einem Anfall nehme ich Paracetamol ein, das hilft mir aber nur bedingt. Was kann ich stattdessen tun?

Dr. Gerhard Böcher: Führen sie einen Schmerzkalender, in dem Sie auflisten, wie oft und wie lange Sie starke Kopfschmerzen haben. Darüber sprechen Sie dann mit Ihrem Arzt. Die Häufigkeit der Migräneanfälle entscheidet unter anderem darüber, ob eine prophylaktische Medikamteneinstellung Sinn macht.

Ich bin trockener Alkoholiker und darf keine Schmerzmittel einnehmen, weil ich suchtgefährdet bin. Was kann ich sonst gegen meine Schmerzen tun?

Korol: Auch für Sie kann eine geeignete Therapieform gefunden werden. So gibt es Opiate mit einer "eingebauten Missbrauchsbremse", die den Patienten nicht zur Überdosierung verleiten.

Ich nehme Schmerzmittel, aber Sie lindern mein Leiden nicht. Mein Arzt will mir aber keine stärkeren Medikamente verschreiben. Ich bin übergewichtig und habe nachts Atemaussetzer. Warum darf ich keine anderen Schmerzmittel einnehmen?

Arnold: In Ihrem Fall ist die Einstellung auf stärkere Medikamente schwierig, denn die Atemaussetzer können sich dadurch verschlimmern. Aber wenn Sie sich nach Abklärung Ihrer Beschwerden in einem Schlaflabor unter stationärer Aufsicht auf ein Opioid einstellen lassen würden, könnte Ihnen das helfen.

Seit zwei Jahren habe ich solche Rückenschmerzen, dass ich mich kaum bewegen kann. Ich werde immer schwächer. Was raten Sie mir?

Kury: Zuerst müssen Sie die Schmerzen in den Griff bekommen, am besten mit einer Therapie, in der Sie auf Medikamente eingestellt werden. Sobald Sie schmerzfrei sind, müssen Sie physiotherapeutische Übungen machen, um Ihre Rückenmuskulatur zu stärken. Damit beugen Sie erneuten Schmerzen vor und können vielleicht schnell wieder auf die Medikamente verzichten.

Ich bin 76 Jahre alt und leide unter Kopfschmerzen. Dagegen nehme ich Diclofenac und ein Opioid. Beides hilft nicht ausreichend. Was kann ich tun?

Böcher: Diese Kombination der Medikamente ist kontraproduktiv. Sie sollten das Opioid weglassen und das Diclofenac nur an weniger als zehn Tagen im Monat einnehmen. Außerdem sollten Sie mit Ihrem Arzt sprechen, ob es sinnvoll ist, regelmäßig Medikamente zur Schmerzvorbeugung einzuleiten. Das kann gegen Spannungskopfschmerz helfen.

Seit einem Jahr plagen mich Rückenschmerzen. Schmerzmittel halfen nicht, darum hat mein Arzt die Therapie wieder abgebrochen. Muss ich mit den Schmerzen leben?

Korol: Wahrscheinlich haben Sie ein Medikament der Stufe 1 bekommen. Insgesamt gibt es vier Stufen der Wirkstärke. Die Wirkung hat bei Ihnen offenbar nicht ausgereicht. Jeder Mensch hat das Recht auf Schmerzfreiheit. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, dass Sie wieder bereit wären Medikamente zu nehmen, damit die Schmerzen vergehen und Sie sich wieder bewegen können. Mit Tabletten kann man leben, auch über Jahre hinweg – mit Schmerzen aber nicht.

Am 7. September gibt es eine Patientenveranstaltung des Vereins Deutsche Schmerzliga (Beratungstelefon 0700 3 75 37 53 75) in Salzgitter-Lebenstedt in der Zeit von 17 bis 19 Uhr im Hotel "Am See", Kampstraße 37.